"Die Arktis is unser"

Begonnen von hannes, August 06, 2007, 22:26:10

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hannes

ZitatKlimawandel entfacht Streit um Arktis
Die russische Flagge soll auf dem Meeresboden am Nordpol platziert werden
Katja Tichomirowa

MOSKAU. Russland ist groß, aber nicht groß genug. Artur Tschilingarow, Polarforscher und Parlamentsabgeordneter, will die russische Scholle deshalb um Teile der Arktis erweitern. Der 67-Jährige tut dies unter Einsatz seines Lebens und aller ihm staatlicherseits zur Verfügung gestellter Mittel. Heute will Tschilingarow, gemeinsam mit seinem Parlaments- und Wissenschaftskollegen Anatoli Sagalewitsch, auf dem Grund des Nordpolarmeeres eine aus Titan gefertigte russische Flagge absetzen - am Nordpol, 4 500 Meter unter dem Mereresspiegel.

Das Forschungsschiff Akademik Fjodorow, dessen Weg zum Pol vom russischen Staatsfernsehen begleitet wurde, soll dazu die bemannten Tauchkapseln Mir-1 und Mir-2 zu Wasser lassen. Vom Meeresgrund soll dann ein telefonischer Kontakt zur Raumstation ISS hergestellt werden. Mit der spektakulären Aktion will Russland seinen Anspruch auf zusätzliche 1,2 Millionen Quadratkilometer arktischen Territoriums unterstreichen. "ie Arktis ist unser", hatte Expeditionsleiter Tschilingarow schon vor Jahren erklärt und damit das Ohr von Präsident Wladimir Putin erreicht.

Putin hatte den Polarforscher im Frühjahr 2004 empfangen und sich die größten Anstrengungen im "ernsthaften Konkurrenzkampf" um die Arktis erbeten. Drei Jahre später ist Tschilingarow dabei die Grenzen Russlands neu zu ziehen. Eine wissenschaftliche Begründung für den Anspruch auf zusätzliches arktisches Territorium meint der Polarforscher gefunden zu haben: Der arktische Meeresboden ist über dieselbe Kontinentalplatte mit Sibirien verbunden. Die Unterwassergebirge des Nordpolarmeeres, benannt nach den russischen Wissenschaftlern Mendelejew und Lomonossow, seien die Fortsetzung des russischen Kontinentalschelfs. Und noch eine sozusagen naturgegebene Begründung hat Tschilingarow: "Nur Russen können elf Monate lang im Eis leben."

Tatsächlich teilen sich bislang vier Staaten das Territorium des Polarkreises: Kanada, die USA, Russland und Dänemark. Eben jene Staaten, deren Landesgrenzen an die Nordpolarregion reichen. Man teilt mithin auch die Öl- und Gasreserven, Fischgründe und Schifffahrtswege. Zudem werden Gold, Diamanten, Platin, Nickel und Blei unter der Eisdecke vermutet

Der relative Frieden am Nordpol ist indes bedroht.. Der rasante Klimawandel der vergangenen Jahre sorgt für abschmelzende Polkappen und eine schwindende Eisdecke in den Polarregionen. Die Rohstoffvorräte - tatsächliche und vermutete - werden leichter zugänglich und Schifffahrtswege passierbar. Seit einiger Zeit werden deshalb Nationalflaggen gehisst, nicht nur unter dem Nordpol und nicht allein russische.

Um die Nordwest-Passage etwa, den 5780 Kilometer langen Seeweg an der Nordküste Kanadas, streitet Kanada mit dem Nachbarn USA. Die Vereinigten Staaten halten die Nordwestpassage für eine internationale Wasserstraße, Kanada dagegen für sein Hoheitsgewässer. Bislang hatte die Passage kaum eine wirtschaftliche Bedeutung. Der Klimawandel indes macht sie bald auch ohne Eisbrecher befahrbar.

Mit Dänemark streitet Kanada um die arktische Insel Hans, auf der das kanadische Militär im letzten Jahr schon einmal seine Flagge hisste. Die USA schließlich wähnen sich am Nordpolarkreis in einer "geschwächten Position", wie Konteradmiral Brian Salerno von der US-Küstenwache erklärte. Sein Kollege Timothy McGee von der US-Marine hält es für dringend geboten, sich mit den wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen des Klimawandels auseinanderzusetzen. Immerhin befänden sich rund ein Viertel der weltweiten Öl- und Gasreserven in den arktischen Regionen. Das wirtschaftliche Interesse an ihrer Ausbeutung werde dramatisch zunehmen. Die bevorstehenden Auseinandersetzungen um die unerschlossenen Arktis-Regionen verglich McGee mit dem Ressourcen-Kampf im Mittleren Osten vor einhundert Jahren. Die USA könnten sich eine Wiederholung damals begangener Fehler nicht leisten.

Russlands Präsident Wladimir Putin hielt die Zeit, sich mit den geopolitischen Folgen des Klimawandels zu beschäftigen, schon vor drei Jahren für gekommen. Der Konkurrenzkampf werde immer heftiger, mahnte er seine Wissenschaftler. Russland habe am Nordpolarkreis einen Vorsprung, den es nicht verspielen sollte.

Berliner Zeitung, 02.08.2007

Eure Meinung dazu ?

Eigentlich sollte die Akrtis analog zur Antarktis zum Weltnaturpark ernannt werden, so lange es noch Eis und damit Lebensgrundlage für Robben und Bären gibt, brauchen wir alles andere nur keine "wirtschaftliche" Aktivität dort.



Rastlos

Also mein Kenntnisstand ist, dass Russland bereits die Flagge auf den Meeresboden gesetzt hat!

Das wird selbstverständlich von den anderen Nation absolut nicht anerkannt, schließlich befindet man sich nicht mehr im Zeitalter der Kolonalisierung, wo es ausreicht mal eben irgendwo eine Flagge hinzustellen  :icon_wink:
Jetzt soll die UNO die Sachlage klären.

Russland geht es wohl auch nicht darum bereits jetzt mit irgendwelchen wirtschaftlichem Nutzen bzw. irgendwelchen Förderungen zu beginnen, sondern sich einfach nur die Rechte auf die vermuteten Bodenschätze, Gas und Öl für die Zukunft zu sichern.

Für mich persönlich ein absoluter Unsinn, denn wie Du bereits sagtest, müsste ein solches Gebiet unter besonderem Schutz stehen. Wenn aber irgendwann die große Rohstoffknappheit einsetzt - und das ist langfristig abzusehen - dann werden wohl auch hier die wirtschaftlichen Interessen vor die des Naturschutzes gestellt werden  :icon_cry:
Wer rastet der rostet und es gibt einfach zu viel Schönes auf unserer Erde zu entdecken!
www.weltbummeln.de