Malediven – Tauchen
Die Malediven befinden sich im Indischen Ozean und bestehen aus 1090 einzelnen Palmen-Inseln, die sich an einer 900 km langen Atollkette von Norden nach Süden ziehen. Die Inseln liegen rund 500 Km südlich von Sri Lanka und Indien. Einzelne Inseln werden von einem Hausriff umgeben, während die äußeren Riffe der Inselgruppen das Atoll bilden. Die höchste Erhebung der Inseln ragt ca. 1,5 Meter aus dem Meer. Es leben etwa 250.000 Einwohner auf den Malediven. Die gemeinsame Sprache ist das Dhivenhi, die aus dem Hindhi und Singhalesischen stammt. Hauptreligion ist der Islam. Der Tourismus begann 1972 auf der Insel Kurumba nahe der Hauptinsel Male. Der Zeitunterschied beträgt +3 Stunden (bezogen auf MEZ Sommerzeit). Die duchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 29 Grad, das Wasser hat eine mittlere Temperatur von 25 Grad.
Wir sind bereits zum zweiten Mal im Anflug auf die Malediven. Unseren ersten Aufenthalt hatten wir im Dezember 1979. Vom Flugzeug aus sehen die Inseln wie durch Zauberhand hingestreute Sandkörner aus. Wir haben uns die Insel Meerufenfushi im Nordmale-Atoll als Ziel ausgesucht und wollen von hier aus einen Teil des Nordmale-Atolls erkunden.
Im Gegensatz zum ersten Aufenthalt wollen wir dieses Mal die Welt der Malediven auch unter Wasser erkunden. Wir haben unser gesamtes Tauchequipment mitgebracht. Es gibt, wie wir erfahren haben, seit einem Jahr bereits eine Tauchbasis auf der Insel. Den Tauchguide kennen wir bereits von einer anderen Tauchreise. Er hat uns geschrieben, dass die Tauchgründe traumhaft sind und wir freuen uns auf einige erlebnisreiche Wochen. Die Inseln waren beim letzten Mal noch weitgehend unerschlossen. Es gab nur einen kleinen Landeplatz auf einer der Hauptinsel Male vorgelagerten Insel, die lediglich von regionalen Maschinen aus Sri Lanka aus angeflogen werden konnte.
Das hat sich jetzt, drei Jahre später, im Jahr 1982 bereits geändert. In der Hoffnung auf den einträchtigsten Wirtschaftszweig der Malediven, den Tourismus, wurde die Verlängerung der Landebahn für Interkontinentalflüge ausgebaut. So können die großen Maschinen mit bis zu 240 Menschen an Bord jetzt direkt auf den Malediven landen und müssen nicht mehr den sehr viel „aufwendigeren Umweg“ über Sri Lank in Kauf nehmen. Wir sind skeptisch, ob sich das nicht auf die Unberührtheit der Inseln ausgewirkt hat. Na ja, wir werden es ja sehen.
Beim letzten Aufenthalt 1979 gab es nur eine handvoll touristisch erschlossener Inseln, die meist nur über einen minimalen Komfort für europäische Verhältnisse verfügten. In den letzten drei Jahren sind bereits viele weitere Inseln erschlossen und zu mehr oder weniger luxuriösen Resorts ausgebaut worden. Von der Landungsinsel aus geht es mit einem Dhoni in einer 3-stündigen Fahrt zur Insel Meerufenfushi.
Unterwegs werden wir von Delphinen und fliegenden Fischen begleitet. Bei unserer Ankunft stellen wir fest, dass sich tatsächlich auf der Insel die neue Tauchbasis etabliert hat. Wir werden stürmisch von unserem Tauchguide empfangen. Die Unterkünfte sind nach wie vor von minimalem Komfort gekennzeichnet. Wir sind hierüber nicht böse, da wir die Abgeschiedenheit dieser weit nördlich gelegenen Insel zu schätzen wissen. Nach einem ausgiebigen Abendessen und einer Nacht, die wir bei offenen Türen unter unseren Moskitonetzen verbringen, träumen wir bereits von Haien und Mantas.
Am nächsten Morgen geht es dann zum ersten Erkundungstauchgang ans Hausriff. Unser Tauchguide will erst einmal unsere Tauchfertigkeiten ergründen, da auch noch einige andere, ihm unbekannte Gäste mit an Bord sind. Mit einem abenteuerlich alten Fischerboot fahren wir also los. Brigitte ist sehr skeptisch, ob wir mit diesem alten Kahn heil ankommen, zumal das Haupt-Equipment aus mehreren großen Schöpfeimern zum Entfernen des eindringenden Wassers besteht.
Aber dann erfahren wir, dass das kleine Boot lediglich als Zubringer zum etwas größeren Tauchboot dient. Wie sich dann herausstellt, ist dies ein umgebautes Dhoni und ebenfalls mindestens 100 Jahre alt.
