Diskussion: Trinkgelder geben nervt und gehört abgeschafft - ja oder nein?

Begonnen von Doro77, Oktober 20, 2007, 12:44:53

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Doro77

Hallohalli,

wie im Thread "Zurück aus Indien" angedroht - hier eine Diskussion über das leidige Problem Trinkgeld.

In Indien, speziell im Raum Delhi, ist es uns extrem schwergefallen, allen "Ansprüchen" auf Trinkgelder gerecht zu werden. Zunächst mal wissen wir natürlich, dass viele der "Trinkgeldempfänger" darauf angewiesen sind. Deshalb haben wir auch immer versucht, welches zu geben. Zum Glück hatten wir von unserem Reisebüro auch eine ziemlich detaillierte Liste bekommen, wieviel bei wem angemessen ist. Problematisch war allerdings, dass wir fast nie passendes Kleingeld hatten, weil uns einfach niemand welches gegeben hat.

100 Rupien sind etwa 2 Euro. Ein Kofferträger bekommt 10 pro Gepäckstück, ein Zimmermädchen 20 pro Tag und so weiter. Aber woher die kleinen Scheine nehmen, wenn man keine bekommt? Auf der Bank bekamen wir immer 500er und 1000er, wenn wir Glück hatten, auch mal ein paar Hunderter. Aber wenn wir irgendwo damit bezahlt haben, wurde immer behauptet, man hätte leider kein Wechselgeld, zum Beispiel im Tuck-Tuck, beim Straßenhändler, sogar in einem ziemlich guten Hotel an der Rezeption!!! Das bedeutet, wir haben so schon immer einen Haufen Geld eingebüßt, weil wir dann halt gesagt haben, na schön, 80 waren ausgemacht, 100 hat er gekriegt, er kann nichts rausgeben (haha), dann belassen wirs halt dabei. Was will man auch machen?! Also hatten wir aber am Ende auch keinen 20er für das Zimmermädchen!

Das ist im doppelten Sinne nervig: Einmal wird man eiskalt veralbert (von wegen kein Wechselgeld!!!), zum andern sind die anderen, die dann kein Trinkgeld kriegen, auch sauer auf einen. Ich sehne mich in Länder, wo Trinkgeld geben verpöhnt ist.

Ich möchte mal folgendes zur Diskussion stellen (ohne Anspruch darauf zu erheben, dass es gleich morgen umgesetzt werden kann): Wieso bin ich als Gast eigentlich dafür verantwortlich, dass der Kellner und der Kofferträger und das Zimmermädchen genug Geld zum Leben haben? Wieso bekommen sie nicht gleich ein vernünftiges Gehalt? Sollte man nicht lieber dafür sorgen, dass sich die Hotels und Restaurants nicht auf dem Rücken der Gäste schadlos halten?!?!?!?! Die sollen ordentliche und menschenwürdige Gehälter zahlen!!! Und nicht verbreiten, es werden Trinkgelder "erwartet"!

Das Trinkgled-Problem war in unserem Urlaub das Einzige, was uns richtig und ehrlich genervt hat. Immer dieses: Oh Hilfe, haben wir auch genug Kleingeld, können wir auch was geben, und wieviel geben wir? Am Ende waren wir so genervt davon, dass wir gesagt haben: Na schön, die geben uns kein Kleingeld, wir geben keine Trinkgelder. Fertig. Wir HABEN keins!!!

Ein Trinkgeld soll doch schließlich eine Anerkennung sein für eine besonders gute Dienstleistung - und keine Pflichtveranstaltung!!! Ich finde spätestens nach dieser Reise ehrlich und wirklich, dass das insgesamt und global abgeschafft gehört. Selbstverständlich unter der Voraussetzung, dass die Leute ordentliche Gehälter bekommen. Wenn  ich in einen Laden gehe und ne Tüte Milch kaufe, kriegt doch der Verkäufer auch kein Trinkgeld! Wieso dann der Kofferträger oder Kellner?

Was meint ihr? Freu mich auf eure Meinungen.

