SS-Bekenntnis von Günter Grass

Begonnen von tropical, August 13, 2006, 21:38:41

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tropical

Hi,

das ist wirklich ein dicker Hund.

Ich meine das späte Bekenntnis des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Günter Grass, dass er in seiner Jugend unter Hitler ein Mitglied der Waffen-SS war. Kaum zu glauben, daß ein so angesehener Mann diese Tatsache so viele Jahre mit sich herumgeschleppt hat. Macht das Alter doch weise oder gibt es für das späte Geständnis andere Gründe? Vielleicht die Tatsache, daß so eben auch in diesem Zusammenhang sein neues Buch erscheint?

Kann man als Schriftsteller so berechnend sein, sich mit diesen Mitteln bewußt eine verkaufsfördernde Publicity zu verschaffen?

Das wäre im doppelten Sinn dreist..... :angry8:
Liebe Grüsse
Tropical

Tobi

dreist wäre das alle mal, kann aber auch gut sein dass er ewig drüber weg war oder es ewig an ihm gefressen hat, und er es in seinem buch dann verarbeitet oder für ihn mal aufgegriffen hat. manche menschen schreiben sich besser alles von der seele, reden ungern, schriftsteller machen da bei ihrer berufswahl oft aus ihrer not eine tugend die für 2 seiten von vorteil ist. oder er wollte nicht das es hintenrum rauskommt und ihm dann vorgeworfen wird dass er ja auch dabei war und nun einfach so ein buch darüber schreibt ohne jemand darüber zu informieren. er wollte es nicht mehr mit sich rumtragen. und da das buch von ihm und seiner jugend handelt kann man es ihm wohl nicht übel nehmen das er jetzt öffetlich sagt "ich war damals bei der SS". jeder andere autor stellt vor einer veröffentlichung auch eine grobe vorabversion der handlung vor, grass ebenso.
nur wegen seiner zeit als 17 jähriger, den man in seiner entwicklung zum erwachsenen, jung und beeinflussbar, absolut nicht vorwerfen kann dass er in einer zeit wie dieser als jugendlicher zur SS ging. was soll das ganze?
und nobelpreis zurückgeben? hallo? den hat er für schaffen und werke erhalten die er nach dieser zeit geliefert hat, nicht während, und auch dann wäre es fraglich ob das politische empfinden was mit den schriftstellerischen fähigkeiten zu tun hat. er hat den literatur-, nicht den friedensnobelpreis bekommen.

tobi
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Doro77

#2
'ne Wahl hatten die doch damals eh nicht, ob man nun beeinflussbar war oder nicht. Man kann auch keinem vorwerfen, in der Wehrmacht gewesen zu sein. Gut, Waffen-SS ist jetzt noch was anderes, aber ich meine nur, sich hinzustellen und zu sagen "Nö, da geh ich nicht hin, aus Prinzip nicht", das wär nicht so einfach gewesen, denke ich. Gab ja viele, die sich widersetzt haben gegen das ganze Regime. Die Leute hatten was drauf - ich weiß nicht, ob ich dazu fähig gewesen wäre. Aber dass das auch nicht jeder konnte, kann ich verstehen. Wie es jetzt im Fall Grass konkret aussah, weiß ich natürlich nicht. Aber ich finde die Reaktionen auch übertrieben. Zumindest die Tatsache, dass er da war, sollte man ihm nicht vorwerfen. Höchstens das lange Schweigen, da er sich ja immer so ein bisschen als eine moralische Instanz gegeben hat. Aber die Reaktionen aus Polen beispielsweise finde ich recht einseitig. In Polen sind auch Gräuel passiert, die heute totgeschwiegen werden - das Massaker von Jedwabne zum Beispiel. Und Polen hat auch heute eine rechtsradikale Szene, die sich gewaschen hat.
Wie auch immer, es ist einerseits gut, dass es zur Sprache kommt, und auch richtig, dass er sich der Diskussion stellen muss. Aber den Nobelpreis wegnehmen - nein, das fände ich dann auch verkehrt.

Liebe Grüße
die Müllerstochter  :hallo:
www.muellerstochter.de

Reisen heisst, zurückkehren wollen - das Geringe schätzend zurückzukehren. (Verfasser unbekannt)

Rastlos

Ich kann da eigentlich nur in das gleiche Horn stoßen wie Tobi. Man kann doch einem damals 17jährigen nicht wirklich eine Zugehörigkeit zu irgendeiner Nazigruppierung vorwerfen. Als wenn die damals wirklich gewusst hätten, was da alles hintersteckt. Seine wirkliche Leistungen und Verdienste hat Gunter Grass ja schließlich auch später erst erworben.

Sein Verhalten als junger Bursche hat auch absolut nichts mit einem Literaturnobelpreis zu tun! Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob er den wirklich bekommen hätte, wenn seine Vergangenheit in der Weltöffentlichkeit bekannt gewesen wäre. Von da her war sein Schweigen doch genau richtig oder glaubt irgendwer er hätte den Preis auf Grund seiner literarischen Arbeiten nicht verdient gehabt?! Wohl kaum.
Wer rastet der rostet und es gibt einfach zu viel Schönes auf unserer Erde zu entdecken!
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