Galapagos – Allgemeine Informationen

Von Guayaquil aus tauchen sie nach eineinviertel Flugstunden ganz unversehens aus dem tiefblauen Ozean auf:

Die verwunschenen Inseln, die verzauberten Inseln, die bezaubernden Inseln. Tropische Traumwelt, Paradies auf Erden, Arche Noah im Pazifik, Gottes Werkstatt, Musterbeispiel der Evolution oder Fantastisches Laboratorium der Natur, lauten die vielen anderen berauschenden Beinamen für das exotische Galápagos-Archipel, daß für die gesamte ekuadorianische Tourismus-Industrie weltweit zur magischen Formel ständig steigender Besucherzahlen wurde.

Lage und Größe
Fast 1.000 Kilometer westlich vom ekuadorianischen Festland, bzw. 1.200 km südwestlich von Panamá und Costa Rica, liegen die 70 Inseln, Eilande, und aus dem Wasser ragenden Vulkanfelsen des Galápagos-Archipels. Isabela, mit 4.588 Quadratkilometern die weitaus größte Insel unter ihnen, nimmt dabei mehr als die Hälfte der Gesamtfläche in Anspruch.

Es folgen Santa Cruz (986 qkm), Fernandina (642 qkm), Santiago (585 qkm), San Cristóbal (558 qkm), Floreana (173 qkm) und Marchena (115 qkm). Die Gesamtoberfläche des Archipels beträgt etwas über 8.000 qkm. Zu den kleinsten Eilanden mit einer Fläche von 1 bis 5 qkm gehören Rábida, Seymour, Wolf, Bartolomé, Tortuga und Darwin.

Auf einer Achse von West nach Ost gezogen, streckt sich das Inselreich auf über 320 km hin. Die Äquatorlinie verläuft genau durch den Vulkankrater Wolf im nördlichen Teil der Isabela-Insel. Dieser stellt mit 1.707m Höhe auch die höchste Erhebung auf Galápagos dar.

Die Entstehungsgeschichte des Archipels
Wie viele andere vulkanische Inselketten im pazifischen Raum sind auch die Galápagos-Inseln ozeanischer Abstammung. Ozeanisch bedeutet in diesem Falle das Gegenteil von kontinental, d. h. die Inseln haben im Verlauf ihrer Entstehungsgeschichte keinerlei Verbindung zum Festland gehabt oder sind durch Abdriften daraus hervorgegangen. Sie wurden ganz unabhängig von den geologischen Ereignissen auf dem südamerikanischen Kontinent aus der Tiefe des Meeres bis an die Wasseroberfläche hochgeliftet, bzw. sind durch einen heißen Magma-Ausstoß aus dem Erdinnern entstanden. Ähnlich den Hawaii-Inseln sind die Galápagos-Inseln noch sehr jung, und nachwievor am “wachsen”!

Die geologische Struktur der Erde ist mit einem Pfirsich zu vergleichen. Der harte innere Erdkern ist von einem weichen Fruchtfleisch (Magma) umgeben. Dieser zähflüssige Erdmantel wird von einer dünnen äußeren Schale zusammengehalten, der Erdkruste. Diese äußere Kruste der Erde ist in zwölf große Platten unterteilt, die sich wie ein bewegliches kugelförmiges Mosaik ständig aneinanderreiben, aufeinanderstossen, gegenseitig auffalten und untereinander abtauchen, während sie auf dem zähflüssigen Erdmantel umherschwimmen.

Die fortlaufenden Bewegungen dieser aufeinandertreffenden Platten führen schließlich zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Ursache dieser tektonischen Plattenbewegungen sind bestimmte Strömungen und Gegenströmungen innerhalb des Erdmantels, welche die Erdkruste an einer Stelle zermahlen, und zum Ausgleich an einer anderen Stelle neu formen.

Die Galápagos-Inseln befinden sich auf der nördlichen Kante der sogenannten Nazca-Platte. Diese Platte bewegt sich langsam in Richtung Osten auf die Südamerikanische Platte zu – bei einem alljährlichen Rhythmus von etwa neun Zentimetern. Die Südamerikanische Platte, auf der sich auch der gleichnamige Kontinent befindet, bewegt sich hingegen westwärts, mit einer Geschwindigkeit von etwa fünf Zentimetern pro Jahr. Diese beiden Platten stoßen westlich der südamerikanischen Pazifikküste in einer Art Zeitlupen-Kollision aufeinander. Entlang dieser Zone, wo die leichtere Nazca-Platte unter die schwerere Südamerikanische Platte abtaucht, hat sich nicht nur ein tiefer Meeresgraben gebildet, sondern durch das fortdauernde Hochdrücken der Kontinentalplatte auch die gewaltige Andenkette herausgefaltet.

Etwas weiter nördlich von Galápagos ist auch die Cocos-Platte, welche schließlich unter die Karibische Platte abtaucht. Die Inseln befinden sich also genau im Grenzbereich dieser drei Platten. Das allmähliche Wegdriften der Nazca-Platte – und damit auch des Galápagos-Archipels – erklärt zwar die Auffaltungen des Meeres- und Festlandbodens, aber noch nicht die vulkanische Tätigkeit der Inseln.

Unter den Galápagos-Inseln befindet sich ein Punkt, der von Geologen als Hot Spot bezeichnet wird. Ein Hot Spot ist eine Zone heißer aufsteigender Magma im unteren Erdmantelbereich, die sich schlußendlich wie eine feuerspeihende Fontäne durch die harte Erdkruste hindurchsticht. Dieser Heiße Fleck hat an dieser Stelle eine unterseeische Plattform gebildet wie eine Hitzeblase, aus der sich die vereinzelten Galápagos-Vulkane erheben. Sie sind nichts weiter als die Ventile dieses unterirdischen Hot Spots. Dort wo einer dieser Vulkankegel aus dem Ozean herausragt, entsteht eine neue Insel. Im Falle der Isabela-Insel waren dies einstmals fünf separate Vulkane, die aufgrund anhaltender Eruptionen und Lavaausflüsse zu einer großen Landmasse zusammengeschmolzen sind.

Da dieser Hot Spot jedoch immer an der gleichen Stelle verbleibt, während die Nazca-Platte gleichzeitig aber dem Kontinent zudriftet, sind die Galápagos-Inseln altermäßig von Ost nach West einzuteilen. Die ältesten Inseln sind demnach die am östlichsten gelegenen Española und San Cristóbal (über 3 Millionen Jahre), während die jüngsten auch die vulkanisch aktivsten sind: Fernandina und Isabela (etwa 700.000 Jahre).

Das gegenwärtige Archipel erhebt sich demzufolge in zwei unterschiedlichen Formen aus dem Wasser. Die runden Vulkankegel sind das Ergebnis dieses feststehenden Hot Spots, während die abgeflachten Blockhügel das Ergebnis der Nazca-Plattenbewegung sind, welche den Meeresboden teils bis über die Wasseroberfläche aufgefaltet hat. Einige der Inseln sind in dem Zusammenhang durch eine Kombination dieser beiden urgewaltigen Entstehungskräfte geformt worden.

Neuere geologische Erkenntnisse haben den Beweis erbracht, daß es weiter östlich der Inseln einmal eine Art “Proto-Galápagos” gegeben haben muß (vor über neun Millionen Jahren). Diese Vorläufer der heutigen Inseln sind zwischenzeitlich längst wieder erosioniert und im Meer verschwunden. Sie lagen dem Kontinent weitaus näher als die heutigen Inseln und können dadurch auch ganz neue Aufschlüsse über die Evolutionstheorie geben.

Die Tierwelt mußte schlußendlich gar keinen so weiten Weg zurücklegen um auf das Archipel zu gelangen. Zumindest nicht wie anfangs vermutet. Dieses Proto-Archipel lag gerademal 300 – 400 Kilometer westlich vom Kontinent. Das erklärt auch warum es auf Galápagos Tiere und Pflanzen gibt, die aufgrund ihrer endemischen Entwicklungsstufe ein Alter durchlaufen haben müssen, daß das Alter der heutigen Inseln bei weitem übersteigt.

Galapagos – Klima

Durch das Zusammentreffen verschiedener pazifischer Meeresströmungen in Wechselwirkung mit den Winden, weisen die Galápagos-Inseln kein typisches Äquatorklima auf, sondern besitzen vielmehr ein einzigartiges Mikroklima. Die Meeresströmungen sind der Schlüssel zu diesem Phänomen, welches grundsätzlich zwei Jahreszeiten – eine kühle und eine warme – hervorruft.

Von Januar bis Mai / Juni überwiegen durch milde Nordostpassate tropisch-sommerliche Lufttemperaturen. Durch den nordäquatorialen Panamástrom, den man bei ungewöhnlicher Stärke auch als El Niño bezeichnet, wird warmes planktonarmes Meerwasser zugeführt (24-27 Grad). Dabei wird die feuchte Luft über dem Ozean aufgewärmt, und kondensiert. In diesen Monaten können auch im Küstenbereich der Inseln heftige Regenschauer auftreten, während viele Meerestiere und Seevögel durch das Ausbleiben des kalten nährstoffreichen Humboldtstroms aus dem Süden um ihre Nahrung bangen müssen.