Vor drei Jahren haben wir die Unterwasserwelt mit Tauchbrille und Schnorchel und frei tauchend erkundet. Die meisten Riffe waren traumhaft unberührt und von großem Fischreichtum gekennzeichnet. Kleine Babyhaie und Rochen wagten sich sogar bis ins seichte Wasser an unseren Strand.
An den Riffkanten haben wir bei unseren Schnorchelgängen eine Vielzahl von Riffhaien und riesige Mantas bzw. Teufelsrochen gesehen. Jetzt sind wir natürlich gespannt, wie sich so alles entwickelt hat. Die Vorfreude ist groß. Jürgen macht sich schon einmal Mut und probiert den Ernstfall, so wird also ein Haiangriff abgewehrt?
Unser Bootsführer nutzt die Zeit und sorgt unterdessen schon einmal für ausreichend Verpflegung, denn die Tauchgänge sind anstrengend und kräftezehrend. Das Meer liefert hier noch eine unglaubliche Fülle an Nahrungsmitteln. Durch die fast immer vorhandene starke Stömung in den Riffkanälen tummeln sich hier unzählige Fischschwärme. Kaum wird die Angelschnur ins Wasser gelassen, kann der Fang auch schon herausgezogen werden.
Jetzt gehts aber los. Tauchflasche, Lungenautomat, Tiefenmesser und das weitere Equipment wird noch einmal eingehend auf die Funktionstüchtigkeit geprüft. Sitzt die Tauchbrille auch richtig? Ok, dann machen wir uns zum Sprung in die Tiefe bereit. Mein Tauchpartner Rüdiger ist bereits unten. Wir haben verabredet, uns nicht zu weit voneinander zu entfernen. Das Wasser ist sehr klar. Die Sicht beträgt etwa 100 Meter. Die Strömung ist hier am Hausriff nicht sehr stark, so dass wir einen gemütlichen Tauchgang erwarten. Uns empfangen riesige Korallenbänke mit den unterschiedlichsten Formationen.
Auf den absterbenden Korallen wachsen in einem intakten Riff immer wieder neue Korallen nach, so dass die Riffe stetig anwachsen. War oben an Bord noch alles etwas laut und hektisch, empfängt uns hier unten eine besondere Ruhe, die nur vom Geräusch des Lungenautomaten durchbrochen wird. So schweben wir langsam gut austariert an den abfallenden Riffen entlang und genießen die immer wieder beeindruckende Flora und Fauna der Unterwasserwelt.
Rüdiger ist wieder einmal auf einer Erkundungstour und sucht in einer kleinen Höhle nach einer Muräne, die er entdeckt hat. Die Bisse ausgewachsener Exemplare sind nicht ungefährlich. Deshalb ist sehr vorsichtiges Taktieren angesagt. Wir sehen in einiger Entfernung die ersten Schwarzspitzenhaie, die als Riffhaie sich in 1 bis 270 Metern Tiefe aufhalten.
An manchen Stellen sind bereits die ersten Auswirkungen der Expansionswut auf den Inseln zu sehen. Das Baumaterial für die Hütten und Bungalows besteht im Wesentlichen aus Korallen, die aus den Riffen gebrochen werden. Noch sind die Schäden nur an einigen Stelllen zu sehen. Wir befürchten aber, dass das sehr sensible Ökosystem unter Wasser auf die Dauer nachhaltig Schaden nehmen wird. Unser Luftvorrat neigt sich langsam dem Ende entgegen und so machen wir uns nach etwa einer Stunde daran, aufzutauchen. Wir waren dieses Mal nicht besonder tief und sind nicht weiter als 20 Meter getaucht. Das erspart uns beim Auftauchen die sonst so langwierigen Dekompressionszeiten.
Zurück auf dem Boot sind wir zufrieden mit unserem ersten erfolgreichen Tauchgang. Der Tauchguide verspricht uns für die nächsten Tage wesentlich spektakulärere Tauchgänge. Es soll bereits am nächsten Tag an ein entlegenes, bisher noch nicht betauchtes und völlig unberührtes Außenriff gehen. Die Fahrt mit dem Boot dorthin, sagt er, beträgt ca. 2 Stunden. Wir sind aber noch dabei, das gerade erlebte zu verarbeiten. Es wird noch einmal das Equipment überprüft. Die Kamera ist dicht geblieben und auch sonst ist alles in Ordnung. Die ersten so lang ersehnten Bilder sind im Kasten. Nach kurzer Fahrt kommt die Insel schnell wieder in Sicht. Wir sind alle ziemlich geschafft und freuen uns schon auf das Abendessen, das unser Bootsführer für uns gefangen hat.