Bali – Tempel – Reisebericht 1
Bali wird oft die Insel der 10.000 Tempel genannt (oder auch „Insel der Götter“). Das ist keine Übertreibung. Jedes einzelne Dorf hat mindestens 3 Tempel: den Pura Desa, wo Tempelfeste gefeiert werden, den Pura Dalem für die Göttin des Todes (das ist auch der Platz, wo die Verbrennungszeremonien anfangen) und den Pura Puseh, der den Göttern des Himmels gewidmet ist. Tempel sind überall zu finden, auf den Bergen, in den Tälern, in den Reisfeldern und am Meer. Dabei ist jeder Tempel anders. Nach der balinesischen Glaubensmythologie war am Anfang das Wasser. Die Götter erschufen die Schildkröte, die von ihnen ins Meer ausgesetzt wurde. Auf dem Rücken der Schildkröte entstand dann die Insel Bali. Das Himmelsreich ist der Wohnsitz der Ahnen. Das Meer ist das Reich der Dämonen. Zwischen diesen beiden Extremen leben die Menschen. Doch all das wird von den Göttern beherrscht. Die Balinesen betrachten ihre Heimat als Leihgabe der Götter.
Die Bevölkerung besteht zu 95 % aus Hindus. Der sogenannte Agama Hindu Bali, der Buddhismus, der Islam oder auch das Christentum sind geprägt vom Animismus, dem Glauben der beseelten Natur, an Dämonen und magische Kräfte. Und den Ausspruch – „Bali, Insel der Götter und Dämonen“ findet man überall bestätigt. Jeder Tempel verfügt über einen Schrein für die Ahnen (das ist der wichtigste Schrein in jedem Tempel) und zwei Schreine für die beiden heiligsten Berge Balis, die Vulkane Gunung Agung und Gunung Batour. Es gibt auch stets einen Thron für den Sonnengott Surya und Schreine für sogenannte Hilfsgottheiten, die darauf achten sollen, daß bei den Anbetungszeremonien auch alles ordnungsgemäß vor sich geht und die für die Götter Buch über die Opfergaben führen.
Den Göttern und Dämonen wird durch unzählige kleine Flechtwerke, in welche Blüten, Speisen und Räucherstäbchen gelegt werden, gehuldigt. Man findet diese Körbchen am Straßenrand, vor dem Geschäftseingang der Boutique, am Hauseingang, an Tempelanlagen, an Wegkreuzungen, in Autos, am Strand… ….kurz gesagt, überall. Die balinesische Religion ist noch sehr lebendig. Jeden Morgen kann man irgendwo auf Bali kleine oder größere Gruppen von Mädchen und Frauen mit aufwendig dekorierten Opfergaben zu einem Tempel gehen sehen. Die wichtigsten Tempelfeste werden mit langen Prozessionen gefeiert, an denen jeder teilnimmt und die auch von Gamelan – Musikern begleitet werden.
Obwohl jeder Tempel einzigartig ist, haben sie doch gewisse gemeinsame Elemente. Jeder Tempel hat zwei Höfe, einen äußeren, den man durch das Spalttor Candi Bentar, es symbolisiert die zwei auseinandergerückten Hälften einer Stupa) betreten und einen Innenhof, der durch ein überdachtes Tor (Padu Raksa) zugänglich ist. Im Außenhof finden Vorbereitungen für Tempelfeste oder religiöse Riten statt. Der Innenhof umgrenzt das eigentliche Heiligtum mit den Schreinen und Götterthronen. Beim Betreten der Tempelanlagen ist immer ein Selendang (Tempelschal) zu tragen.
Balinesen sich in einer langen Ahnenkette, verbunden mit denen, die vor ihnen waren und denen, die danach kommen werden. Der Tod ist dabei der Übergang in eine andere Form des Seins. Das Leben auf der Erde gebietet deshalb alles zu tun was den Göttern gefällt. Die Natur, das Land und das Meer sind nur eine Leihgabe der Götter. Nahezu jeder Tempel wird von den phantasievollen Figuren geschmückt. Diese, meist Holzfiguren, sind aufwendig bemalt und verkörpern die verschiedenen Dämonen und Götter sowie Wächter, welche die bösen Geister hindern sollen, in das Heiligtum des Tempels vorzudringen.