Nichtsdestotrotz hat das Archipel während dieser schwülen Jahreszeit die meisten Sonnentage aufzuweisen. Die ansonsten trockene Vegetation gedeiht prächtig und nimmt Farbe an. Selbst die staubig-wüstenhafte Insel Baltra wird von einem grünen Teppich überzogen. Darüberhinaus beginnen viele Tiere während dieser touristisch attraktiveren Saison mit der Vermehrung.

Von Juni bis Dezember / Januar, in den sogenannten garúa-Monaten, herrschen kühle Luft- und Wassertemperaturen vor. Mit dem Humboldtstrom aus antarktischen Gefilden gelangen von Süden her subtropische Wetterfronten nach Galápagos. Ein Meer aus dichten Wolken hüllt die höheren Lagen der Inseln ein, welche durch das Zusammenwirken von kaltem Wasser (17-20 Grad) und warmer Luft verursacht wird. Starke Passatwinde aus Südost treiben diesen Effekt noch voran.

Es kommt zu Nebel und dauerhaftem Nieselregen (garúa). Zudem spielt der kalte äquatoriale Cromwell-Strom, welcher aus westlicher Richtung in mehreren hundert Metern Tiefe auf das Galápagos-Plateau trifft (Fernandina, Isabela, Floreana), eine weitere entscheidende Rolle bei der Nährstoffversorgung der vor allem in dieser Zone lebenden Delphine, Wale und Pinguine.

Die planktonreiche See ist besonders in den Monaten von August bis Oktober sehr rauh, und die Meeresfauna vermehrt sich in dieser Jahreszeit verstärkt. Die Küstenvegetation hingegen vertrocknet zusehends, sogar die Palo Santo-Wälder verlieren völlig ihre Blätter. Staub und Steine sind bei Inselbesuchern oft der erste Eindruck. Für Tauchsportler ist dies mitunter die aufregenste Saison. Landgängern wird jedoch geraten eine wärmende Jacke oder einen leichten Pullover miteinzupacken.

Galapagos – Fauna

Es gibt auf der Erde kaum einen Ort, wo Tiere leichter in freier Wildbahn zu beobachten sind als auf den Galápagos-Inseln.

Trotz der jahrhundertelang verursachten Schlächtereien durch Piraten, Freibeuter, Walfänger, Pelzrobbenjäger, Siedler und US-Marine, zeigen die Tiere keinerlei Scheu vor den ständig anlandenden Touristen-Heerscharen. An manchen Besucherstandorten marschieren die kamerabewaffneten Gruppen sogar täglich zu dutzenden durch ihre Reviere, stolpern an ihren Wohnnischen und Brutplätzen vorbei, und verunsichern ihre Neugeborenen. Die erwachsenen Tiere bleiben unerschrocken und lassen sich standhaft aus allernächster Nähe fotografieren. Der Mensch wird einfach als unbedeutender Bestandteil ihrer natürlichen Umgebung akkzeptiert. Manche Tiere, insbesonders Seelöwenjungen und Darwinfinken, zeigen sogar unverhohlene Neugierde. Andere widerum, wie z. B. die Tölpel, schnappen bei einem zu aufdringlichen Zunahekommen mit dem Schnabel zu.

Diese einmütige Billigung des Menschen seitens der Tiere ist in erster Linie den professionellen Naturführern zu verdanken, die seit Jahrzehnten nach den strengen Richtlinien der Nationalparkverwaltung handhaben. Als eine der vordringlichsten Aufgaben der Guids erweist sich dabei, daß die Touristen nur auf den vorgeschriebenen Pfaden einherwandern, um somit nicht auf die Tiere oder deren Nistplätze abseits der Wege zu treten. Besucher, die der Versuchung nicht widerstehen können den abgesteckten Pfad zu verlassen, werden augenblicklich zurechtgewiesen. Davon einmal abgesehen, sitzt das begehrte Motiv früher oder später sowieso direkt am Wegrand vor der Linse. Auch sollte bei unüberlegtem Zurückschreiten zwecks einer besseren Aufnahme darauf geachtet werden, daß viele Vögel und Leguane mitten auf den Touristenpfaden brüten. Um diese Brutplätze nicht zu zerstören ist vorsichtiges Ausweichen oberstes Gebot. Niemals direkt über ein Nest steigen!

So gibt es auch egoistische Seelöwenbullen, die störrisch den Landungssteg besetzt halten, oder den wunderschönen Badestrand ganz für sich allein und ihre zahlreichen Gespielinnen beanspruchen wollen. Auch hier sollte jegliche Art von Konfrontation vermieden werden. Für Tiere gelten die Nationalparkvorschriften nicht, auch wenn diese zuguterletzt nur für sie bestimmt sind.

Die beste Zeit um die frei lebenden Tiere zu beobachten ist am frühen Morgen und am späten Nachmittag. Gegen Mittag tauchen die Meeresechsen oft den Ozeangrund nach Nahrung ab, genauso wie die Seelöwen und Meeresschildkröten. Auch die vielen Seevögel haben in der Mittagshitze oft besseres zu tun als für die Kameras der verzückten Touristen zu posieren.

Auf praktisch jeder Galápagos-Insel bekommt der Besucher Seelöwen, Meeresechsen, Klippenkrabben, Lava-Eidechsen und Darwinfinken zu sehen. Auf den meisten Inseln begegnet man hingegen Blaufußtölpeln, Tropicvögeln, Pelikanen, Gabelschwanzmöwen, Spottdrosseln und Galápagos-Bussarden. Auf vielen Inseln widerum gibt es Maskentölpel, Binden- und Prachtfregattvögel, Noddy-Seeschwalben und Lavamöwen. Auf einigen wenigen Inseln finden sich Riesenschildkröten, Pelzrobben, Landleguane, Flugunfähige Kormorane, Flamingos, Pinguine und Rotfußtölpel. Und weltweit nur auf Española kann der am Boden träge Albatross aus allernächster Nähe beim Brüten beobachtet werden.

Verschiedene Säugetier-Arten gibt es auf Galápagos sehr wenige. Genauer gesagt nur vier! Dabei spielen die Galápagos-Reisratte, welche auf Santa Fé und Fernandina in zwei Unterarten anzutreffen ist, sowie die Galápagos-Fledermaus, die in den Hafenorten manchmal vereinzelt um die Straßenlampen am Malecón flattert, für Besucher eine völlig unbedeutende Rolle.

Dieser krasse Mangel an Säugetieren hängt ganz einfach damit zusammen, daß zwischen den Inseln und dem Festland nie eine Landbrücke bestanden hatte. Sonst müßte die Tierwelt heute ganz anders zusammengesetzt sein. Zumindest einige der großen Landsäugetiere des ekuadorianischen Festlandes wären bei einer urgeschichtlichen Verbindung zum Kontinent zu erwarten.

Die häufigsten Säugetiere an praktisch allen Küsten der Galápagos-Inseln sind die Seelöwen. Neuankömmlinge werden dies bereits auf den ersten Blick bestätigen können – selbst mit geschlossenen Augen! Die kehligen Örk-Laute der allgegenwärtigen Schwimm-Stars verfolgen Inselbesucher und Bootsausflügler manchmal sogar bis in den Schlaf. Die Beiboote und Landungsstege in den Hafenbecken von Puerto Baquerizo Moreno (San Cristóbal) und Puerto Ayora (Santa Cruz) werden von den Seelöwen oft als Bettstätte beansprucht. Fischern gefällt dies überhaupt nicht, da die verspielten und neugierigen Tiere unverschämterweise auch ihre stinkenden Hinterlassenschaften in den Booten zurücklassen. Wer im Hafenort Puerto Villamil abends an den Kai spaziert, sollte bedenken daß dort gegen 22 Uhr der Strom abgestellt, und somit das Licht ausgeschaltet wird. Wer dann im Dunkeln aus Versehen über einen dort gerade ruhenden Bullen stolpert, wird über dessen lautstarke Verwünschungen vielleicht nicht nur zutiefst erschrocken sein. Der scharfe Biß eines aufgebrachten Seelöwenbullen kann böse Fleischwunden hervorrufen!

Auf der Plaza-Insel haben die Galápagos-Seelöwen – übrigens sehr nahe Verwandte der kalifornischen Seelöwen – aufgrund ihrer zahlreichen Kolonien inzwischen die Steine an den Ufern und Klippen glattpoliert. Seelöwen sind polygam. Ein einziger Bulle kann einen bis zu 25-köpfigen Harem unter seinen Fittichen haben. Nach einer Tragezeit von neun Monaten bringt jedes seiner Weibchen meistens gegen Ende des Jahres ein etwa 5 Kilo schweres Junges zur Welt. Und noch in einem anderen Punkt unterscheidet sich der Seelöwe nicht allzu sehr vom Durchschnitts-Lateinamerikaner: Während der Brunftzeit sind blutig verlaufende Revierkämpfe unter eifersüchtigen Bullen durchaus nichts außergewöhnliches!

