Südafrika – Leoparden

Wir sind im Wildpark der Ngala Lodge auf der Pirsch nach Leoparden. Leoparden sind in der Regel nachtaktive und sehr scheue Tiere. Sie sind deshalb nicht leicht in der Wildnis zu beobachten. Das ist wohl auch der Grund, weshalb der Leopard die wohl am weitesten verbreitete Grosskatze ist. Leoparden passen sich den Lebensbedingungen optimal an. Sie sind daher auch in den unterschiedlichsten Regionen zu finden und halten sich sowohl im Dschungel als auch in Wüstenregionen auf.

In der Nacht zuvor haben wir mit unserem Ranger noch lange nach dem Essen bei einem Glas Wein zusammengesessen. Dabei hat er uns dann angeboten, dass er uns am nächsten Morgen ein besonderes Erlebnis bietet.

Er hat heute in der Nähe Spuren von Leoparden gesehen. Wir sollen an diesem Tag zu viert (Ranger, Helfer, Brigitte und Jürgen) den Leoparden suchen. Die beste Zeit sollte kurz vor Sonnenaufgang sein. Also heißt es um 3.00 Uhr in der Früh aufstehen und um 4.00 Uhr losfahren. Da diese Pirsch nicht ganz ungefährlich ist, hat sich unser Ranger bereits mit einem Gewehr (für alle Fälle) ausgerüstet. Bereits nach wenigen Kilometern bleibt unser Landrover mitten im Busch stehen. Sollte dies bereits das Ende der so heiß ersehnten Pirschfahrt sein?

Wir sind enttäuscht, doch unser Ranger gibt so leicht nicht auf. Eine Werkstatt ist natürlich in dieser Wildnis nicht zu finden. Hilfe kann nur über Funk in der Lodge angefordert werden, was aber auch den Abbruch der Safari bedeuten würde. Also helfen wir uns selbst. Tags zuvor hat es wie aus Eimern die ganze Nacht geregnet. Die gesamte Gegend ist versumpft. So ist die Reparatur mit einer echten Schlammschlacht verbunden.

Brigitte wendet sich derweil der Botanik zu und erkundet die Flora der afrikanischen Wildnis zumal diese nach dem gestrigen Gewitter zu neuem Leben erwacht ist. An allen Ecken und Enden sprießen neue Gewächse aus dem Boden. Die Natur erwacht zu ungewohnter Blüte. Derweil wird an dem Landy respektive unter ihm hart gearbeitet. Nach endlosen Versuchen schaffen wir es dann doch, den Landrover wieder flott zu kriegen. Die Reparatur hat uns zwar einige Zeit gekostet, unser Ranger will aber die Suche nach dem Leoparden dennoch nicht aufgeben.

Wir fahren durch Flussbetten, vorbei an Wasserlöchern, die sich nach dem Regen gebildet haben und dann plötzlich und vollkommen unerwartet gibt unser Hilfsguide, der auf dem Kotflügel seinen Aussichtsposten hat, ein Zeichen. Er hat etwas entdeckt.

Es ist der Leopard, dessen Spuren unser Ranger gestern schon gesehen hat. Langsam löst sich der Leopard aus seinem Versteck und trottet vor unseren Augen über eine Lichtung davon. Unser Hilfs-Guide hat urplötzlich seinen, wie er meint, doch unsicheren Frontplatz auf dem Kotflügel mit einem vermeintlich sichereren Platz auf dem Beifahrersitz neben unserem Ranger gewechselt.

Sicht-, Geruchs- und Hörsinn des Leopards sind aussergewöhnlich gut entwickelt. Die Raubkatzen sind zudem ausgezeichnete Kletterer und Schwimmer. Die Leoparden des Bushvelds wiegen im Durchschnitt selten mehr als 70 kg. Dennoch sind sie in der Lage, auch grosse Beutetiere wie Impalas in Bäume hochzuziehen, um sie vor anderen Raubtieren in Sicherheit zu bringen.

Unser Guide erzählt uns, dass er einen Leoparden beobachtet hat, wie dieser sogar eine junge Giraffe von etwa 100 kg Gewicht mehrere Meter hoch in eine Astgabel zerrte. Leoparden sind absolute Einzelgänger. Männliche und weibliche Tiere leben in getrennten Territorien. Das Gebiet des Männchens übeschneidet aber meist mehrere weibliche Reviere. Während der Paarungszeit paart sich ein Leopard mit allen brünstigen Weibchen seines Jagdreviers.

Plötzlich sehen wir, wie sich aus dem Dickicht ein weiterer Leopard schält. Es kommt sehr selten vor, dass zwei Leoparden gemeinsam auf die Jagd gehen. In diesem Fall sind es zwei jüngere Brüder, die die Chancen auf eine erfolgreiche Jagd offenbar gemeinsam größer einschätzen. Wir folgen den beiden Tieren bei ihrer ruhigen Pirsch durch dichtes Buschwerk, über die offene Savanne und durch Flussläufe.