Liebe Grüße
die Müllerstochter  :hallo:
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Reisen heisst, zurückkehren wollen - das Geringe schätzend zurückzukehren. (Verfasser unbekannt)

Tobi

muss dir hier in gewissen punkt schon zustimmen, aber nicht überall:

das trinkgelder für besonders gute leistungen gegeben werden seh ich genauso, auch wenn ich irgendwo eben gerade gegessen hab und die rechnung eben über 9,50 xy geht lass ich einen 10er liegen, ausser ich brauch gerade dringend kleingeld fürs telefon oder so. kommt aber so gut wie nie vor.

habs auch schon öfters mitbekommen (meistens auch in indien) dass trinkgelder schon selbst kalkuliert wurden, eben vom tuktuk fahrer der nach der fahrt für 100 rupien wortwörtlich noch gesagt hat: "hey sir, no tip? hungry children!" und wenn ich dann nix gegebn hab wird einem hinterher geflucht. hab ich anfangs auch nicht verstanden, dann aber einfach in die schublade "andere länder andere sitten" gesteckt. deswegen fahr ich weg, ich will sehen un ERLEBEN wies wo anders ist. und so isses in indien. da wird einem in jedem zug, in jedem bus und auf jedem markt das gleiche gespräch gedrückt, ob du willst oder nicht (which country? your name? married? (wenn nein "why?") children? occupation? how long in india?). auch das gehört 100% zu indien, auch wenns teilweise nervt. ein inder kommt evtl nach deutschland und denkt sich, "hey, was is hier los, ich sitz seit 2 stunden um zugabteil und keiner will mich ansprechen?" auch die negativen sachen gehören zum bild eines landes. die armut in indien gehört auch dazu, ist aber für uns schon selbstverständlich, nix neues, da haben sich schon 10000 leute den mund fransig geredet, dass da was geändert gehört. weils schlimm ist. das da nun eben auch noch andere sachen kommen die einem negativ auffallen muss dann schon kalkuliert werden. etwas neues regt immer mehr auf, beschäftigt mehr, gibt mehr diskussionsstoff ab. aber wirklich relevant isses meiner meinung nach nicht wirklich.

ich hab mir meistens einen tagessatz gesetzt, 20 rupien für bettler pro tag / keine kinder keine leute die arbeiten können, nur alte oder eben krüppel. trinkgelder auch nur da wo ich wollte, und wenn der gute tuktuk fahrer dann eben mehr wollte hab ichs ihm nicht gegeben. punkt. wenn er gesagt hat ich will 100 statt 80, weil er nicht wechseln konnte hab ich ihm gesagt er soll wechseln gehen oder bekommt garnix. punkt. die meisten gehen.
so nebenbei hab ich eigentlich nie verhandelt, eben aus dem punkt weils mir relativ egal ist ob ich 2 oder 3 euro für die fahr bezahle. was mir daheim auch egal ist. weil ich auf diesem level mehr als genug geld hab und der kerl glücklich ist. auch wenn das heißt dass er mich übern tisch gezogen hat und er inder nur 20 cent zahlen würde. mir doch egal. in der preisklasse hab ichs echt nicht nötig knauserig zu sein. was das noch als positiven nebeneffekt bringt: vieeeel weniger stress. einsteigen, waskostdas? fahren, zahlen. am ende eines trips hat das dann im gesamten vielleicht 50€ ausgemacht, die ich gerne unter "wenigerstresspauschale" verbuche.

dass man auf tip ganz verzichten kann ist dummerweise nicht möglich. bei den meisten berufen in denen tip standart ist wird der bei den gehaltskalkulationen mitgerechnet, in amerika müssen bedienungen in restaurants ihre trinkgelder sogar versteuern. und manche leute haben eben einfach keine andere möglichkeit als "einfache arbeit". und die wird weniger gut bezahlt, weil das angebot an arbeitnehmern in dem sektor extrem hoch ist. aushilfsjobs kann fast jeder machen, deshalb gibts da niedrige preise, weil jeder boss sagt, "dan hol ich mir eben einen anderen, der macht das für die kohle!" und er wird einen finden. wenn du ingenieur bist und in deutschland nen job sucht wirst du zurzeit díe lücke im gehaltsfeld auf deinem vertrag selbst ausfüllen können, weil extreme nachfrage besteht. wie überall: angebot und nachfrage bestimmen den preis.