Auf Plaza und Rábida gibt es zudem kleine Kolonien von ausschließlich Alten und Junggesellen. Diese Bullen sind bei der alljährlichen Weibchen-Verteilung leer ausgegangen und haben sich zu richtiggehenden Eigenbrödlern entwickelt. Man sollte ihnen nicht zu nahe kommen. Sie gelten als äußerst aggressiv und verstehen überhaupt keinen aufdringlichen Foto-Spaß.

Seelöwen sind hervorragende Schwimmer und noch elegantere Taucher. Sie können kilometerweit aufs Meer hinausschwimmen und Tauchtiefen von 250 Metern erreichen. Die imposantesten unter den Bullen sind schlichtweg furchterregend, wenn sie sich laut schimpfend auf ihren Vorderflossen aufrichten und auf einen zupreschen. Spätestens dann heißt es Kamera wegwerfen und eine Fliege machen.

Die Galápagos-Pelzrobbe unterscheidet sich vom Seelöwen durch ihr dichteres Fell, dem kleineren eher rundlichen Kopf, der abgeflachten Nase, den größeren Ohrmuscheln, und dem verlorenen melancholischen Blick. An Land findet man die ansonsten in antarktischen Gefilden beheimateten Pelzrobben lediglich in schattigen Felsnischen und kleinen Grotten, wo sie sich vor der Äquatorsonne schützen können. Die Galápagos-Inseln verdanken ihre Präsenz dem kalten Humboldtstrom.

Im Gegensatz zu Seelöwen suchen Pelzrobben niemals die Sandstrände auf. Ihre genaue Populationsgröße auf Galápagos ist nicht genau erfaßt, sie wird aber auf etliche Tausend geschätzt. Man trifft sie zumindest weitaus seltener an als die allgegenwärtigen Seelöwen.

Insgesamt sechs Reptilien-Arten können auf Galápagos angetroffen werden. Dazu gehören elefantöse Riesenschildkröten, ungeheuerliche Landleguane, algenfressende Meerechsen, Lava-Eidechsen, Geckos und ein paar völlig harmlose Schlangen.

Die bis zu 300 Kilo schweren Riesenschildkröten gibt es außer auf den verwunschenen Inseln sonst nur noch auf dem Aldabra-Atoll im indischen Ozean. Im Galápagos-Archipel sind von den ursprünglich 14 Unterarten noch 11 übriggeblieben.

Wobei der tragikomische Einsame Georg, einst von seiner Heimatinsel Pinta zur Charles Darwin – Station auf Santa Cruz umgesiedelt, der letzte Vertreter einer zum Aussterben verurteilten Rasse ist. Drei weitere Unterarten sind bereits ausgestorben, andere werden heute auf der berühmten “Schildkröten-Station” nachgezüchtet.

Von Insel zu Insel unterscheiden sich die Riesenschildkröten durch ihre Größe und der Form des Panzers. Die etwas kleineren Sattelpanzer-Schildkröten mit ihren längeren Nacken und Beinen, haben sich im Laufe der Evolution den flachen Trockenregionen angepaßt. Selbst wenn dieser Schildkröten-Typ es allemal vorzieht heruntergefallene Kaktuspolster zu fressen, kann er auch die Blätter weitverzweigter Büsche erreichen. Der größere Schildkröten-Typ mit dem hohen Kuppelpanzer bevorzugt hingegen die Hochlandregionen der Inseln, wo Gräser und heruntergefallene Früchte die Hauptnahrung darstellen.

Allein fünf verschiedene Rassen können in den gewaltigen Vulkankegeln der Isabela-Insel angetroffen werden. Ihr jeweiliger Aktionsradius ist auf den Krater und dessen Ränder beschränkt. Dies deutet u. U. sogar darauf hin, daß die fünf Isabela-Vulkane einmal isolierte Inseln waren. Die Evolution der Schildkröten hat sich in Übereinstimmung mit den unterschiedlichen Biotopen der durch Lava und Schlackenwüsten voneinander getrennten Kraterkegel vollzogen.

Einen Sonderfall stellt eine Unterart auf Española dar. In den 60-ziger Jahren waren auf der Insel gerade noch zwei Männchen und zwölf Weibchen dieses Schildkröten-Typs am Leben. Eine natürliche Fortpflanzung fand so gut wie nicht mehr statt. Die Tiere sind sich verständlicherweise fast nie begegnet! Durch Inkubation und sorgsame langjährige Aufzucht ist es der “Charles Darwin – Station” gelungen 1995 nahezu 700 Riesenschildkröten dieser Unterart wieder auf Española auszusetzen.

Riesenschildkröten erreichen die Geschlechtsreife nach etwa 25 Jahren. Sie pflanzen sich zwischen Januar und Juni während der Regenzeit fort. In der zweiten Jahreshälfte begeben sich die Weibchen dann in die Trockenzonen um dort ihre Eier auszubrüten. Es braucht meist sehr viele Stunden bis sie mit ihren Hinterbeinen ein genügend tiefes Loch gebuddelt haben.

Bei dieser Schwerstarbeit urinieren sie laufend um somit der Erde mehr Geschmeidigkeit zu geben. Zwischen 2 und 20 Eier von der Größe eines Tennisballs werden in der Brutkuhle abgelegt. Nachdem das Loch wieder zugeschüttet wurde, zieht sich das Weibchen in die Berge zurück. Nach weiteren 4 – 8 Monaten brechen die Jungen aus ihrer Eierschale hervor. Die Temperatur des unterirdischen Brutplatzes bestimmt schlußendlich das Geschlecht der Neugeschlüpften, wobei kühlere Temperaturen meistens Männchen hervorrufen. Ihr einziger natürlicher Feind ist der Galápagos-Bussard. Überleben sie erst einmal die ersten schwierigen Jahre, können sie ein stolzes Alter von fast 200 Jahren erreichen.

Landleguane leben in den Trockenzonen der Inseln Plaza Sur, Santa Cruz, Isabela und Fernandina. Eine zweite endemische Art ist nur auf Santa Fé anzutreffen. Man sieht die Iguanas am Vormittag in der Sonne dösen, während sie zur Mittagshitze schattige Plätze unter Steinen oder Baumkakteen aufsuchen. Um nachts ihre Körperwärme speichern zu können, schlafen sie in selbstgebuddelten Höhlen. Ihre Diät besteht aus Sträuchern, Früchten und heruntergefallenen Kaktuspolstern, deren Stacheln sie meist mit den Klauen herauskratzen. Andererseits können ganz verwegene Exemplare auch schon mal dabei beobachtet werden wie sie mitten in die Stacheln reinbeissen!

Im Gegensatz zu ihren entfernten grünen Verwandten auf dem ekuadorianischen Festland, sind Galápagos-Landleguane hartnäckig auf ihr Territorium bedacht. Die gelbfarbigen Männchen können auf gleichgeschlechtliche Eindringlinge äußerst aggressiv reagieren. Solche Revierkämpfe werden durch heftiges Kopfnicken angedroht, und enden manchmal mit furchterregenden Schwanz- und Beißgefechten.

Die graubraunen Weibchen legen ähnlich den Schildkröten 2 bis 25 Eier in eigens gegrabenen Löchern. 3 – 4 Monate später schlüpfen die nur zentimetergroßen Jungen aus dem Ei. Falls sie die ersten Jahre überleben sollten – Bussarde und Eulen sind ihre einzigen Todfeinde – können sie über 60 Jahre alt werden.

Als Charles Darwin 1835 auf Santiago landete, fand er vor lauter Landleguanen “kaum einen Platz wo wir unser Zelt aufstellen konnten!” Heute sind Landleguane auf Santiago völlig ausgestorben. Ratten und Schweine, sowie verwilderte Hunde und Katzen, fraßen ihre Eier und zerbissen die Jungen. Ziegen zerstörten ihre pflanzlichen Nahrungsquellen.

Die Algen fressenden Meerechsen bevölkern fast alle Küsten des Galápagos-Archipels. Sie gelten weltweit als die einzigen Reptilien, die sich erfolgreich dem Leben im Meer angepasst haben. Mit den weichen Schlängelbewegungen ihres muskulösen Schwanzes können sie kilometerweit hinausschwimmen und tiefe Tauchgänge unternehmen. Ein im Wasser viermal langsamerer Herzschlag erlaubt es ihnen über eine Stunde unter der Meeresoberfläche zu verbringen. Obwohl sich zwischen den kräftigen Zehen im Lauf der Evolution winzige Schwimmhäute entwickelt haben, werden die Füße beim Tauchen nicht verwendet sondern lediglich an den Körper gelegt. Mit den kleinen Zähnen der stumpfen Schnauze weiden sie den kurzen Algenbewuchs an den Unterwasserfelsen ab.

