Korsika – Insel

Napoleon behauptete, er könne seine Heimat an ihrem Duft erkennen. Und tatsächlich riecht Korsika so intensiv wie kaum eine andere mediterrane Insel. Das Parfüm der Insel Korsika heisst Macchia, ein undurchdringlicher Pflanzenteppich aus Wacholder, Ginster, Myrte, Mastixstrauch, Thymian, Lavendel und vielen anderen Kräutern und Sträuchern.

Korsika im Frühjahr ist für Geruchsmenschen ein kleines Paradies, für Pollenallergiker mitunter die Hölle. Früher stand Macchia auch als Name für den korsischen Widerstand, denn oft versteckten sich politisch Verfolgte oder auch gewöhnliche Kriminelle in dem korsischen Pflanzendschungel. Heute ist Macchia ein Markenzeichen für die verschiedenen Produkte geworden, vom Likör über das Badeöl bis hin zum Parfüm. Eine Werbevokabel, die Umsatz verspricht.

Im Sommer wird die Macchia zum Problem. Das dichte Gestrüpp trocknet in der Hitze schnell aus und brennt wie Zunder. Eine achtlos weggeworfene Zigarette oder eine Glasscherbe, in der das Sonnenlicht gebündelt wird, genügen, um verheerende Brände zu entfachen. Oft werden die Feuer auch gelegt, hier von Bauern, um mit dem Feuer zu roden, dort von Landbesitzern, die so neues Bauland schaffen wollen. Ganz werden die Hintergründe nur selten geklärt. Korsika hält einen traurigen Rekord. Denn nirgendwo in Europa brennt es so oft wie hier, cirka 500 Mal im Jahr. 30 Löschflugzeuge sind auf Korsika stationiert. Rund um die Uhr sind sie in Alarmbereitschaft.

Bei den schweren Waldbränden im Jahr 2003 sind auf Korsika 18 Menschen verletzt worden. Allein an einem Wochenende brannten im Departement Haute Corse 7.100 Hektar Wald und Gebüsch nieder. 650 Feuerwehrleute waren im Einsatz.

Während die Ostküste von langen Sandstränden gesäumt ist, bietet die Westküste teils felsige, teils sandige kleinere und größere Buchten. Wer Ibiza-Trubel und kulturelle Highlights sucht, wird allerdings enttäuscht sein. Korsika ist bekannt durch seine Landschaft mit klaren Bächen und Flüssen, deren Wasser man ungekocht trinken kann. Während in den Bergen noch Schnee liegt, lockt das Mittelmeer oft schon mit 20 Grad Celsius warmen Wasser.

Hier liegen alpine Landschaften und einsame Badebuchten so nah beieinander sonst nirgendwo. Mit einer mittleren Höhe von 568 Metern gilt Korsika als die gebirgigste Insel des Mittelmeeres. Mehr als die Hälfte des Eilandes liegt über 400 Meter, 50 Gipfel sind höher als 2.000 Meter. Der höchste Berg, der Monte Cinto, misst 2.706 Meter. Und das Gefühl der Höhe ist besonders intensiv, weil das Meer so nah ist.

Wer Korsika durchwandert oder an einem der vielen kleinen wilden Strände sitzt, bekommt ein Gefühl dafür, wie das Mittelmeer vor tausend Jahren gewesen sein mag. Es gibt sie noch, die Stellen, an denen man nur den Wind und die Vögel hört oder das beständige Rauschen des Meeres an der Küste. Im Sommer ist es dann an vielen Orten auch in Korsika mit der Ruhe vorbei. Dann dröhnt eine Armada von stinkenden Motoryachten und Jetski an der Küste entlang.

Auf vielen Rückseiten von Automobilen und Motorrädern sieht man ihn als Aufkleber, den schwarzen Männerkopf mit krausem Haar und weißem Stirnband, das Freiheitssymbol der Korsen. Die Experten kommen zu keiner eindeutigen Aussage, woher das korsische Symbol stammt. Im Jahr 1762 wurde der Mohrenkopf mit dem Stirnband unter Pascal Paoli zum offiziellen Wappen und Symbol für den Freiheitskampf der Korsen bestimmt. Es ranken sich viele Geschichten um die Entstehung des Mohrenkopfes als Symbol für das korsische Nationalgefühl.

