Kanada – Jasper

Nach unserem Aufenthalt im Banff National Park fahren wir jetzt weiter nach Jasper im gleichnamigen Jasper National Park. Der Park ist 10878 km² groß und wurde im Jahr 1907 gegründet. Unsere Route führt uns von Banff auf dem Highway Nr. 1 nach Lake Louise. Von da ab geht der Highway weiter Richtung Westen und zum Nordwesten führt der Icefields Parkway nach Jasper. Die Strecke von Lake Louise nach Jasper ist 230 Km lang und überreichlich mit spektakulären Naturschauspielen gespickt. Der Icefields Parkway ist die berühmteste Panoramaroute Kanadas. Der Highway ist großzügig ausgebaut und führt an einer alten Indianerroute entlang des Bow Rivers. An der Strecke liegen der Herbert Lake, Hector Lake, der von Gletschern umsäumte Pulpit Peak mit 2075 Metern Höhe, der Bow Lake (4,3 km lang) und das Columbia Icefield mit einer Größe von 325 km² (das größte zusammenhängende Eisfeld der nördlichen Hemisphäre), das fast bis an den Highway heranreicht. Von hier aus kann man sich mit Spezialfahrzeugen, auf den Athabasca Gletscher fahren lassen. Zur linken Hand, also westlich des Highways liegen auf der Strecke die über 3600 Meter hohen Hauptkämme der Rocky Mountains. Der Mount Columbia ist 3747 Meter hoch. Zur rechten Hand liegen die niedrigeren Front Ranges. Dahinter liegen schon die Prärien im Osten des Landes. Der Parkway schlängelt sich durch die Gebirgszüge. Die höchsten Passerhebungen liegen bei rund 2000 Metern.

Wir hatten für die Strecke einen Zeitplan von 6 Stunden eingeplant. Wie so oft im Leben kam es aber dann ganz anders. Kurz hinter Lake Louise begann es so stark zu schneien, dass die Sicht auf 20 Meter begrenzt war. Wir konnten nur noch im Schrittempo fahren. Gott sei Dank hatten wir einen allradgetriebenen Dodge, mit dem wir uns zutrauten, die Strecke weiter durchzufahren. Innerhalb von einer Stunde fuhren wir eine Strecke von 30 Km und hatten bereits eine Schneehöhe von 50 cm. Am Bow Lake überholte uns dann ein Räumfahrzeug, so dass das Navigieren im Schnee jetzt etwas komfortabler wurde. Unsere anfänglichen Bedenken doch lieber umzukehren und besseres Wetter für die Passfahrt abzuwarten, schwanden jetzt und wir setzen die Fahrt doch fort. Es kam uns seltsam vor, dass wir trotz diverser Stops auf der ganzen Strecke von keinen weiteren Fahrzeugen überholt wurden.

Wie sich später herausstellte, wurde die Strecke hinter uns komplett für den Verkehr gesperrt. Es schneite so stark, dass es nicht möglich war, unterwegs Bilder zu machen. Die hier gezeigten Bilder sind allesamt auf der Rückfahrt aufgenommen. Nach 7 Stunden Fahrt haben wir den Sunwapta Pass erreicht. Hier ließ der Blizzard nach und ging in normalen Schneefall über. Nach einer Fahrzeit von insgesamt 11 Stunden erreichten wir dann Jasper. Bei der Einfahrt in den Ort Jasper werden wir auf der Hauptstraße gleich von Karibus und Wapitihirschen empfangen, die in Rudeln und einzeln auftreten und auf Nahrungssuche in den Vorgärten und Grünanlagen sind. Nach der langen einsamen Fahrt durch die Rockies sind wir jetzt ganz froh, wieder etwas Leben zu sehen. Es begegnen uns sogar einige PKW’s und auf der Straße sind vereinzelt auch Menschen zu sehen.

