Kanada – Banff Nationalpark
Wir verlassen die City von Calgary, übernehmen unseren vorgebuchten Dodge, einen Geländewagen mit typisch nordamerikanischen Ausmaßen. Die City von Calgary haben wir in zwei Stunden durchfahren und stellen fest, dass sie für uns nicht weiter sehenswert ist. So machen wir uns auf den Weg in den Banff Nationalpark. Wir haben vor, in Banff für eine Woche zu bleiben und von hier aus den Nationalpark zu erkunden. Über den Trans-Canada Highway fahren wir in das Herz der Rockies. Die vertrauten Country-Töne aus dem Bordlautsprecher begleiten uns auf unserer Fahrt. Am Stadtrand fahren wir am Canada Olympic-Park mit seiner 90 Meter hohen Skisprungschanze vorbei. Jetzt öffnet sich der Highway zu einer vierspurigen Autobahn. Die Gegend um Calgary liegt in einer ebenen Landschaft. In der Ferne sind jedoch schon die ersten Ausläufer der Rockies zu erahnen. Das sanft hügelige Gelände steigt nun langsam an und man erkennt bereits die Gipfel der Rocky Mountains, die schneebedeckt sind. Die Besiedlung lässt nach und wir passieren ein weites, welliges Farmland, auf dem zu Urzeiten die Indianer die Büffel jagten. Die Farmen sind so riesig, dass die Rancher diese nur noch per Helikopter überwachen können. Alberta investiert einen Teil seines großen Ölreichtums in die Infrastruktur des Landes und in die Naturschutzgebiete. Es wurden in den letzten Jahren viele Rad – und Wanderwege sowie Golfplätze gebaut. Der Banff-Nationalpark hat eine Größe von 6.600 km² und wurde bereits im Jahr 1885 gegründet. Der Park liegt etwa zwei Stunden von Calgary entfernt.
Während es in Calgary fast frühlingshaft warm durch den Chinook, einem Fallwind (Föhn) war, wird es jetzt hier in den Rockies schon wesentlich kühler. Das Thermometer fällt innerhalb von 2 Stunden Fahrt um 20 Grad. Wir fahren an riesigen Felsformationen vorbei, die sich senkrecht in die Luft auftürmen. Die Gebirgsketten haben sich vor 75 Millionen Jahren durch Erdauffaltungen gebildet. Der Highway schlängelt sich durch die grandiose Hochgebirgslandschaft. Kurz vor Banff öffnet sich ein weites Tal, durch das der Bow-River fließt. Der Banff-Nationalpark ist der älteste der insgesamt 37 Parks in Kanada. Kurz hinter dem Willkommensschild des Banff Nationalparks werden wir bereits durch ein riesiges Schild vor den Bären gewarnt. Allerdings dürften die, wie wir hoffen, jetzt ihren Winterschlaf halten.
Dafür werden wir mit dem Anblick anderer Wildtiere bereits bei unserer Anreise verwöhnt. Zwei ausgewachsene Waipitihirsche trollen sich auf einem zugefrorenen See. Wir sollen in den kommenden Tagen noch ausreichend Gelegenheit haben, den großen Wildbestand Kanadas zu erleben. Unser Ziel ist das Banff Springs Hotel, das einer mittelalterlichen Burg ähnelt. Das Hotel in seiner viktorianischen Neugotik thront an einem Berghang am Stadtrand von Banff. Es wurde von der Canadian Pacific im Jahre 1888 eröffnet. Der Zimmerpreis betrug damals 3,50 Dollar. Der ist nicht der gleiche geblieben, dafür aber der unverbaubare Blick ins Bow Valley und auf den Bow River sowie auf die angrenzenden Gipfel der Rockies. Der Verkehr ist in den Wintermonaten auf der Banff Avenue nicht sonderlich stark. Das wird sicher in den Sommermonaten anders sein. Es hat bisher noch sehr wenig in den unteren Regionen geschneit. Die Temperatur liegt bei -15° Celsius. Es wird aber in den nächsten Tagen ein Kälteinbruch erwartet mit bis zu -25°.
Der nächste Morgen bringt deshalb keine Überraschung, als wir das Thermometer kontrollieren und feststellen, dass es jetzt -28 ° Celsius anzeigt. Trotzdem wollen wir eine erste Erkundungstour zum Moraine Lake unternehmen. In der City rüsten wir uns noch mit Gesichtsmasken gegen die extreme Kälte aus, dann geht es los. Bereits die kurze Anfahrt zum See lässt einen ersten Eindruck auf die grandiose Naturszene erkennen. Zur Aklimatisierung haben wir uns eine Route rund um den See ausgesucht. Am Einstieg des Wanderweges werden wir wieder durch Warnschilder aufgefordert, auf Bären zu achten. Der Wanderweg ist ein schmaler Pfad, der weitgehend in Sichtweite des Sees durch die wild zerklüftete Gebirgslandschaft führt. Wir haben bei der Anfahrt keine Menschenseele gesehen. Aus diesem Grund sollte man sich vor jeder Tour immer in seiner Unterkunft abmelden und hinterlassen, welche Route man geht und wann man beabsichtigt, zurück zu sein. Bei der klirrenden Kälte ist jedenfalls kein Schneefall zu erwarten und so gehen wir die Tour beruhigt an. Schon nach den ersten Kilometern merken wir jedoch die enorme Anstrengung, da das Atmen bei den niedrigen Temperaturen doch sehr beschwerlich ist. Es ist immer wieder von Neuem ein beeindruckendes Erlebnis, sich in dieser noch weitgehend unberührten Natur zu bewegen. Unterwegs beobachten wir Bergschafe und mehrere Waipitihirsche, die über den zugefrorenen See laufen.
Nach fünf Stunden sind wir an unserem Ausgangspunkt zurück. Das war eine herrliche Tour, die wir lange in Erinnerung behalten werden. Für den nächsten Tag haben wir uns vorgenommen, eine etwas weitere Route in unmittelbarer Nachbarschaft des Lakes zu wählen, die wir mit Langlaufskiern absolvieren wollen. Von den weiteren Touren berichten wir auf unseren nächsten Seiten.