Als eigentliche Landtiere haben die Meerechsen auch keine Schwierigkeiten mit dem Salzgehalt des Meerwassers. Eine Drüse verhilft ihnen das überschüssige Salz auszuscheiden. Das Sekret wird durch die Nasenlöcher wie ein feiner Sprühregen ausgestossen. Bei älteren Tiere haben sich dadurch bereits richtiggehende Salzkrusten auf der vorsintflutlichen Schädeldecke gebildet. Um nach einem ausgiebigen Tauchgang dem auftretenden Wärmeverlust entgegenzuwirken, liegen die Kaltblütler am Nachmittag gerne faul auf den warmen Lavasteinen herum, und strecken zu Hunderten ihre Köpfe der Äquatorsonne entgegen.

Lava-Eidechsen bevölkern die Trockenzonen fast aller Galápagos-Inseln. Besucher begegnen ihnen überall auf Schritt und Tritt. Nur eine Art ist gleich auf mehreren Eilanden verbreitet, während sechs andere endemische Arten lediglich auf spezifischen Inseln herumflitzen. Lava-Eidechsen mit einem knallroten Bauchmuster sind übrigens Weibchen.

Es gibt auf Galápagos ebenso fünf endemische Gecko-Arten mit ihren typischen Saugnäpfen an den winzigen Klauen, sowie drei Arten und etliche Unterarten von Dromicus-Schlangen, welche allerdings mehr Angst vor Menschen haben als Elefanten vor Mäusen. Sie sind allesamt schlank und graubraun, können über einen Meter lang werden, und ernähren sich in erster Linie von Lava-Eidechsen und großen Heuschrecken. Zu sehen bekommt man die hübschen Tierchen aber leider recht selten.

Die Galápagos-Inseln sind ein Paradies für Vögel. Dabei nehmen die Seevögel eine ganz besondere Stellung ein. Sie sind zweifelsohne die große Hauptattraktion unter den gefiederten Bewohnern. Ihre Gesamtpopulation wird auf über eine Million geschätzt. Es gibt insgesamt 19 verschiedene Arten von Seevögeln, wobei fünf von ihnen endemisch sind. Ebenso wird das Archipel von über 40 Land- u. Watvögelarten bevölkert, wovon widerum 23 endemisch sind.

Der absolute Star unter den Seevögeln ist der Albatros. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2.40m ist er nicht nur der größte Vogel auf Galápagos, sondern auch der größte in den tropischen Gewässern des östlichen Pazifik. Der einzige Ort auf der Welt wo er beim Brüten beobachtet werden kann ist die Insel Española im äußersten Südosten des Archipels. Über 12.000 Paare können hier an der Punta Suárez und Punta Cevallos, sowie an der Südseite der flachen Insel-Hügelkette zwischen April und Juni angetroffen werden. Jedes Albatrospaar produziert ein großes Ei, das von den Eltern nach der Ablage meist auf unerklärliche Weise wie eine Billiardkugel hin- und hergerollt wird.

Albatrose sind wie riesige Transportflugzeuge. Sie brauchen eine lange Landepiste und müssen vor dem Aufsetzen erst einmal mehrere Runden drehen. Die flache Española-Insel kommt ihnen da bei ihren umständlichen Landemanövern wie gelegen. Auch beim Auffliegen haben sie ihre besonderen Schwierigkeiten. Für den Start müssen sie meistens erst zu Fuß bis an den Rand der Klippen watscheln um sich von dort Hals-über-Kopf in die tragenden Aufwinde zu stürzen.

Wer den einzigartigen, auf Galápagos endemischen Flugunfähigen Kormoran aus nächster Nähe beobachten möchte, muß sich schon zu den rauhen abgeschiedenen Lavaküsten der westlichen Inseln Isabela oder Fernandina aufmachen. Dort leben die bodenständigen Taucher-Vögel mit den kräftigen Schwimmflossen meist in sehr kleinen Kolonien. Einige hundert sollen es immerhin sein.

Gewaltige Vulkanausbrüche, proteinhaltige Nahrung im Überfluß, und das Ausbleiben jeglicher natürlicher Feinde, haben diesem großen Vogel im Laufe der Evolution die Lust am Fliegen genommen. Seine gestutzten Flügel haben vollständig ihre Funktion verloren. Sie wirken wie eingezogene Paddel.

Der endemische Galápagos-Pinguin gilt unter seinen Artgenossen als der zweitkleinste der südlichen Hemisphäre. Dabei befinden sich einige der auf Isabela und Fernandina lebenden Kolonien sogar noch auf der nördlichen Halbkugel.

Versprengte Grüppchen der befrackten Wasservögel können auch in der Sullivan Bay bei Bartolomé beobachtet werden. Die Humboldtströmung aus antarktischen Gefilden ermöglicht es diesem tropischen Pinguin-Typ weit entfernt von seiner angestammten Kaltwasserzone ein ungestörtes Dasein zu führen. Er ist der einzige nordische Pinguin. Sein nächstliegender Verwandter ist der Humboldt-Pinguin, der an den Küsten von Perú und Chile lebt.

Die tölpelhaften Landgänger können unter Wasser Geschwindigkeiten von bis zu 50 Stundenkilometern erreichen. Beim gemeinsamen Aufziehen ihrer Jungen erwecken sie an den felsigen Ufern hingegen eher den Eindruck ihre schwimmende Eisscholle zu vermissen.

Der schöne Rotschnäblige Tropicvogel ist während des Fluges relativ leicht an seinem langen feinen Federschweif auszumachen. Er jagt weit draußen auf offener See, wobei er aus großer Höhe wie ein Pfeil tief unter die Wasseroberfläche eintaucht. Lose Brutkolonien dieser Vögel findet man das ganze Jahr über auf den meisten Inseln. Lediglich auf Plaza Sur dauert die Brutperiode nur von August bis Februar.

Der “Star” unter den Galápagos-Watvögeln ist der pastellrosafarbige Flamingo. Er ist mit Abstand der scheueste Vogel auf dem Archipel und lebt zurückgezogen in den Salzwasserlagunen von Isabela, Floreana, Santiago, Santa Cruz und anderen Inseln. Da er auf der Suche nach proteinhaltigen Shrimps oft von Lagune zu Lagune fliegt, ist er somit nicht immer an allen Flamingo-Seen anzutreffen. Die über tausend, auf kleine Kolonien verteilten Galápagos-Flamingos, stammen ursprünglich von den Westindischen Inseln.

Keine andere Tierart auf den Galápagos-Inseln hat soviel zum Verständnis der Evolutions-Theorie beigetragen wie die Darwinfinken. Die 13 endemischen Finkenarten – mit einer weiteren Art auf der 425 Seemeilen nordöstlich von Galapagos gelegenen Kokos-Insel sind es sogar 14 – sehen sich farblich und physisch alle recht ähnlich. Sie unterscheiden sich aber ganz deutlich durch ihre Schnabelform. Diese ist widerum den jeweiligen Nahrungsquellen optimal angepasst. Der Schnabel dient den kleinen Vögeln dabei als zweckmässiges Werkzeug. So ernten die Kleinen und Großen Grundfinken mit ihren zermalmenden Nußknacher-Schnäbeln mittelweiche bis harte Samen. Der Große Baumfink oder auch Papageienschnabel-Darwinfink hat dagegen einen kräftigen scharfen Schnabel, den er wie ein Metallschneidegerät verwendet. Er kann damit selbst große Insekten unter Baumrinden erbeuten. Der Waldsängerfink pickt die Insekten stattdessen wie mit der Pinzette von den Blättern, während der Kaktusfink seinen langen kräftigen Schnabel wie eine Drahtzange benutzt.

Die Darwinfinken stammen alle von einer ursprünglichen Art ab, die einst vom Festland auf das Archipel gelangte. Dieser Galápagos-Urfink bewohnte einen konkurrenzlos freien Lebensraum. Dadurch konnte er sich anfangs ungehindert auf allen Inseln ausbreiten. Mit der ständig wachsenden Finken-Population setzte dann auch der Konkurrenzkampf um das tägliche Brot ein. Um den Druck der gleichgearteten Konkurrenz auszuschalten, begannen die Finken allmählich mit ihrer Spezialisierung bei der Nahrungsbeschaffung.

Meerestiere sind mitunter das Spektakulärste, was es bei einem Galápagos-Besuch zu bewundern gibt. Aufgrund des Zusammenspiels verschiedener Meeresströmungen hat das Archipel mit einer unglaublichen Vielfalt an submarinem Leben aufzuwarten, daß sowohl ausgesprochen tropische wie auch typisch antarktische Spezies manchmal auf einem einzigen Revier zu vereinen weiß. Von den über 300 Fischarten sind allein 50 endemisch!