wie gesagt, das gilt nur für tip etc. bei preisspannen wo RICHTIG abgezockt wird reagier auch ich anders. wenn ein führer plötzlich 500€ für nen trek will, wo ich weiß dass er normal nur 100 kostet fang auch ich zu handeln an oder lach ihm ins gesicht. und das auf dem bazar gefeilscht wird ist tradition. aber hier nur tip-problematik.

tobi
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Doro77

Zitatdass man auf tip ganz verzichten kann ist dummerweise nicht möglich. bei den meisten berufen in denen tip standart ist wird der bei den gehaltskalkulationen mitgerechnet, in amerika müssen bedienungen in restaurants ihre trinkgelder sogar versteuern. und manche leute haben eben einfach keine andere möglichkeit als "einfache arbeit".

Ja aber genau das ist doch der Punkt. Genau das habe ich ja gesagt: Voraussetzung dafür, dass der Trinkgeldstress aufhört, ist das die Leute menschenwürdige Gehälter bekommen. Mir ist völlig klar, dass man das nicht von heute auf morgen einführen kann, und ich sehe das hier auch eher als theotische Diskussion. Es geht mir ums "Was wäre, wenn...".

Dass mir die 3 Euro im Tucktuck nicht weh tun, hab ich ja auch gesagt (im Thread "Zurück aus Indien"). Dort hab ich das näher erläutert. Es geht mir nicht um die 20 oder 40 Cent. Natürlich hab ich die, und ich geb sie auch gern her.

Aber prinzipiell finde ich den ganzen Ansatz falsch, dass ein Gehalt danach kalkuliert wird, ob es Trinkgelder gibt oder nicht. DAS gehört abgeschafft, finde ich.
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Tobi

joa, rein theoretisch ist das dann schon ein ding, da müsste man dann aber ja drüber ran gehen das die leute einfach kein trinkgeld mehr geben, also nur in fällen die es echt verdienen, nicht mehr einfach so. also müssten wir uns umstellen, nicht die arbeitgeber. dann hätten die bediensteten eine forderungsgrundlage a la "hey, wir bekommen neuerdings kein trinkgeld mehr (oder nur noch einen bruchteil von dem was früher ging), also muß der lohn rauf!" das läßt sich aber schwer realisieren, schon allein weils eben zuviele naive gibt, es wird ja auch überall gepredigt dass man bettelnden kindern nix geben soll. trotzdem tuns genug menschen. genauso wird mit dem trinkgeld verfahren. da müsste ich dann auf meinen "antistressplan" verzichten und andere müssten ihr mitleidsgefühl mit dem armen hotelboy unterdrücken.
wobei ich dann trotzdem denke dass sich das dann eben in zwei richtungen entwickeln wird: in einem lokal wird sich der service verbessern (dadurch bekommt die bedienung mehr "echtes" trinkgeld) im anderen wird die bedienung durch noch billigere kräfte ersetzt, die praktisch auch für lohn ohne trinkgeld arbeitet, zu den selben konditionen wie vorher (wodurch sich der service dann extrem verschlechtert, hab selbst schon mit "hochmotivierten" ein-euro-jobbern zusammengearbeitet, ist ihnen fast nicht zu verübeln...)
soviel zu ner rein theoretischen möglichkeit  :icon_mrgreen:

ganz lösen lassen wird sich das nicht, wie immer zuviele meinungen und einstellungen, und einen guten kompromiss auf den sich, sagen wir mal 10 verscheidene parteien GUT einigen können, so dass jeder zufrieden ist, gibts nicht.

Zitat von: Doro77 am Oktober 23, 2007, 16:29:39
Ja aber genau das ist doch der Punkt. Genau das habe ich ja gesagt: Voraussetzung dafür, dass der Trinkgeldstress aufhört, ist das die Leute menschenwürdige Gehälter bekommen. Mir ist völlig klar, dass man das nicht von heute auf morgen einführen kann, und ich sehe das hier auch eher als theotische Diskussion. Es geht mir ums "Was wäre, wenn...".

