Insel Bali
In Bali arbeiten die Frauen, und die Männer machen Kunst, sagt man. Aber das ist nicht ganz richtig. Die Mädchen tanzen und besuchen Malschulen. Sie fertigen auch Opfergaben an. In Bali ist Kunst als Spiegel des religiösen Denkens zu verstehen.
Die Balinesen lernen von jung auf an, mit Kunst zu leben und sie zu verstehen. Alle Dinge, die hergestellt werden, sind seit alter Tradition verziert, bemalt und filigran geschnitzt. Das alles wurde gemacht, um den Göttern zu gefallen. Man sagt den Balinesen nach, das darstellerisch begabteste Volk unserer Erde zu sein. An den Berghängen, inmitten von Reisterrassen und Palmhainen in einer wunderschönen Landschaft haben sich regelrechte Künstlerdörfer entwickelt. In Ubud ist das Zentrum der Malerei und Batik, die Holzschnitzer leben in Mas, die Gold- und Silberschmiedearbeiten kommen meist aus Celuk.
Die Insel Bali ist fast vollständig vulkanischen Ursprungs. Die geologisch jüngsten Vulkane sind sich im Osten der Insel vorzufinden. Im Westen der Insel sind Überreste von Vulkanen zu finden, die über eine Million Jahre alt sind. Die Insel ist vom Vulkanismus geprägt. Hierdurch ist die Gestalt der Insel entstanden. Er hat der Insel auch fruchtbare Böden geschenkt. Der letzte Ausbruch wurde 1963 verzeichnet.
Ein rechteckiger offener Pavillion, genannt Bale, mit einem Dach aus Palmenblättern, ist das Grundelement der balinesischen Architektur. Auf jedem Familiengrundstück befinden sich mehrere einzelne Bales, wovon jedes einem anderen Zweck dient, z.B. Küche, Schlafraum, Aufenthaltsraum, usw. Selbst große Hotels und Restaurants haben oft Empfangshallen oder Speisesäle, die den Bales nachempfunden sind.
Manche Tempelanlagen sind mit Badebecken versehen, an denen sich die Gläubigen reinigen können. Das ist ein religiöses Ritual. Steinskulpturen dienten früher nur rein traditionellen Zwecken und wurden als Tempelschmuck verwendet. Heute ist jedes Hotel mit ihnen geschmückt.
Die Skulpturen der reich ausgestatteten Tempel scheinen in Details und Komplexität oftmals fast überzuquellen. Die Eingangstore eines Tempels sind z.B. Zentimeter für Zentimeter mit Verzierungen geschmückt und zum Schutz vor bösen Geistern mit einigen Dämonengesichtern versehen.
Größte architektonische Sorgfalt wird allerdings auf die eindrucksvollen Tempelanlagen gelegt, selbst Paläste erscheinen im Vergleich zu den wichtigsten balinesischen Tempelanlagen bescheiden. Die Kunst war auf Bali eigentlich, wie fast alles andere auch, eine sakrale Angelegenheit. Man stellte die verschiedenen Götter dar, und nutzte diese Bilder als Tempelschmuck.
Farben und Proportionen waren festgelegt und folgten nicht dem individuellen Stil eines einzelnen Künstlers. Die Bilder wurden grundsätzlich im Wayang Stil gemalt. Sie waren zweidimensional und flach. Diese traditionelle Kunst findet man auch heute noch. In den 30er Jahren kamen die Maler Spies und Bonnet nach Ubud, und lehrten die balinesischen Künstler den Umgang mit neuen Techniken.
Die neuen Inhalte, die sie lehrten, veränderten die balinesische Malerei von Grund auf. Es wurde plötzlich der Balinese selbst zum Inhalt des Bildes, also z.B. der Reisbauer, die Landschaft, der Hahnenkampf usw. Auch lernte man auf Perspektive und Anatomie einzugehen. So entstand eine neue moderne balinesische Malerei, die traditionelle Themen und moderne Techniken verband. Was Spies und Bonnet lehrten, also die künstlerische Kreativität eines Malers freizusetzen, das macht heute leider der Massentourismus zunichte.
Mit der Schule des Holländers ist eine neue Stilrichtung entstanden, die bunt und naiv ist. Es werden hauptsächlich Bilder mit balinesischen Landschaften dargestellt, die vorwiegen von den Touristen gekauft werden. Die schnelle und einfache Anfertigung dieser Bilder erlaubt den Künstlern ein massenhaftes Erstellen dieser Bilder, die dann leider oft zu dem selben Preis an Touristen verkauft werden, den auch ein Bild nach alter traditioneller Malweise erzielen würde. Da sich der Balinese nicht als Künstler versteht – dieses Wort gibt es nicht in der balinesischen Sprache -, sondern als Handwerker, wurde auch weiterhin kein großer Wert auf eigenen Stil gelegt.