Einmal verlieren wir sie in einem geschlossenen Dickicht, das wir nicht durchfahren können. Doch als wir das Buschwerk umfahren und auf der anderen Seite wieder angelangen, sehen wir sie wieder. Majestätisch, ohne uns auch nur des geringsten Blickes zu würdigen, schreiten die beiden Leoparden ihrem Ziel entgegen. Auf Ihrer Pirsch nach Beute sind sie bis zu 30 Km unterwegs. Wir haben schon einiges an Tieren in freier Wildbahn gesehen. Diese majestätischen, geschmeidigen Grosskatzen aber sind in der Tat ein beonderes Erlebnis. Unser Ranger hat uns nicht zu viel versprochen. Immer wieder bewegen sich die Leoparden geräuschlos durch unwegsames Gelände. So folgen wir den beiden Leos mehr als zwei Stunden. Gelegentlich meinen wir, sie verloren zu haben. Wir glauben langsam, sie spielen mit und Katz und Maus. Nachdem wir eine Böschung umfahren haben, sehen wir sie plötzlich wieder vor uns stehen. Vollkommen ruhig sitzt einer der Leos mit der Nase in der Witterung…………

Leoparden können überall dort existieren, wo sie kleine und mittlere Beutetiere und gute Deckung finden. Leoparden sind ihr Leben lang als Singles unterwegs. Ihre Kontakte beschränken sich meistens auf die Paarungszeit und bei Weibchen auf die Zeit der Aufzucht der Jungen. Die Auzucht ist allein Sache der Weibchen. Nach einer Tragzeit von 100 Tagen kommen 3 – 4 Junge zur Welt. Die Jungen sind dunkel und nur gering gefleckt. Wenn sie 2 Jahre alt sind, verlassen sie die Mutter und suchen sich ihr eigenes Revier. Der männlichen Leoparde hat ein Revier von ca. 18 – 65 km2. Das Revier des Weibchens umfasst ein Gebiet von 10 – 30 km2. Männliche Leoparden sind 60 – 70 cm groß bei einer Körperlänge von ca. 200 cm. Ihr Gewicht beträgt etwa 60 kg. Die Weibchen sind ca. 180 cm lang und wiegen 30 – 50 kg. Der Leopard kann mehr als 20 Jahre alt werden Leoparden gehen vorwiegend bei Sonnenuntergang oder kurz nach Sonnenaufgang auf Beutesuche. Bei ihrer Jagd legen sie bis zu 30 km zurück. Der Leo verzehrt eine breite Palette vom Käfer bis zur Antilope sowie Warzenschweine, Schakale, Nagetiere, Schlangen usw.

Avber jetzt wollen wir weiter von unserer Safari berichten, hier also der 2. Teil unseres Reiseberichtes:

Einer der beiden Leoparden hat offenbar Witterung auf eine Beute aufgenommen. Von seinem erhöhten Platz hat er einen guten Überblick über das Geschehen rings um ihn herum. Der Bruder sichert das Gelände auf der anderen Seite des Terrains. Jetzt ist es soweit. Die Beute ist erspäht.

Es ist ein kleiner Impala. Wachsamkeit, Anspannung und das Gespür für den richtigen Augenblick verbunden mit der Schnelligkeit eines Jägers sind die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Jagd. Die Jagd beginnt. Einer der beiden Leoparden ist kurz vor dem Sprung auf die Beute. Der Impala hat keine reale Chance, wenn zwei Leoparden gemeinsam jagen. Der Biss ins Genick bringt in kürzester Zeit den Tod.

Anschließend wird die Beute erst einmal auf den nächsten Baum verfrachtet, um sie vor möglichen Neidern in Sicherheit zu bringen. Nach kurzer Zeit wird der Impala in ein Dickicht gebracht, das den Leoparden sicher genug erscheint. Wir folgen den beiden Brüdern in gebührendem Abstand, können uns dann aber bis auf wenige Meter mit dem Landrover an den Aufbruchplatz annähern.

Hier sitzen wir nun wie angewurzelt im offenen Landy, während die Leoparden die Beute unter sich aufteilen. Ein Leopard bricht den Impala auf und weidet ihn aus. Wir hören ganz deutlich das Brechen der Knochen beim Zubeissen. Ein Geräusch, bei dem mir noch heute ein Schauer über den Rücken läuft. Der zweite Leo wartet in kurzem Abstand im nahen Dickicht und sichert das Gebiet. Wir werden offenbar nicht als Feinde betrachtet, anders ist es nicht zu erklären, dass wir aus einer Entfernung von 5 Metern das Geschehen beobachten können. Die ganze Prozedur dauert über 2 Stunden. Dabei sitzen wir in der jetzt prallen Sonne im offenen Landrover. Die Kamera ist bei mir immer im Anschlag ebenso wie beim Ranger das Gewehr griffbereit liegt. Die Zeit vergeht, ohne dass wir merken, dass sich breits ein dicker Sonnenbrand ankündigt. All das nehmen wir nicht wahr, weil wir so gebannt der Szenerie folgen.

Auf unserer Rückfahrt sind wir glücklich, diese ästätische und zugleich grausame Jagd miterlebt zu haben. Sie wird uns unvergessen bleiben.

Bilder Südafrika – Leoparden