Geschichtsforscher sagen, der Ursprung liegt in Aragon. In der Zeit des Machtgerangels zwischen Pisa und Genua setzte der Papst den König von Aragon als Verwalter für Korsika und Sardinien ein. Aragons Flagge zeigte bereits vier Mauren, verteilt um ein Kreuz, die vermutlich aus den Siegen über die Araber während der Kreuzzüge hervorgeht .

Vincentellu d’Istria, ein Korse in Aragons Diensten und Erbauer der Zitadelle in Corte, kämpfte gegen die pisanischen und genuesischen Besatzer. Er brachte vermutlich den Korsen den Mohrenkopf. Er wurde auf Korsika Vizekönig, aber bald von den Besatzern geschlagen und in Genua hingerichtet.

Die korsische Musik hat oft das Leid und den Tod zum Thema. Viele korsische Gruppen haben die alten Lieder wiederentdeckt und mit modernen Rhythmen und Instrumenten neu arrangiert. Gesungen wird fast immer auf Korsisch.
Sprache
Korsisch ist eine Sprache der italienisch-romanischen Gruppe. So einfach das klingt, so schwer haben sich Sprachwissenschaftler getan, dies anzuerkennen. Denn erst mit der Veröffentlichung des wissenschaftlichen Lexikons romanischer Linguistik 1988 wurde Korsisch in eine Liste von 14 romanischen Sprachen aufgenommen und damit sprachwissenschaftlich geadelt.

Korsisch ist kein importiertes oder abgewandeltes Italienisch, sondern das Ergebnis einer langen Sprachentwicklung aus dem Urlatein. Der toskanische Einfluss war im 9. Jahrhundert sehr stark. Die Genuesen hinterließen trotz ihrer fünf Jahrhunderte dauernden politischen Herrschaft nur wenig von ihrer Sprache, da auch sie Toskanisch als Schriftsprache übernahmen.

Die Korsen engagieren sich für die Anerkennung ihrer eigenen Sprache. Am deutlichsten wird das dem Besucher, wenn er die übersprühten Ortsschilder sieht, zum Beispiel Morosaglia in Merusaglia oder Corte in Corti. Die korsischen Ortsnamen sind überwiegend italienisch, denn Genua stellte beim Verkauf an Frankreich 1769 eine Bedingung: dass die Ortsnamen italienisch bleiben sollten.

In kleinen Schritten fasst die Anerkennung der Sprache allmählich Fuß. Den Ortsverbänden wird es selbst überlassen, ob sie neue Ortsschilder mit den alten Namen aufstellen wollen. Porto heißt heute wieder Portu. Korsisch kann in Corte studiert werden und wird von der französischen Regierung mittlerweile als Regionalsprache offiziell anerkannt. Somit darf sie an Schulen unterrichtet werden, hat jedoch immer noch nicht den Status eines Pflichtfaches, was viele Korsen fordern.
Wandern
Korsikas hochalpine Welt ist nichts für Anfänger. Ein Teil der Wanderrouten ist überaus anspruchsvoll und verlangt gute Kondition und jede Menge Klettererfahrung. Etwa 30.000 Wanderer besuchen jährlich die Insel. Der GR („Sentier de Grande Randonèe“) 20 ist der wohl bekannteste europäische Wanderweg. Er verläuft entlang der Hauptwasserscheide von Calenzana im Nordwesten der Insel bei Calvi nach Conca im Südosten, bei Porto Vecchio.

Die Strecke misst etwa 170 Kilometer und 10.000 Höhenmeter. Der GR 20 führt zum großen Teil durch wildes, unbewohntes Gebiet und berührt als einzigen Ort Vizzavona. Insgesamt trifft der GR 20 nur viermal auf eine Straße, und zwar bei den bedeutendsten Pässen: Col de Vergio, Col de Vizzavona, Col de Verde und Col de Bavella. Die Strecke kann in 12 bis 15 Etappen bewältigt werden. 13 Hütten bieten dem Wanderer Schutz. In einem eng markierten Teil darf in Hüttennähe auch gezeltet werden.

Als Alternative zum GR 20 gibt es seit einigen Jahren leichtere Stecken zwischen fünf und 20 Wandertagen, zum Beispiel Mare e Monti, Mare a Mare Nord, Mare a Mare Sud.

Bilder Korsika – Insel

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