Einem jeden Schnorchler und Diver sträuben sich die Nackenhaare, wenn er bei der Teufelskrone, bei Bartolomé, in der Bucht von Santa Fé, oder auch schon ganz in der Nähe von Puerto Ayora, zum erstenmal in seinem Leben auf eine Gruppe Weißspitzenhaie stößt. Die filmreifen, jedoch völlig ungefährlichen Beißerchen gehören mit ihren Barteln zur Familie der Ammenhaie. Ebenso häufig anzutreffen sind Hammerhaie, von denen manchmal gleich 20 oder 30 Stück unverhofft auftauchen können. In den nördlichen Gewässern des Archipels (Isla Wolf) sind sogar Schulen von bis zu 500 Exemplaren kein seltener Anblick.

Alle diese Haifische sind für den Menschen harmlos. Da sie im Archipel ausreichend Nahrung finden, interessieren sie sich weder für Taucher noch für Beiboote. Man kann sich somit recht nahe an sie heranwagen. Die berüchtigten Tigerhaie, die an anderen tropischen Küsten der Weltmeere Angst und Schrecken verbreiten können, sind in den Galápagos-Gewässern so gut wie nie zu sehen. Sie tummeln sich am liebsten weit draußen im offenen Meer.

Die majestätisch dahingleitenden, futuristisch anmutenden Rochen, sind für viele Unterwassersportler die Krönung eines jeden Tauchgangs. Es gibt Manta-, Adler-, Kuhnasen- u. Stachelrochen. Erstgenannte können eine Spannweite von bis zu fünf Metern erreichen. Letztere tummeln sich gerne in seichten Strandgewässern und haben unter barfüßigen Besuchern schon so manch böse Verletzung durch unachtsames Drauftreten herbeigeführt.

Meeresschildkröten können an vielen Stellen und in vielen Buchten angetroffen werden. Die Caleta Tortuga Negra gilt als ideal um die Tiere auch tagsüber vom Beiboot aus zu beobachten. Während der Paarungszeit zwischen Dezember und April kommen sie nach Einbruch der Dunkelheit an die Sandstrände, um dort ihre Eier in einer selbstgebuddelten Kuhle in den flachen Dünen abzulegen. Dieser anstrengende Vorgang nimmt oft die halbe Nacht in Anspruch. Im Anschluß daran suchen die Tiere sofort wieder das Weite des Meeres auf und vergessen ihre Nachkommenschaft für immer und ewig. Die Schleifspuren der bis zu 300 Pfund schweren Panzertiere sind nach der Eiablage meist noch wochenlang im Sand zu sehen. Da die Strände aber für Besucher nach 18 Uhr gesperrt sind, bleibt einem jeden zumindest dieses Schauspiel vorenthalten.

Nachdem die jungen Schildkröten aus der halbvergrabenen Eierschale ausgebrochen sind, versuchen sie so schnell wie möglich das kühlende Wasser zu erreichen. Nur ein ganz geringer Prozentsatz der in die Brandung gehetzten Tolpatsche hat bei diesem Spießrutenlauf eine Chance überhaupt nur die ersten Daseinsminuten zu überleben. In der Luft lauern bereits die gierigen Seevögel über der wehrlosen Beute, und im Wasser freuen sich später dann die gefräßigen Haie auf eine abwechslungsreiche Zwischenmahlzeit.

Von der gnadenlosen Überlebenslotterie werden Besucher nichts mitbekommen. Die Mitglieder derCharles Darwin Station versuchen in dieser Zeit ihr möglichstes um die Meeresschildkröten-Strände von Touristen freizuhalten und die fliehenden Jungen einzusammeln. In der Aufzuchtstation haben sie die allerbesten Überlebenschancen. Wenn sie dann herangewachsen sind, werden sie wieder den Elementen überlassen.

Die Roten Klippenkrabben stechen beim Anlegen an die schwarzen Basaltlava-Küsten sofort ins Auge. Sie leben meist in großen lockeren Verbänden in den Gezeitenzonen fast aller Inseln. Um nicht in frühester Jugend den Reihern zum Opfer zu fallen, sind sie anfänglich noch eintönig schwarz gefärbt.

Eingewanderte und eingeschleppte Tiere
Die auf Galápagos lebenden endemischen Tiere gelangten während der letzten drei Millionen Jahre auf eigene Faust an die Küsten des Archipels. Sie kamen vom Festland geflogen und geschwommen, oder wurden von Winden und Wasserströmungen herübergetragen. So z. B. die Leguane, die sich während der unfreiwilligen Überfahrt vermutlich an umgestürzten abgedrifteten Kokospalmen und anderen Treibhölzern festkrallten, nachdem sie auf der Suche nach Früchten von einer Sturmflut oder einem sintflutartigen Regen überrascht worden waren. Auf die gleiche Weise setzten wohl auch kleinere Vögel zu den Inseln über, während sich die Seelöwen bei einer ausdauernden Verfolgungsjagd auf einen Fischschwarm vielleicht gezwungen sahen gleich sämtliche Langstreckenrekorde zu brechen. Eine besonders starke Humboldtströmung könnte hierbei eine entscheidende Rolle gespielt haben. Doch die gewaltige Entfernung musste für die meisten der transozeanischen Artgenossen den sicheren Tod bedeuten. Den wenigen Gestrandeten der kräfteraubenden Odysee ließen die vorherrschenden Umweltbedingungen auf den feuerspeihenden Vulkaninseln zudem kaum eine Überlebenschance.

Die Besiedlung des Archipels nahm jedoch seinen gottgegebenen Gang. Allmählich entwickelte sich unter den Verbannten ein natürliches Gleichgewicht heraus, daß schließlich zur Bildung von harmonischen Schicksalsgemeinschaften führte. Denn Feinde oder Konkurrenzverhalten kannten diese emigrierten Tiere so gut wie nicht.

Mit der Landung der ersten Seefahrer vor etwa 400 Jahren begann dieses neugeschaffene“Arche Noah-Gleichgewicht langsam ins Wanken zu geraten. Mäuse und Ratten waren die ersten, die die modrigen Frachträume der ankernden Segelschiffe verließen. Ihnen folgten eingeführte Haustiere wie Kühe, Pferde, Esel, Ziegen, Schweine, Hunde und Katzen, welche nach so manch gescheitertem Besiedlungsversuch zurückgelassen wurden oder ins Hinterland flohen. Durch die relativ schnelle Verbreitung der Aliens blieb den heimischen Tieren und Pflanzen keine Zeit ein wirksames Verteidigungssystem gegen die unerwarteten Feinde und Konkurrenten zu schaffen.

Die neu entstandenen populationsstarken Fremdgemeinschaften haben inzwischen weite Teile des Inselreiches invadiert. Für ihre verheerenden Auswirkungen auf das empfindliche Naturgefüge gibt es mehr als genug Beispiele:

Auf Santiago buddeln verwilderte Schweine die frischgelegten Eier der Meeresschildkröten aus.

Auf Isabela fressen marodende Ziegenhorden die gesamte Vegetation kahl und damit auch die für Landschildkröten lebenswichtigen Nahrungspflanzen. Dies hat mittlerweile auch zum Aussterben von endemischer Flora und stark fortschreitender Bodenerosion geführt. Die vernichtende Zahl der wilden Isabela-Ziegen wird heute auf über 100.000 geschätzt!

Zudem werden die angestammten Wasserstellen der urzeitlichen Riesenschildkröten manchmal von versprengten Eselsgruppen besetzt gehalten.

Auf allen bewohnten Inseln zertrampeln Kühe und Pferde die seltenen Farne und Büsche, vertreiben die heimische Tierwelt, und lassen wie im Hochland von Santa Cruz einen zerstörten Pampa-Boden zurück.

Ebenfalls auf Santa Cruz wurde Ende der 70-ziger Jahre die einzig existierende Landleguan-Kolonie von einer Meute vagabundierender Hunde überfallen. Bei dem Massaker blieben etwa 500 zerfetzte Iguanas auf der Strecke.

Katzen fressen in den Trockenzonen nicht nur die kleinen Vogel- und Reptilieneier, sondern halten andererseits auch die eingeschleppten Ratten unter Kontrolle – ihre direkten Konkurrenten beim Eierdiebstahl! Als jüngster unerwünschter Besucher machte sich inzwischen auf zwei der Inseln die besonders aggressive, “katzenvertilgende” Norwegische Ratte breit!

Versehentlich wie absichtlich eingeführte Tiere stellen für die Inseln wahrscheinlich heute das größte Umweltproblem dar. Nur zwei der vierzehn Hauptinseln sind nachwievor frei von Fremdlingen. Es scheint, daß Galápagos auch in weiterer Zukunft mit den vielen Aliens leben muß. Schnelle zweckmässige Lösungen hat niemand parat. An organisierte Treibjagd-Safaris zur Ausrottung der Isabela-Ziegen wurde dabei immer zuerst gedacht. Diese aus frustrierten Großwildjägern und schießwütigen Touristen zusammengewürfelten Jagdtrupps würden jedoch wenig Sinn machen. Die kletterfreudigen Ziegen ließen den Weidmännern in dem zähen stacheligen Dickicht über dem zerklüfteten Lavaboden kaum eine Chance. Aufgestellte Fallen und vergiftete Wasserstellen würden nur der endemischen Tierwelt schaden. Auch die Verlegung von kilometerlangen Zäunen wäre zu unästhetisch, zu teuer, und zudem völlig unwirksam bei den kleinen Aliens.