da müsste man dann schilder aufhängen oder (wie bei uns, wie mir hier so grad einfällt) auf karte oder rechnung schreiben das kein tip nötig ist, "Bedienung ist inklusive". dann würde das gehen. dazu müssten dann aber eben die geschäftsführer bereit sein den leuten mehr zu zahlen. und da müsste dann irgendwie auch mehr leistung drin sein. meine cousine ist hauptberuflich "bedienung", keine ahnung wie der beruf wirklich heißt, aber die hat das auf lehre gemacht, 3 jahre. die läuft eben nicht nur eine schicht lang die tische ab und serviert essen und drinks wie der student als aushilfe, sondern baut auch noch gigantische tischdekos mit allem drum und dran, mixt coktails aus dem ff, kann empfehlungen geben etc.. da ist dann mehrleistung angebracht. wenn sie im richtigen haus arbeitet. in der pilsbar um die ecke ist der stundenlohn wohl bei allen gleich. nur um ein beispiel zu nenen für die leistungsfrage.

fazit: das trinkgeld direkt mit dem gehalt /fahrpreis/etc. gekoppelt wird unterstütze ich auch in keinem punkt. und mit dem "3 Euro fürn tuktuk fahrer hab ich doch über" wollt ich dich auch nicht kritisieren, hab da nur eben gleich meine meinung/methode in einer antwort auf deinen beitrag mit verwurstet, passiert mir leider öfters, strukturiert und ohne abzuschweifen zu schreiben fällt mir sehr schwer, ich will oft 3 sachen auf einmal erzählen. im direkten gespräch geht das besser, da wird mir dann sowas gleich vorgeworfen und ich kann korrigieren, mich rechtfertigen oder sonst was. hier wird das oft echt kompliziert. und die beiträge werden laaaaaang..... wollt hier grad auch nur ein statement lassen........

tobi
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anjuli

also das die Trinkgelder abgeschafft werden, das werden wir in unserem Leben nicht mehr erleben. Alles andere anzunehmen waere nicht nur spekulativ, sondern einfach blauaeugig. Faktum ist, auf der ganzen Welt in fast allen Laendern besteht dieses Konzept, das bedeutet, dass es wohl irgendwo erfolgreich ist, fuer wen auch immer.

Fakt ist auch, selbst in Deutschland wird man mitunter dumm angeguckt, wenn man kein Trinkgeld gibt, vielleict noch nicht so dreist wie in Indien, aber es kommt vor. Man denke nur an die Toilettenfrauen auf manchen Autobahntoiletten oder inmanchen oeffentlichen Einrichtungen, die setzen sich mit ihrem Teller demonstrativ neben die Ausgangstuer, so dass man vorbei gehen muss und wehe man legt nicht mindestens ein bisschen Kleingeld hin (wenn Blicke toeten koennten ;-) ).

Indien ist in dieser Kategorie wahrscheinlich ein Sonderfall. Ich kriege das immer in voller Haerte zu spueren, da ich Europaerin bin, aber hier lebe. Sprich, ich bekomme mein Gehalt auch nur in Rupien und muss davon leben. Klaro bin ich noch immer reicher las der durchschnittliche Riksha-Fahrer, aber wenn ich immer "Touristenpreise" bezahlen muesste, waehre ich es schnell nicht mehr ;-)
Ich gebe Tobi recht, ich bezahle schon ab und an auch mal 10-20 Rupien mehr, einfach um nicht stundenlang zu disskutieren. Aber grundsaetzlich kenne ich knallhart meine Preise und wenn mir jemand mit Trinkgeld kommt (sprich z.B. Rikshafahrer), dann beisst er bei mir auf Grannit. Wenn 50 Rupien ausgemacht sind, dann bezahle ich diese, keine 60 oder 51. Punkt, und wenn der Rikshafahrer dafuer zum naechsten Panshop gehen muss und einen Hunderter wechselt. Und wenn er es nicht tut, dann tu ich es.