Jasper ist ein kleiner verträumter Ort mit cirka 3000 Einwohnern und wurde erst nach 1900 mit Unterstützung der zweiten großen Eisenbahngesellschaft Kanadas, der Grand Trunk Railroad gegründet. Im Gegegnsatz zu Banff ist Jasper kaum kommerziell vermarktet und man fühlt sich zurückversetzt ins 19. Jahrhundert. Alles wrkt bescheiden und ursprünglich, selbst die Läden und wenigen Restaurants sind nicht auf den Tourismus sondern auf die Bedürfnisse der Einwohner abgestimmt. Wir finden ein Geschäft an der Hauptstraße, das alle erdenklichen Gegenstände und Ausrüstungen verkauft, die man zum Leben in der Wildnis benötigt. Hier ist vom Sack Mehl bis zur Motorsäge, über Bekleidung und Waffen alles zu haben. Es ist schon spät und wir decken uns für heute nur mit dem Notwendigsten ein. Der Schneefall verdichtet sich wieder und weitet sich zu einem Sturm aus. Bei einem solchen Blizzard, der vollkommen unverhofft kommt, sinkt die Sichtweite auf wenige Meter ab. Der Schnee kommt duch den starken Sturm senkrecht angepeitscht. Wir machen uns schleunigst auf den Weg zu unserer vorgebuchten Unterkunft, der Jasper Lodge. Auf der Strasse sehen wir einige Karibuhirsche, die sich von dem Sturm nicht beeindrucken lassen.

Die Jasper Lodge liegt einige Kilometer außerhalb von Jasper und besteht aus einem großzügigen Haupthaus mit Lobby, Restaurants und Freizeiteinrichtungen. Rund um die Lodge sind diverse Bungalows und Blockhäuser für die Gäste gebaut worden. Die gesamte Anlage ist großzügig und weitläufig errichtet. Teilweise liegen die Blockhäuser direkt am nahegelegenenen Ufer des jetzt allerdings zugefrorenen Sees. Wir passieren die Einfahrt zur Jasper Lodge. Zur Lodge gehören einige Blockhütten, die im Kanadischen Stil erbaut sind.

Nach dem Einchecken fallen wir totmüde von der langen und anstrengenden Fahrt ins Bett. Am nächsten Morgen empfängt uns der Tag mit herrlichem Sonnenschein und klirrender Kälte von -30° Celsius. Als erstes wollen wir ein wenig die Umgebung erkunden. Dazu ist aber einiges an Vorarbeit erforderlich, denn der Dodge ist vollständig mit Eis überzogen und es dauert eine volle Stunde, bis wir ihn freigekämpft haben. Er springt trotz der Kälte beim ersten Startversuch sofort an und so können wir uns auf den Weg machen.

Der Jasper National Park besteht aus einem 200 km langen und 90 km breiten Rechteck. Der Park ist durch eine kaum berührte Wildnis geprägt. Lohnende Ziele in der Umgebung sind die Athabasca Falls, die Eiskaskaden des Angel Glacier und der Mount Edith Cavell, der mit seinen 3363 Höhenmetern steil aufragt. Der Schwarzbär ist hier im Park ein Problemkind, weil es im Sommer immer wieder zu Unfällen kommt. Der Bestand wird auf 60.000 bis 120.000 Exemplare in British Columbia geschätzt und zwar mit zunehmender Tendenz. Da sind natürlich die Probleme bei der ebenfalls stetig steigenden Touristenzahl vorprogrammiert. Durch die ständigen Fütterungen haben die Bären ihre natürliche Scheu vor den Menschen teilweis verloren. Deshalb werden immer wieder plündernde Bären auf Campingplätzen etc. gesichtet und werden so zu einer ernsten Bedrohung der oft ahnungslosen Touristen. Die Warnungen und Hinweise sollten deshalb immer ernst genommen werden. Aber wir halten uns für erfahren genug und außerdem hält Meister Petz um diese Jahreszeit seinen Winterschlaf. Für den nächsten Tag haben wir eine Tour mit Schlittenhunden durch die Wildnis nördlich des Jasper-Nationalparks organisiert. Auf den weiteren Seiten berichten wir von diesen Erfahrungen.

Bilder Kanada – Jasper

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