Trotzdem hält die Charles Darwin Station die Ausmerzung der Isabela-Ziegen für möglich. Dafür spricht eigentlich auch ihre Erfolgsbilanz der letzten Jahre. Auf sechs kleineren Inseln ist die Ausrottung der Vegetationszerstörer gelungen.

Selbst der schwierigen Rattenplage wurde man auf einigen Eilanden inzwischen Herr. Eine alljährlich auf Floreana durchgeführte Katzen- u. Ratten- Vernichtungsaktion im Bereich der Wellenläufer-Brutplätze zeigt heute erste erfreuliche Resultate. Allein für das Isabela-Problem werden jedoch mindestens fünf Millionen US-Dollar benötigt. Kein Pappenstiel wenn man auf Spenden angewiesen ist! Die bisherigen Zuweisungen reichen lange nicht mehr aus. Die nationale Parkverwaltung, und die unermüdlichen Wissenschaftler der Charles Darwin Station, sind heute nämlich ganz anderen Herausforderungen gegenübergestellt als noch vor wenigen Jahren.

Galapagos – Flora

Im Gegensatz zum ekuadorianischen Festland erweist sich die Galápagos-Pflanzenwelt als stiefmütterlich und spröde. Manch eine der ansonsten bezaubernden Eilande erinnert während der kühlen Trockenzeit von Juni bis Dezember an eine marokkanische Dornbuschwüste. Tropisches Paradies weit gefehlt.

Es sind daher nicht allzu viele Pflanzen, die dem Besucher bei einer Insel-Kreuzfahrt gleich ins Auge fallen könnten. Fast die Hälfte von ihnen sind endemisch, d. h. sie weisen auf eine isolierte und völlig eigenständige Entwicklung hin. Insgesamt gibt es über 700 heimische Pflanzenarten und Unterarten. Verglichen mit den etwa 20.000 Festlandarten Ekuadors, ist dies jedoch äußerst spärlich.

Mit zunehmender Besiedlung gelangten vom Festland her auch viele nicht heimische Pflanzen auf die Arche-Noah-Inseln: Feldfrüchte, Fruchtstauden, Zier- u. Medizinalpflanzen, sowie Bäume zur schnellen Holzgewinnung. Unabsichtlich wurden dabei vielfach andere Gewächse mit eingeführt. Meist versehentlich im Gepäck versteckte Samen und Keime haben zum gegenwärtigen Auftreten von über 500 verschiedenen Fremdpflanzen beigetragen. Dieser Umstand wirkt sich heute sehr nachhaltig auf die angestammte endemische Pflanzen- u. Tierwelt aus, und stellt auf einigen der Inseln sogar eine ernsthafte Gefährdung des spezifisch ökologischen Gleichgewichts dar. Die heimischen Pflanzen sind den meist aggressiven “Aliens” nicht gewachsen. Sie ziehen im täglichen Kampf um Sonnenlicht, Wasser und Nährstoffe, vielfach den kürzeren.

Bereits vor Jahrzehnten auf Santa Cruz und San Cristóbal eingeführte Chinarindenbäume verdrängen inzwischen die endemisch einzigartige Miconia-Vegetation in Höhenlagen über 500m. Guavenbäume breiten sich auf vier der unbewohnten Inseln immer rascher zu ganzen Wäldern aus. Die monogamen, vom Aussterben bedrohten Vögel, benutzen ein ganzes Leben lang die gleiche Nisthöhle. Ist diese aus irgendeinem Grunde verschüttet, graben sie an der gleichen Stelle eine neue Stube. Wenn sie den angestammten Brutplatz nicht mehr ausfindig machen können, werden sie heimatlos und gehen ein. Einmal auf Floreana angelangt, wurden die Lantana-Samen widerum durch Darwinfinken und eingeschleppte Ratten auf der Insel verbreitet.
Die Flora von Galápagos wird in fünf bis sieben unterschiedliche, in erster Linie von den Höhenlagen abhängige Vegetationszonen unterteilt: Die Salzwasser-resistenten Pflanzen im direkten Küstenbereich (bis zu 20 Höhenmeter), die nur zur Regenzeit grün wuchernde Buschlandschaft der Trockenzone (bis über 100m), die teils neblig-feuchte Übergangsszone (150-300m), die ganzjährig grüne und regnerische Scalesia-Urwaldzone (250-600m), die Miconia-Gestrüppzone auf Santa Cruz und San Cristóbal (bis über 700m), sowie die windige Pampa-Graszone in den höchsten Insellagen. Dabei haben die meisten Galápagos-Besucher jedoch recht wenig Gelegenheit die Bergregionen im Innern der Inseln zu erkunden. Bei organisierten Bootstouren bleiben die Anlegestellen in der Hauptsache auf Besucherstandorte in den küstennahen Vegetationszonen beschränkt.

Mit zu den auffälligsten Exponenten der auf Galápagos verbreiteten Flora gehören für Besucher oftmals zuerst die grünen Mangrovenwälder in flachen Küstengebieten. Alle der vier in Ecuador vorkommenden Arten dieser dichten Atem- u. Stelzwurzelgeflechte säumen auf Santa Cruz, Isabela, Fernadina, San Cristóbal und vielen anderen Inseln des Archipels, meist gezeitenabhängige Stranduferzonen. Dazu gehört die Schwarze Mangrove mit ihren gelb-braunen asymetrischen Früchten, die rötlichen Zweige und fleischigen Blätter der Roten Mangrove, die an der Blattunterseite gepunktete Weiße Mangrove und die kleinblättrige Knopfmangrove.

Weitere typische Pflanzen der nahen Küstenregion sind im Spritzwasserbereich der Salzbusch mit seinen langen herunterhängenden Blättern und den gelbgrünen Blüten, die dichten niedrigen Matten der Sonnenwende, die schlanken dornigen Zweige des Kleinen Bockshorn mit seinen keulenförmigen Blättern, sowie die ebenso flachwüchsigen Strandwinde und Strandhafer.

Besonders beeindruckend sind die sich wunderbar rot verfärbenden Korallenbuschgeflechte auf der steinigen Plaza-Insel. Diese Pflanze bildet geradezu nordisch anmutende Teppichmatten, die je nach Jahreszeit ganz unterschiedlich prachtvolle Farbtöne aufweisen können.

In den wasser- und humusarmen Küstenbereichen der Inseln existiert eine ganze Reihe von Pflanzen, die sich im Laufe der Evolution den alljährlich auftretenden Trockenperioden erfolgreich widersetzen konnten.

Dank weitverzweigter Oberflächenwurzeln können diese Pflanzen in der Regenzeit viel Wasser aufnehmen und dieses in Stamm und Ästen für die Trockenmonate von Juni bis Ende Dezember speichern. Während dieser spröden Zeit verliert das flache Wurzel-System seine Bedeutung.

Zu einer Art Wahrzeichen von Galápagos sind dabei die mächtigen Opuntia-Baumkakteen herangewachsen. Sie haben sich den vorgegebenen Umweltbedingungen auf einzigartige Weise angepasst. Es gibt sechs endemische Arten dieser bis zu 9m hohen Feigen- oder Opuntienkakteen. Die Kaktuspolster sind wie verdrehte Parabolantennen den Sonnenstrahlen zugewandt. Ihre spitzen schattenlosen Stacheln schützen das Fleisch vor gefrässigen eierlegenden Räubern. Die braune, mit glattem Wachs bedeckte Baumrinde, läßt nicht nur die kletterfreudigen Leguane abblitzen, sondern reduziert auch unnötig verdampfendes Körperwasser durch Winde und starke äquatoriale UV-Strahlung auf ein Minimum. Ein für Kakteen überlebenswichtiger Bestandteil zur Photosynthese!

Die selteneren, bis zu 6m hohen Säulen- o. Kandelaberkakteen, bestehen hingegen nur aus einer endemischen, inzwischen jedoch evolutionsmässig aufgespaltenen Art. Sie sind besonders leicht bei einem Spaziergang im Lagunenbereich um Puerto Villamil auf Isabela zu entdecken.

Nur als erotische Laune der Natur kann der auf nacktem Lavafels gedeihende Lava-Kaktus verstanden werden. Er tritt in der Regel in erektierenden Gruppen auf, und ist z. B. in der mondartigen Vulkanlandschaft von Bartolomé zu bestaunen.

Der häufigste Vertreter der Trockenzone ist jedoch der Palo Santo – Baum oder auch Heilige Stock, welcher in den nahen Küstenbereichen oft ganze Wälder bildet, und dessen aromatisches Harz sehr stark nach Weihrauch duftet. Mit seiner glatten glänzenden Rinde ist der Palo Santo den Weißgummi- oder Balsambäumen zuzuordnen. Während er in den trockensten Monaten kein einziges Blatt trägt, hüllt er sich zur Regenzeit in ein hellgrünes Gewand ein.