Die Masche in den Shops ist immer die selbe, da hilft nur, ignorieren und handeln. Und wenn mir der Verkaeufer bloed kommt, einfach gehen. Soll er mir doch Verwuenschungen hinterher murmerln, das stoert mich ueberhaupt nicht. Da muss man sich einfach ein dickes Fell zulegen.
Das groesste Problem ist leider, dass diese Leute mit iher Masche immer wieder durchkommen. Es gibt nun mal viele Touristen, denen das Geld locker sitzt und die nun mal sagen, egal auf 100 Rupien kommt es mir nicht an. Dadurch werden aber die Verkaeufer immer dreister, bzw. sagen es hat bei dem gut funktioniert warum nicht auch bei dem.
Es ist einfach so, dass fuer den Durschnitts-Inder viel dabei herausspringt und die Konkurenz sehr gross ist. Es gibt zig Shops die z.B. Schmuck in Agra verkaufen. Das bedeutet, dass die Ladenbesitzer ihre Toruguides haben, die ihnen Kunden bringen und dafuer Kommission bekommen. Euer Fahrer hat euch doch bestimmt auch zu bestimmten laeden gebracht und mittags zu bestimmten Restaurants. So funktioniert das System.
Ein guter Guide kann so sehr reich werden, dafuer arbeitet er aber auch hart. Muss man auch mal so sehen.

Ich sage immer, ich belohne gerne gute Leistung (vielleicht moechte ich sie mal wieder in Anspruch nehmen), aber ich lasse mich nicht dazu zwingen Trinkgeld zu geben.

Und was Kleingeld angeht. Einfach immer mal halten und in einem Shop eine Flasche Wasser oder eine Packung Kekse kaufe, oder auch die Postkarten fuer die Lieben daheim. So kann man IMMER seine Tausender und Fuenfhunderter loswerden.
Und wenn dazu keine Zeit ist, die meisten Hotels wechseln ohne Probleme an der Rezeption (sie sind schliesslich auch daran interessiert das ihr Personal Trinkgeld bekommt ;-) ). In so fern, ich sehe immer zu, dass ich mindestens 100 Rupien in kleinen Scheinen oder Muenzen habe.

lg
anjuli
Carpe diem - Hora ruit

Doro77

Hi anjuli,

oh Mann, da musst du ja mittlerweile echt trainiert sein. In welcher Region in Indien lebst du denn? Wie gesagt, in Ladakh ist uns niemand so gekommen, aber in Delhi wars echt stressig.

ZitatDas groesste Problem ist leider, dass diese Leute mit iher Masche immer wieder durchkommen. Es gibt nun mal viele Touristen, denen das Geld locker sitzt und die nun mal sagen, egal auf 100 Rupien kommt es mir nicht an. Dadurch werden aber die Verkaeufer immer dreister, bzw. sagen es hat bei dem gut funktioniert warum nicht auch bei dem.
Es ist einfach so, dass fuer den Durschnitts-Inder viel dabei herausspringt und die Konkurenz sehr gross ist. Es gibt zig Shops die z.B. Schmuck in Agra verkaufen. Das bedeutet, dass die Ladenbesitzer ihre Toruguides haben, die ihnen Kunden bringen und dafuer Kommission bekommen. Euer Fahrer hat euch doch bestimmt auch zu bestimmten laeden gebracht und mittags zu bestimmten Restaurants. So funktioniert das System.
Allerdings.  :icon_mrgreen: Darauf waren wir aber eingestellt, und wir habens gelassen genommen. Natürlich wussten wir, dass vor allem diese Läden dann oft überteuert waren - wir hatten uns vorher in den staatlichen Läden in Delhi schon nach den Preisen umgeguckt und waren nicht ganz so blauäugig. Da konnte auch kein "You are the first customer today, I make a special price!" helfen.  :icon_wink: Das waren dann auch die Gelegenheiten, wo wir teilweise echt übel beschimpft wurden. Nö. Dort kauf ich schon aus Prinzip nicht.
Die Restaurants waren auch meistens welche für Touristen, aber wir hatten auch oft Gelegenheit, uns selber welche rauszusuchen, und insofern war das okay. Wenigstens haben wir keinen Durchfall gekriegt.  :icon_razz: Das Essen ist ja sowas von superlecker, da macht es mir dann wirklich nichts aus, wenn es etwas teurer ist als am Straßenrand. In Ladakh haben wir ja immer in unserem Hotel gegessen, wo wir die letzten Gäste waren und wo man sich praktisch nur noch um uns gekümmert hat. Die wussten dann nach zwei Tagen, was wir besonders gern mögen (vor allem das Brot - hmmmmmmm :icon_rolleyes:) und dass es für uns auch ruhig scharf sein darf. Also, dort war es sicher native. In Delhi hatten wir auch ein paar Tage für uns, da waren wir gern im Castle 9 (Connaught Place), das war zwar auch etwas teurer, dort saßen aber nur Einheimische drin, was auch immer ein gutes Zeichen ist.
Dass diese "Masche" aber bei vielen Touristen funktioniert, stimmt leider. Sonst würden sie es ja auch nicht machen. Wir haben einige Male beobachtet, wie jemand 10 Minuten vollgequatscht wurde und immer nein sagte, und dann hat er oder sie doch gekauft. Das haben wir nicht gemacht, einfach, weil es uns auf die Nerven ging. In Leh (Ladakh) war das lange nicht so ausgeprägt. Dort gab es sogar Läden, in denen wir ganz ungestört stöbern konnten. Die Besitzerin saß da und las, sie hat uns angeboten, wenn wir Fragen haben, hilft sie uns, und ansonsten hat sie uns in Frieden gelassen. Das war toll, dort haben wir richtig viel gekauft. Sowas muss ja auch belohnt werden. 

