Australien – New South Wales
Jürgen überrascht mich damit, als er mir die Flugscheine der Quantas und einen Gutschein für ein Wohnmobil präsentiert. Die Reise soll nach Australien gehen. Wie immer kommt die Entscheidung etwas kurzfristig, aber das bin ich ja schon gewohnt. Das Zurückgeben der Flugscheine ist sowieso nicht mehr möglich also hilft jetzt nur eins……..sich mit den Vorbereitungen auf die Reise zu beschäftigen.
Gruß
Brigitte
So kurzfristig war war das auch wieder nicht…….schließlich habe ich bereits 2 Wochen vorher alles organisiert (Flugscheine, Reisemobil, Infomaterial etc.). Außerdem macht man sich dann keine unnötigen Gedanken und kann die Reise unvoreingenommen antreten……..richtig?
Gruß
Jürgen
Australien erreichen wir nach einem 30-stündigen Flug (mit Zwischenstops in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bangkok). Als wir auf dem Flughafen in Sydney ankommen, sind wir ganz schön fertig. Als erstes übernehmen wir das Wohnmobil.
In der Hektik und schlaftrunken vergessen wir die Fahrzeugpapiere vom Vermieter mitzunehmen. Wir sind bereits am Stadtrand von Sydney……….also geht es noch einmal zurück. Inzwischen sind 34 Stunden vergangen. Endlich sind wir wieder aus der Stadt heraus Richtung Norden. Nun wird erst einmal das Notwendigste in einem kleinen Store eingekauft. Einige Kilometer außerhalb von Syndney finden wir ein abgelegenes Plätzchen abseits der Straße, wo wir übernachten können. Im Traum begegnet Jürgen ein fliegender Koala, der ihm den Weg auf dem Pacific HWY nach Norden zeigt.
Als wir am nächsten Morgen um 8.00 Uhr aufwachen, sehen wir in einen wolkenlosen Himmel und es verspricht ein heißer Tag zu werden. Geduscht wird draußen mit einem Wasserschlauch. Wir stellen fest, dass wir direkt an der Zufahrt zu einer Rinderfarm gehalten haben.
Wir sehen zu, dass wir das Grundstück räumen und machen uns gut gelaunt und einigermaßen ausgeruht auf den Weg. Auf dem Freeway No. 1 geht es von Sydney über Newcastle Richtung Port Macquarie. Gegen Mittag halten wir an einem der zahlreichen Rastplätze, die direkt neben dem Freeway inmitten einer der Naturreservate liegen. Diese sind mit Feuerplätzen und Holztischen ausgestattet. Die Feuerstellen werden sogar von den örtlichen Rangern mit Brennholz versorgt. Also machen wir erst einmal nach gut 250 Km Fahrt hier Rast. Hier haben wir gleich die erste Begegnung mit der einheimischen Tierwelt. Eine große Echse schießt aus dem nahen Gebüsch und sucht auf einem Baum das Weite als wir gerade unsere Steaks auspacken. Jürgen lässt sich das natürlich nicht entgehen und verfolgt die Echse mit seiner Kamera. Es ist ein wunderschönes Exemplar. Die Echse hält eine Fluchtdistanz von nur wenigen Metern. Eine gute Gelegenheit, ausreichend Aufnahmen zu schießen.
Nach diesem Erlebnis und der kleinen Verzögerung gehts nun daran, die gestern in einer Hausmetzgerei erstandenen Steaks zuzubereiten. Wie wir feststellen, haben wir in der Tat riesige Steaks erstanden, die nicht in die Pfanne passen. Brigitte tauft sie „Klodeckel-Steaks“, weil sie wirklich fast so ……. groß sind.
Australien – Fireplace – Jürgen macht Feuer Es bleibt uns nichts anderes übrig, als sie über dem offenen Feuer zu grillen. Wir sind hier vollkommen ungestört. Der Verkehr ist gering. Alle halbe Stunde hören wir in der Ferne einen Wagen auf dem Freeway vorüberrauschen. Wir lassen uns ausreichend Zeit fürs Mittagsessen, schließlich haben wir keinen festen Zeitplan.
Wir haben uns vorgenommen, alles in Ruhe auf uns zukommen zu lassen. Langsam stellt sich nach dem langen Flug die erste Entspannung ein. Es ist ein herrliches Gefühl, sich hier in der freien Natur abseits aller touristischer Hektik zu bewegen. Die ersten Eindrücke des geschäftigen Treibens der Großstadt Sydney verblassen langsam. Nach dem Essen muß die Feuerstelle gründlich mit Wasser gelöscht werden. Es besteht um diese Jahreszeit permanent die Gefahr von Waldbränden. Wir haben in der Tagespresse gelesen, dass erst kurz vor unserer Ankunft ein riesiges Waldgebiet um Melbourne abgebrannt ist.
