Seychellen – Insel Bird Island – Schildkröten
Die einzigen großen Landtiere auf den Seychellen sind Riesenschildkröten. Auch wenn Reiseunternehmen nicht müde werden, zu erwähnen, daß Aldabra eine große Kolonie dieser Tiere beherbergt, ist es nur mit besonderer Genehmigung erlaubt, dieses entlegene Naturreservat zu betreten und man kann Riesenschildkröten derselben Art auf vielen der inneren Inseln in Gehegen und teilweise (etwa auf Frégate oder Bird Island) auch freilebend bewundern.
Auf der Insel Bird Island sollen noch frei laufende Schildkroeten zu finden sein. Wir sind vor unserem Flug auf die Insel gespannt, ob sich diese Voraussage erfüllen wird. Nachdem wir den kleinen Islandhopper (so nennen wir unser Fluggerät, mit dem wir auf die Insel gekommen sind) verlassen haben, packen wir unser spärliches Gepäck aus dem Flugzeug aus und gehen erst einmal zum nahen Strandrestaurant.
Hier erwartet uns schon der Besitzer der Insel. Einige wenige kleine Bungalows im Stil der Seychellenbauweise sollen die Handvoll Gäste aufnehmen. Schnell sind die Bungalows verteilt und wir richten uns ein wenig auf die kommenden Tage ein. Jetzt sind wir aber schon gespannt auf die hier lebende Tierwelt. Wir brauchen nicht lange zu suchen.
Hinter unserem Bungalow macht sich bereits ein neugieriger Gast bemerkbar. Es ist eine Riesenschildkröte, die sich im Schildkrötentempo auf Erkundungstour begibt.
Sie ist ebenso neugierig, die neuen Gäste der Insel kennenzulernen, wie umgekehrt.
Esmeralda“, die mit 298 kg schwerste und berühmteste Aldabra-Riesenlandschildkröte der Welt ist über 150 Jahre alt. Bei der Annäherung zwischen Mensch und Schildkröte werden die wahren Ausmaße erst richtig ersichtlich. Esmeralda hat das Privileg, sich frei auf der Insel Bird Island bewegen zu dürfen.
Esmeralda hat keinerlei Scheu vor der Spezies Mensch, da die Insel ja ihr gehört. Die Insel Bird Island ist nicht nur ein Vogel-Paradies, wie man hier sieht. Nach anfänglichem Respekt freunden wir uns mit dieser Urspezies gleich an. Esmeralda verfolgt uns auf Schritt und Tritt. Kaum sind wir auf einer Wanderung um die Insel, schon tritt Esmeralda aus dem Unterholz auf uns zu, um uns zu begrüssen.
Wenn sie hocherfreut ist, stellt sie sich auf ihre Füsse und richtet sich zu uns auf, als wollte sie uns eine geheime Botschaft übermitteln….oder bilden wir uns das etwa nur ein.
Na ja, die Insel verleitet schnell zu mancherlei Spekulationen. Je länger wir hier verweilen, desto merkwürdiger und geheimnisvoller wirkt die wundervolle Natur auf uns.
Wir merken schnell, dass auf dem Eiland Zeit und Raum zu einer Einheit verschmelzen. Unwichtige Dinge werden auf einmal wichtig und vermeintlich wichtige Dinge erscheinen ganz plötzlich völlig bedeutunglos. Ist das nach so kurzer Anwesenheit etwa schon der berühmte Inselkoller, der uns erfasst hat? Wir wollen dieser Theorie nicht so ohne weiteres folgen. Vielleicht ist es auch nur die Wirklichkeit, die uns hier einholt.
Es gibt kein Entrinnen, wir sind verdammt, uns hier und jetzt mit den Gesetzmässigkeiten des für uns ungewohnten Robinsonlebens auseinanderzusetzen. Unsere Bedürfnisse reduzieren sich auf die ganz wenigen wichtigen Dinge des Lebens. Diese Probleme hat „Esmeralda“ anscheinend nicht. Sie hat ihren vorgegebenen Rhytmus von Fressen, Schlafen und „uns verfolgen“.
Wir kommen uns sichtlich näher……..so nah, dass sie uns bereits am frühen Morgen nach dem Zähneputzen auf der kleinen Veranda fröhlich begrüsst………….
………….. ob wir diese Dreisamkeit nach unserer Rückkehr in die Zivilisation wohl vermissen werden???