Weitere typische, teils endemische Pflanzenarten im nahen Küstenbereich, sind der kleine Muyuyo-Baum mit seinen gelben Blüten, der giftige Manzanillo-Baum, der Flecken verursachende Chalá-Busch, die parasitäre Galápagos-Seide, der widerspenstige Burzeldorn, der knotig dürre Schicksalsbaum, das weißköpfige Papageienblatt, das Gestieltblütige Wandelröschen, die Spitzblättrige Parkinsonie auf der Baltra-Insel, die stachligen Algarrobo-Akazien bei der Tagus Cove auf Isabela, Peruanische Melden an der Suárez-Landzunge auf Española, graubärtige Coldenien und Bonsai-Baumsonnenblumen auf Bartolomé, sowie ein fast blattloses undurchdringliches Dornengestrüpp namens Scutia Pauciflora Rhamnaceae.

Die sich verführerisch ausbreitende Galápagos-Passionsblume, eine ursprünglich eingeführte, stark behaarte Kletterpflanze mit eßbaren Früchten, gilt im Gegensatz zur endemischen Galápagos-Tomate als Schädling, da sie den heimischen Wildgewächsen das Sonnenlicht blockiert.

In feuchteren Höhenlagen von 150 bis 300m stechen neben Korallenbäumen, Bartgeflechten und Lebermoosen, vor allem an Bäumen schmarotzende Epiphyten ins Auge. In dieser Übergangszone nimmt die Niederschlagshäufigkeit im Gegensatz zum trockenen Küstenbereich zu. Dadurch verändert sich natürlich auch zusehends die Pflanzenwelt. Diese sogenannte Transitionszone ist für den Laien jedoch kaum von der höher gelegenen “Scalesia-Zone” zu unterscheiden.

In hügeligen und regnerischen Lagen von über 200 bis hin zu 600 Höhenmetern herrschen vernebelte, von Bromelien und Farnen umrankte Scalesia-Wälder vor. Es gibt auf Galápagos insgesamt 15 endemische Baum- und Buscharten dieser Korbblütler. Manche von ihnen – allerdings sehr kleinwüchsige – sind auch in der Küstenregion anzutreffen.

Da die hochgelegene Scalesien-Zone die fruchtbarsten Böden des Archipels aufzuweisen hat, wurde sie bisher leider auch intensiv für die Landwirtschaft genutzt. Dies wird besonders auf San Cristóbal und Santa Cruz deutlich, wo weite Teile dieses Waldgebietes bereits auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind. Dies beinträchtigt auch zunehmend andere Bewohner des Nationalparks. Während der Trockenzeit emigrieren die nahrungssuchenden Riesenschildkröten in das immergrüne, durch ständiges Vogelgezwitscher unverkennbare Urwaldgebiet.

Nur in diesen höheren Lagen von Galápagos hat sich eine dem Festland ähnelnde tropische Pflanzenwelt entwickelt. So unterscheidet sich der dort lebende kleine Rote Fliegenschnapper, auch unter dem zauberhaften Namen Rubintyrann bekannt, kaum von seinen flatternden Festlandverwandten.

An den Südhängen der Inseln liegen sowohl die Transitionszonen als auch die Scalesia-Zonen aufgrund der vorherrschenden Winde und stärkeren Wolkenbildung viel niedriger als an den Regenschattenseiten der Nordhänge. Die Fahrt vom Flughafen über die gewellten Höhenrücken nach Puerto Ayora, quer durch die Santa Cruz – Insel hindurch, verschafft dem Besucher einen flüchtigen Eindruck von diesen wenig besuchten Vegetationszonen des Archipels.

Über der Waldregion beginnt in Höhenlagen von über 500 Metern die Pampa-gleiche Bergregion. Meterhohe Miconia-Büsche, vereinzelte Baumfarne, sowie flächendeckende Sumpf- u. Elefantengräser, kennzeichnen diese regenreiche Grünzone vor allem auf San Cristóbal und Santa Cruz. Auf Isabela erreicht das zähe Dickicht sogar die Kraterränder der bis zu 1.700m hohen Vulkanriesen.

Kurioserweise hat das tropisch-subtropische Bergland mehr endemische Pflanzen- u. Tierarten aufzuweisen, als die küstennahe Trocken- u. Spritzwasserzone zusammen. Der Lebensraum von zwei ganz seltenen Vogelarten, der Galápagos-Zwergralle und der buntgeschnäbelten Schnarre, ist z. B. nur auf diese Pampa-Zone beschränkt.

Galapagos – Geschichte

Die ersten Besucher auf den Galápagos-Inseln waren vermutlich die seetüchtigen Kulturen der Manteños oder Huancavilcas, welche auf großen Balsaflößen vom ekuadorianischen Festland herüberkamen. Keramiksplitter, die auf der Insel Santiago, der Bahía Ballena auf Santa Cruz, und am schwarzen Strand von Floreana vorgefunden wurden, können dies bezeugen. Ob die ehemaligen Küstenbewohner wieder ihren Weg von den ozeanischen Inseln zurückfanden bleibt allerdings zu bezweifeln. Mit den vorherrschenden Strömungsverhältnissen war dieses Unterfangen so gut wie unmöglich.

Um 1485 soll auch der Inka Tupac Yupangui bereits zwei der Inseln angesteuert haben, Nina Chumbi und Hahua Chumbi . Laut dem norwegischen Endeckungsreisenden Thor Heyerdahl handelte es sich bei dem dabei zurückgebrachten Pferdefell, welches 100 Jahre später noch in Cuzco weilte, in Wirklichkeit um ein Seelöwenfell.

Auch auf einen bronzenen halbmondförmigen Manteño-Sockel soll der zehnte Inka-Kaiser dort angeblich gestossen sein. Aber sowohl das mysteriöse Fell wie auch der Häuptlingsstuhl könnten genauso gut von einem Küstenabschnitt des Kontinents stammen.

Eine Windflaute trieb den ersten Europäer, Fray Tomás de Berlanga, im Jahre 1535 mit dem starken Humboldt-Gegenstrom an die Küsten des Archipels. Der damalige Erzbischof von Panamá, der (ebenfalls wie die meisten Tiere und Pflanzen vor ihm) unfreiwillig an den Inseln strandete, erklärte die steinigen Eilande “voller Seelöwen und Schildkröten” als “völlig unbewohnbar”. Nachdem er die verzweifelte Suche nach Trinkwasser aufgegeben hatte, erreichte er gerade nochmal die peruanische Küste. Durch die Entdeckung des Bischofs konnte das Archipel 1574 zum erstenmal auf einer Weltkarte eingetragen werden – unter der Bezeichnung “Inseln der Schildkröten” oder Archipelago de los Galopegoes.

Der Spanier Diego de Rivadeneira gab ihnen 1546 den zauberhaften Namen Islas Encantadas. Der Deserteur von Pizarros Armee floh mit zwölf Mann und einem gestohlenen Schiff von Perú in Richtung Norden, und wurde ebenso wie Berlanga zu den Inseln abgetrieben. Aufgrund der hohen Fehlerquote der damals verwendeten Navigationsinstrumente standen die entlegenen, oft von Wolken eingehüllten “Phantom-Inseln”, im Ruf sich hin und wieder von der Oberfläche zu verhexen, bzw. unsichtbar zu machen. Rivadeneira fand auf einer der Inseln nicht nur Frischwasser, sondern erwähnte in seinem Bericht auch erstmalig den “Galápagos-Falken”.

Seit Ende des 16. Jh. benutzten englische, französische u. holländische Piraten und Freibeuter, unter ihnen die legendären Francis Drake, Captain Morgan und William Dampier, die Inseln als Schatzversteck und Basis für Überfälle auf spanische Segler, welche das letzte Inka-Gold der Kolonien nach Europa transportierten. Auch für so manch blutrünstigen Überfall auf die Hafenstadt Guayaquil mußten die Inseln als Ausgangspunkt herhalten. Die vulkanischen Höhlen auf Santiago und Floreana dienten den Seeräubern dabei als idealer Schlupfwinkel. Der Freibeuter William Ambrose Cowley benannte die Inseln 1684 nach britischen Königen, Grafen und Admirälen, und fertigte eine erste Detailkarte des Archipels an. Der 1709 vom Piraten Woods Rodgers weit vor der chilenischen Küste aufgelesene englische Matrose Alexander Selkirk lieferte dem Schriftsteller Daniel Defoe später die Grundlage zu seinem berühmten Robinson Crusoe- Roman. Selkirk selbst kommandierte drei Monate nach seiner wunderlichen Rettung ein eigenes Korsarenschiff, mit dem er Guayaquil überfiel um anschließend die reiche Beute auf einer der Galápagos-Inseln aufzuteilen.