Es macht sich bereits jetzt bemerkbar, dass wir uns abseits der üblichen Touristenpfade bewegen. Der Verkehr abseits der Städte wird immer geringer. Nur selten kommen uns Fahrzeuge entgegen. Der Freeway ist zwar noch asphaltiert, wird aber bereits immer schmaler. Die ersten gelben Hinweisschilder, auf Kängurus zu achten, stehen am Straßenrand. Kurz vor Port Macquarie kommt uns ein LKW mit einer ungewöhnlichen Last entgegen. Ohne Vorwarnung rauscht das Einfamilienhaus an uns vorbei in die nächste Stadt…………eine für unsere Augen recht ungewöhnliche Art des Wohnortwechsels. Hier gehört diese Art des Umzugs, wie wir später erfahren, zum Alltagsleben.
Am nächsten Tag wird der Freeway noch einsamer. Es hat über Nacht stark geregnet und an vielen Stellen ist die Landschaft meterhoch überschwemmt. Wir fahren an großflächigen Weidegründen vorbei, die komplett unter Wasser stehen. Ab und zu kommt uns ein einsamer Pick-Up entgegen, der von einem Cowboys gelenkt wird. Die Straßenschilder sind von großkalibrigen Waffen durchschossen. Offenbar benutzen die Cowboys die Schilder als Zielscheiben, was hier niemanden zu stören scheint. Das Führen von Langwaffen ist für jeden Bürger legal. Lediglich für Kurzwaffen müssen Waffenbesitzkarten beantragt werden. Außerhalb der großen Städte sind die meisten einheimischen Trucks und Geländefahrzeuge in den Rückfenstern mit Gewehren dekoriert. Für uns Mitteleuropäer ist das ein recht ungewohnter Anblick.
In den weitläufigen Farmgebieten und der endlosen Wildnis sind dies sicherlich unentbehrliche Werkzeuge des harten Alltagslebens. Das Land wird regelmäßig von Kaninchen und Hasenplagen, deren Population vollkommen ausufert, überzogen. Darüber hinaus sind die Bestände der Känguruhs, die sich rasant vermehren, zu kontrollieren. In den küstennnahen Gewässern und Tümpeln halten sich viele Salzwasserkrokodile auf, die eine Länge von 7 Metern erreichen und äußerst gefährlich sind.
Heute übernachten wir an einem stilllen Plätzchen direkt am Strand. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Ein kleines Segelboot liegt am Strand, das von seinem Besitzer hier deponiert wurde. Wir genießen den herrlichen Sonnenuntergang und die Stille des Ortes. Das Meer ist vollkommen glatt. Das leichte Rauschen der Brandung wiegt uns nach einem ausgiebigen Abendmahl in den Schlaf. Am nächsten Tag sind wir frühzeitig auf den Beinen und haben bis zum Mittag bereits einen Großteil unserer vorkalkulierten Fahrstrecke absolviert. Deshalb nutzen wir eine gute Gelegenheit, an einem der seltener werdenden Rastplätze ausgiebig Halt zu machen.
Die Flora wird hier immer tropischer. Die ersten großen Palmen und Bananenstauden sind zu bewundern. Für die heutige Übernachtung haben wir uns einen regulären Campground ausgesucht, der zudem über die notwendige Infrastruktur wie fließendes Wasser und einen Stromanschluss verfügt. Die Anlage ist idyllisch gelegen und wenig besucht. Wir suchen uns einen schönen Platz direkt unter einer großen Fächerpalme. Der kilometerlange Sandstrand ist 30 Meter entfernt. Der Standplatz gefällt uns so gut, dass wir beschließen, noch einige Tage zu bleiben, um die umliegende Gegend zu erkunden. In diesem Gebiet gibt es hungrige Krokodile und jede Menge „King Brown Snakes“ und anderes giftige Getier. Am Strand sind uns mehrfach Salzwasserkrokodile mit beeindruckender Grösse von sechs Metern und grösser begegnet. Danach sind wir sehr vorsichtig geworden. Da hilft auch das von Jürgen in Cairns erstandene Kleinkalibergewehr nicht mehr weiter (man hat es ausserdem nicht immer parat). Das Baden im Meer ist angesichts der Salzwasserkrokodile (Meneater – Menschenfresser) und auch wegen der in ganz Australien gefürchteten Stingers nicht unbedingt zu empfehlen.