Nochmal zu den Tucktuck-Fahrern - ich gönns ihnen ja und hab kein Problem damit. Tobi hat schon recht, das ist einfach auch die Mentalität. Aber das mit dem Geldwechseln war bei uns extrem schwierig. In Jaipur waren wir im Holiday-Inn-Hotel, also schon gute Mittelklasse, und als wir an der Rezeption bezahlt haben, haben sogar die behauptet, sie hätten kein Wechelgeld, so dass wir dort um die 30 Rupien zuviel bezahlt haben, einfach, weil die angeblich nicht rausgeben konnten. Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht um die 60 Cent - dort geht es ums Prinzip! In einem guten Hotel an der Rezeption darf ich verlangen, dass ich ordentlich Wechselgeld herausbekomme, wenn ich meine Rechnung zahle!!! Alles andere ist einfach unanständig. Die 30 Rupien fehlten uns dann leider beim Kofferträger. Wir hatten WIRKLICH einfach keine kleinen Scheine. In unserer Not haben wir dann immer zu denen gesagt, wir haben nur 100 und sie müssen uns wechseln. Auf EINMAL gabs dann VIELE kleine Scheine!  :icon_mrgreen:

Nein, es geht mir nicht um 20 oder 40 oder 60 Cent oder dass ich im Tucktuck statt 50 100 zahle. Mich hat das Prinzip geärgert, dass wir als Touristen offensichtlich für jeden Betrug gut waren. So nach dem Motto: Die habens doch, also melken, die habens nicht besser verdient. Ich finde, nicht nur ich sollte den Einheimischen mit Respekt begegnen, sondern auch sie mir. Und das hab ich leider oft nicht bemerkt. Es ging nur immer darum, uns auszunehmen. Dass da natürlich eine Rolle spielt, dass die Leute viel ärmer sind als wir, ist mir völlig klar. Aber ich hätte viel lieber von mir aus gegeben, als mich abzocken zu lassen. Sie hätten schon was gekriegt. Und das war eben in Ladakh ganz anders als in Delhi. Dort waren die Leute WIRKLICH arm, und die waren ganz anders drauf. Ich war froh, dass wir aus Deutschland noch kleine Geschenke (Bonbons und so) mitgebracht hatten, und dass wir unseren Fahrern und Guides und den Hotelangestellten neben ordentlichem Trinkgeld auch noch was Persönliches (für ihre Kinder oder so) geben konnten. In Delhi hatte ich dazu überhaupt keine Lust.

Dass ich das Trinkgeld nicht abschaffen kann, weiß ich natürlich.  :icon_confused: Ich finde nur, wie gesagt, das Prinzip völlig falsch, Leute so mies zu bezahlen, dass sie auf die Trinkgelder angewiesen sind. Das ist Ausbeutung. Aber wo gibts die nicht.  :icon_frown:

Liebe Grüße
die Müllerstochter  :hallo:
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Reisen heisst, zurückkehren wollen - das Geringe schätzend zurückzukehren. (Verfasser unbekannt)