Reise- und Leben- Philosophie

Begonnen von Globetrotter, Juli 30, 2006, 00:24:56

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Globetrotter

Hallo liebe Fories,.... :icon_biggrin:

wir wollen hier einmal ein neues Board aufmachen, von dem wir denken, daß dieses Thema uns alle brennend interessiert. Insgeheim haben wir uns sicher schon zigtausend Mal mit diesem Thema beschäftigt....uns geht es jedenfalls so....und doch kommt es eigentlich viel zu kurz und wird immer nur am Rand behandelt.

Wie viele Globetrotter haben wir auf unseren Reisen getroffen, die immer wieder die gleiche Frage an uns stellen: " Warum reist Ihr eigentlich um die ganze Welt. Kann man die Erfüllung seiner Wünsche nicht auch Zu Hause finden?".

Eine gute Frage, auf die sicher noch viele hier in diesem Board folgen werden....... :icon_idea:
Liebe Grüsse vom

Globetrotter

Doro77

Hi ihr Globetrotter,

das hängt ganz einfach von der jeweiligen Einstellung der Leute selber ab. Sicher, euer Lebens(reise)weg ist ungewöhnlich, jedenfalls im Vergleich zu den Wegen, die die meisten anderen Menschen gehen. Aber ihr wolltet es so und lebt euren Traum - eine bessere Erfüllung gibt es nicht, denke ich. Vor allem, dass ihr die Möglichkeit habt. Ich denke, es gibt sicher auch Menschen, die gerne wollten und nicht können, aus den unterschiedlichsten Gründen. Ihr könnt euch glücklich schätzen und tut das sicher auch.

Und dann gibts so Leute wie mich, die sehr gerne reisen - und sehr gerne wieder "nach Hause" kommen. :hello2: Ich bin hier in meiner Heimat viel zu sehr verwurzelt, um für immer irgendwo anders sein zu wollen. Bestimmt könnte ich es - wenn ich müsste oder wenn die Umstände es erforderten - in Kanada beispielsweise oder in Skandinavien würde ich mich sicher wohlfühlen. Aber es wäre schon ein schwerer Schritt für mich. Es kommt ja auch darauf an, was man unter "zu Hause" definiert. In einem Buch von der russischen Zirkusartistin Natalja Durowa habe ich gelesen, dass für sie "zu Hause" immer bestimmte Gegenstände waren, die aus einer Kiste geholt und in dem jeweiligen Hotelzimmer oder wo sich die Familie gerade aufhielt aufgestellt wurden. Sie konnte sich ein Leben an einem festen Ort auch nicht vorstellen - es klingt in ihren Geschichten aber oft auch die Melancholie an, die das "Verlassen" eines Ortes mit sich brachte.

Nun, für mich ist "zu Hause" zunächst mal mein Elternhaus und die Gegend drumherum, die Straßen, die Menschen, die Felder, das kleine Wäldchen, die Gerüche, die Geräusche. Nicht, dass ich dort jetzt unbedingt leben wollte - ist nicht allzuviel los da, halt ein Dorf - aber es ist mein Zuhause, und dort hängt mein Herz. Und warum ist es das? Weil dort die Menschen leben, die ich liebe, meine Familie. Und dann ist "zu Hause" die Wohnung, in der ich jetzt mit meinem Freund wohne - ungefähr 600 Kilometer von meiner Familie weg. Zu Hause - das sind also in erster Linie Menschen. Und natürlich kann man diese Menschen auch haben, wenn man in einem Wohnmobil lebt. Allerdings stelle ich mir das ein bisschen schwieriger vor. Ich meine, man ist ja ständig auf Achse, verlässt den Ort immer wieder und verlässt damit die Menschen dort. Sicher, heutzutage gibt es Email, Telefon und schnelle Verbindungswege - aber das stelle ich mir doch emotional nicht ganz so unkompliziert vor. Ich habe ja selber viele Freunde, die entweder in der Gegend meiner Eltern leben und ansonsten in ganz Deutschland verstreut oder auch im Ausland - und der Kontakt immer nur per email oder Telefon ist eben doch nicht so ganz der Hit. Ab und zu muss man ihn oder sie einfach in die Arme schließen, ihn fühlen, die Stimme ungefiltert hören, das Gesicht sehen. Und dafür komme ich "nach Hause". Hinzu kommt, dass ich mich eben mit diesem Land identifiziere, mich hier wohl fühle. Schön isses hier, ganz einfach.  :icon_smile:

Insofern - ja, man kann Erfüllung zu Hause finden. Es hängt ja auch davon ab, wie man sich die Gestaltung seines Lebens generell vorstellt. Ich selber zum Beispiel bin von meinem Typ her eher "sicherheitsorientiert". Ich will eine Arbeit haben, ich will ein bisschen, nicht viel, aber ein bisschen planen können. Andere Leute würden sich da eingeengt fühlen. Klar, Menschen sind verschieden. Wenn ich diese Aussteigerfilme oder Reportagen sehe, wo solche Einzelkämpfer immer ihr Ränzlein schnüren, weil sie es an einem Ort nicht aushalten, und dann "gehen sie mit den Wolken, wohin die Füße tragen und wohin der Wind sie treibt" - nee, so romantisch das klingt, das wär mir nix, schon gar nicht alleine. Ich will meine Erlebnisse mit jemandem teilen können. Aber deshalb habe ich durchaus Verständnis für solche Ambitionen. Bewunderswert, wie sie sich immer durchschlagen, und wenn es sie glücklich macht - wer könnte es ihnen verübeln, so zu leben? Sie nehmen viele Entbehrungen und Trennungen in Kauf, für etwas, das ihnen wertvoller ist. Bei mir ist es eben umgekehrt - wer will beurteilen, was "richtig" oder "falsch" ist? Und in Gesprächen mit solchen Leuten bricht in mir auch immer wieder das Fernweh auf - ein Geschenk, ihm manchmal nachgeben zu können. Ich liebe Flughäfen, ich sehe es gern, wenn große Passagierschiffe in See stechen. Gerne bin ich dabei. Und gerne komme ich wieder, in den "Heimathafen" sozusagen.

Liebe Grüße
die Müllerstochter  :hallo:
www.muellerstochter.de

Reisen heisst, zurückkehren wollen - das Geringe schätzend zurückzukehren. (Verfasser unbekannt)

Rastlos

Ich weiss nicht, ob man beim Reisen wirklich "Erfüllung" sucht  :icon_scratch:

Ich habe da eher die typische Star-Trek-Einstellung: Immer auf der Suche nach unbekannten Welten (denn der Drang nach Wissen ist eine der stärksten Triebkräfte).
Ich möchte so viel wie möglich von der Welt und seinen Bewohnern sehen und erfahren. Es wäre für mich eine Art "Zeitverschwendung" gewesen, wenn ich irgendwann von der Bühne des Lebens abtrete und nicht mehr von der Welt gesehen hätte, als den Bereich vor meiner Haustür.
Wer rastet der rostet und es gibt einfach zu viel Schönes auf unserer Erde zu entdecken!
www.weltbummeln.de

tropical

Ich sehe das so ungefähr wie Jens. Das Unbekannte zu erforschen ist sicher eine der größten und interessantesten Dinge im Leben eines Menschen.

Auf Reisen hat man diese Möglichkeit in der reinsten Form. Man kann sich unbekannten Menschen nähern, der neuen Landschaft und den Kulturen Dinge abgewinnen, die man nicht mehr in gewohnter Umgebung wahrnimmt.

Gerade, wenn man sich in ungewohnter Umgebung aufhält, werden auch alle Sinne für das Neue und Unerforschte geschärft. Das macht das Reisen zu einer unvergleichlichen emotionalen Angelegenheit.

Aber da sind die Menschen sicher auch unterschiedlich veranlagt. Manch einer fühlt sich in fremder Umgebung überhaupt nicht wohl in seiner Haut. Andere wiederum finden erst in der Fremde das kleine Quäntchen Esprit, das man braucht, um dem Leben die richtige Würze zu geben.
Liebe Grüsse
Tropical