Im Jahre 1793 stellte der britische Kapitän James Colnett auf Floreana ein kurioses Holzfaß auf, daß Seefahrern und Touristen bis auf den heutigen Tag als Postzustellung dient. Mit Colnett gelangten Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jh. die ersten Wal- und Robbenfänger zu den Inseln. Dabei stieg die Zahl der in der Galápagos-Region massakrierenden Fangschiffe Mitte des letzten Jh. bis auf über 2.000 an. Die Pelzrobbenkolonien haben sich praktisch bis heute noch nicht von der Schlächterei erholen können. Auch über 200.000 Riesenschildkröten fielen den Jägern schätzungsweise zum Opfer, 15.000 allein auf Floreana. Die unglücklichen Panzertiere, welche unter Deck einfach übereinandergestapelt auf den Rücken gedreht wurden, konnten trotz dieser Praxis noch monatelang ohne Wasser und Nahrung überleben, und versorgten somit die Mannschaft ständig mit Frischfleisch. Drei der einzigartigen Schildkrötenarten sind dadurch heute ausgestorben, andere widerum wurden extrem stark dezimiert.

Der erste Bewohner von Galápagos war der Ire Patrick Watkins, der 1807 auf Floreana ausgesetzt wurde. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Anbau von Gemüse, welches er bei den vorbeifahrenden Walfangschiffen gegen Whisky eintauschte.

Fast zwei Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung Ekuadors wurden die Inseln am 12. Februar 1832 von Coronel Ignacio Hernandez dem ekuadorianischen Staatsgebiet zugeführt. Der erste Gouverneur von Galápagos, General José Villamil, hatte die utopische Absicht auf Floreana eine neue ideale Gesellschaft zu gründen. Er gab den Inseln neben ihren bereits bestehenden englischen Bezeichnungen offiziell spanische Namen. Sein Traum vom fernen Paradiese verwandelte sich jedoch nach kurzer Zeit in eine anarchistische Sträflingskolonie.

Der grausame Manuel Julio Cobos verlegte nach einem ersten, im Jahre 1869 fehlgeschlagenen Kolonisierungsversuch, 1888 das Gefangenenlager nach El Progreso auf San Cristóbal. Eine einträgliche Zuckerrohrindustrie wurde unter Peitschenhieben errichtet. Arbeitsscheue ließ er in einem von der Sonne aufgeheizten Eisenkessel bei lebendigem Leibe von den Ratten auffressen. Nach fortgesetzten Vergewaltigungen an den Ehefrauen der Gefangenen wurde er 1904 von einem machetenschwingenden Kolumbianer in Stücke zerhackt.

Im Herbst 1835 hielt sich mit der dem Kapitän Fitzroy unterstellten “HMS Beagle” der berühmteste Besucher auf den verzauberten Inseln auf – ein englischer Student namens Charles Darwin. Der angehende Naturforscher und Ornithologe, welcher von seinen Lehrmeistern als einfallslos eingestuft worden war, reiste trotz des strengen Verbots seines Vaters – und daß auch nur weil zwei andere Passagiere kurzfristig abgesagt hatten. Auf Galápagos untersuchte Darwin fünf Wochen lang Pflanzen und Tiere, welche er u. a. als zyklopische Bestien beschrieb. Der Begriff Evolution wurde von dem tiefreligiösen Viktorianer diesbezüglich niemals angewendet. Eine fortschreitende, auf vielfältiger Eigendynamik basierende Artenentwicklung, wurde von ihm anfangs schlichtweg abgestritten.

Zwischen 1875-78 gelangte der deutsche Geologe und Naturalist Theodor Wolf zweimal nach Galápagos. Er fand heraus, daß die Inseln vulkanisch-ozeanischen Ursprungs sein müssen, und somit keinerlei Verbindung zum südamerikanischen Kontinent aufweisen. Die höchste Galápagos-Erhebung, ein 1.707m hoher Vulkan auf Isabela, sowie ein kleines Felseneiland im äußersten Nordwesten des Inselreiches, tragen heute seinen Namen.

Anläßlich Kolumbus’ 400-jährigem Jubiläum seiner Amerika-Entdeckung erhielt das Archipel 1892 den Namen “Archipiélago de Colón”. Ein Jahr darauf wurde vom ehrenwerten Guayaquileño Don Antonio Gil der erste einigermaßen erfolgreich verlaufende Besiedlungsversuch auf Isabela eingeleitet. Die Kolonie überlebte dank dem Verkauf von Rindfleisch und den Schwefelminen am Sierra Negra-Vulkan. Eine norwegische Siedlergruppe, die 1926 auf Floreana eine Fischdosenfabrik errichtete, gab wenig später dieses Vorhaben wieder auf. Lediglich ein verrosteter Kessel blieb als stiller Zeuge zurück. Auch eine Salzmine im ehemaligen Puerto Egas in der James Bay auf Santiago hatte nur kurze Zeit Bestand (1924-30).

Zu den weiteren Abenteuerreisenden, die den Inseln zu ihrer magischen Anziehungskraft verhalfen, zählte auch der amerikanische Forscher William Beebe. Sein Galápagosbesuch im Jahre 1923 inspirierte ihn zu dem Weltbestseller “Galápagos – World’s End”. Ein begeisteter Leser des Buches war der deutsche Aussteiger-Zahnarzt und “Öko-Pionier” Friedrich Ritter, der sich 1929 mit seiner Praxishelferin Dore Strauch auf Floreana niederließ. Im Jahre 1932 folgten ihnen die aus Köln stammende Familie Wittmer, welche heute noch auf der Insel lebt. Die ersten Luxusyachten spleeniger amerikanischer Multimillionäre tauchten am schwarzen Strand von Floreana auf. Mit einem dieser ersten Touristenschiffe gelangte auch die junge deutsche Baronin von Wagner de Bosquet auf die exotische Insel – begleitet von ihren beiden Liebhabern Lorenz und Philipson. Ihre anfänglichen Pläne für ein außergewöhnliches Luxushotel scheiterten. Nachdem davon nur eine Hütte aus schiefen Brettern und verrostetem Eisen übrigblieben, deklarierte sich die blaublütige Diva zur Kaiserin von Floreana.

Während des 2. Weltkrieges wurde die Insel Baltra von der amerikanischen Luftwaffe als Stützpunkt zur Überwachung des Panamá-Kanals genutzt. Die Gringos sorgten in diesem Zeitraum nicht nur für die vollständige Ausrottung der Landleguane auf Baltra, sondern bombardierten zu Übungszwecken auch Teile anderer Inseln wie die Felsnadel auf Bartolomé. Ein eingekrusteter, nicht hochgegangener Sprengkörper, soll seitdem die Spitze des brüchigen Naturmonuments zieren.

Am 4. Juli 1959 wurde 95 % des Archipels als Nationalpark erklärt. Im gleichen Jahr wurde das 1944 auf der Isabela-Insel eröffnete Straflager in die Luft gesprengt. Die übriggebliebene, von 200 Gefangenen aus Basaltbrocken errichtete “Mauer der Tränen” kann nachwievor besichtigt werden. Der einzige Überlebende der ehemaligen Verbanntenkolonie soll heute irgendwo in Puerto Ayora (Santa Cruz) seinen Ruhestand genießen.

Im Jahre 1964 wurde die Charles Darwin Station gegründet, und 1969 leitete das ekuad. Touristikunternehmen Metropolitain Touring mit der “Lina-A”- Yacht organisierte Schiffsreisen auf Galápagos ein. Zwanzig Jahre zuvor hatte der deutsche Einwanderer Fritz Angermeyer allerdings schon erste Segeltörns für reiche Touristen mit der “Nixi”-Yacht unternommen.

Die UNESCO deklarierte die Inseln 1978 als “Welterbe der Menschheit”. Heute kommen jährlich fast 60.000 Besucher aus aller Welt auf das Archipel. Über 20.000 Bewohner leben inzwischen in den Orten Puerto Ayora (Santa Cruz) und der Provinzhauptstadt Puerto Baquerizo Moreno (San Cristóbal).

Überbevölkerung und menschliche Eingriffe stellen das ökologische Gleichgewicht auf eine neue Probe. Der Abwanderung vom Festland zu den Inseln sollen von seiten der Regierung in Zukunft dicke Schranken gelegt werden.

Mit den Frachtern Piqueros und San Cristóbal gelangen jeden Monat etwa 15 neue Autos nach Puerto Ayora und Puerto Baquerizo Moreno. Allein die lokale Fischerbootflotte ist in den letzten fünf Jahren auf das zehnfache angestiegen.

Der illegale Fang der “potenzsteigernden” Seegurken (pepinos del mar), deren Fleisch als Delikatesse nach Singapur, Hongkong und Taiwan verkauft wird, könnte zukünftig die schwerwiegendsten Auswirkungen auf die einzigartige Unterwasserwelt haben. Die “Müll” vertilgenden Seegurken fressen Algen und abgestorbene Mikroorganismen. Von ihren Larven widerum leben andere Organismen, von denen sich letztendlich alle Tierarten auf Galápagos ernähren – und mit Galápagos steht und fällt schließlich auch das gesamte ekuadorianische Tourismusaufkommen. Es bleibt zu hoffen, daß diesem zerstörerischen Treiben in Zukunft Einhalt geboten wird.

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