Wieder zurück aus Indien - Ladakh und Goldenes Dreieck - Erfahrungen und Tipps

Begonnen von Doro77, Oktober 20, 2007, 12:20:08

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Doro77

Hallo ihr lieben Reisenden alle,

wir sind nach einer ganz, ganz wunderbaren Reise aus Indien nun wieder im Lande. Ich geb hier kurz ein paar vielleicht für andere Reisende interessante Gedanken weiter - ein richtiger Reisebericht wird noch verfasst und später natürlich auch samt Bildern auf meine Homepage gestellt.

Also, zunächst möchte ich eine Lanze brechen für sogenannte "Pauschalreisen" - das Schreckenswort für alle Individualisten.  :icon_mrgreen: Ich hatte ja im Vorfeld schon erzählt, dass wir uns, da wir Indien nicht kannten und auch nur eine begrenzte Zeit zum Reisen hatten, diesmal im Reisebüro sogenannte "Bausteine" zusammenstellen ließen. Der erste war eine Rundreise durch Ladakh im Himalaya mit Auto und Fahrer, Vollpension und durchgehendem Programm. Dann hatten wir ein paar Tage in Delhi in Eigenregie, nur das Hotel war schon vorgebucht. Der zweite Baustein war eine Rundreise, ebenfalls mit PKW und Fahrer, durchs Goldene Dreieck Delhi-Agra-Jaipur. Hier war nur Frühstück inbegriffen.

Also, ich muss sagen, dass ich von der ganzen Organisation dieser Reisen sehr beeindruckt war. Ich möchte hier keine Schleichwerbung machen und nenne deswegen den Reiseveranstalter nicht im Forum, wer es wissen möchte, kann sich gerne per PM an mich wenden. Es hat wirklich alles, von der Abholung vom Flughafen über die Hotels bis hin zu den Lunchpaketen auf den Fahrten hervorragend geklappt. An jedem Ort erwartete uns ein "Abgesandter" des jeweiligen örtlichen Reisebüros, wir hatten immer und überall Ansprechpartner für etwaige Probleme (die es aber gar nicht gab), die Leute haben sich auch um Kleinkram wie Flugbestätigungen usw. gekümmert etc. Alle Fahrer und Guides waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort, die Hotels waren überdurchschnittlich gut (man konnte zwischen Standard und Luxus wählen, wir hatten natürlich Standard, aber dafür waren die Hotels schon etwas overdressed - nicht dass ich was dagegen hätte  ) Das würde ich in jedem Fall weiterempfehlen und auch mal wieder so machen. Es war auch kein Luxus-Reiseveranstalter, sondern ein ganz normaler, den ich auch in der Vergangenheit schon ein paarmal hatte.

Das alles führte natürlich dazu, dass wir beide ziemlich entspannt waren und uns über so gut wie gar nichts Gedanken gemacht haben. So spätestens am dritten Tag war uns klar - hier geht nichts schief, das klappt alles wunderbar, und falls mal was nicht klappt, haben wir sofort jemanden, den wir ansprechen können.

Zum Thema "Reise mit Privatchauffeur" - das ist ne ganz, ganz feine Sache. Zunächst mal ist man nicht im Riesenbus mit 20 anderen Leuten und muss auf Kommando fotografieren und pinkeln, Gerade in Ladakh war es für uns ganz bequem - wenn wir anhalten wollten, hielt er an, wenn wir fotografieren wollten, durften wir, und wenn wir ein Klo brauchten, hat er eins für uns gefunden. Speziell zu Ladakh habe ich für alle potentiellen Reisenden ein paar Tipps:

1. Unbedingt hinfahren. Ladakh ist ein Erlebnis, das sich kein Mensch auch nur im Traum vorstellen kann. Mehr dazu im späteren Reisebericht.
2. Wenn hinfahren, dann am Ende (oder wahlweise am Anfang) der Saison. Wir waren dort Anfang Oktober praktisch alleine. In unserem Hotel in Leh waren wir die allerletzten Gäste, als wir wegwaren, haben sie für den Winter geschlossen. Natürlich ist es etwas frisch - die haben da keine Heizungen (also jedenfalls nicht in der Mittelklasse), aber dafür gab es Rundumbetreuung von den beiden noch letzten verbliebenen Angestellten, fast wie in einer Familie, Wir wurden ständig bekocht und gepflegt.  :icon_razz: Als ich beispielsweise einmal zur Post laufen wollte, haben sie gleich einen Fahrer gerufen, der dort zufällig rumstand, und das ganze kostenlos, der wollte nicht mal ein Trinkgeld danach.
Leh selber ist wohl meistens ziemlich übervoll von Touristen - aber nicht im Oktober. Es war so gut wie leer, nur ganz vereinzelt traf man mal einen Globetrotter. Es hatten zwar auch schon viele Geschäfte geschlossen, aber es gab noch immer genug, und auch die Tibetermärkte waren noch geöffnet. Hinzu kommt das fantastische Herbstwetter, dass dort um diese Zeit ist - tagsüber warme Sonne, Herbstfärungen, blühende Blumengärten, klares Wetter, die Nächte frisch. Wunder-wunder-wunderbar. Nach dieser Entspannung hat uns Delhi mit seinem Stress am ersten Tag so ziemlich den letzten Nerv geraubt.  :icon_mrgreen: Aber auch daran haben wir uns gewöhnt, und auch die "Goldenes-Dreieck"-Tour war sehr schön, auch wenn unsere ganze Liebe dem Himalaya gehört.
3. Für Heiratsanträge eignet sich das Nubra-Tal ganz hervorragend. Gigantischer Sternenhimmel, hohe Berge, eine vorherige Fahrt über den höchsten Pass der Welt - DAS ist wirklich etwas Besonderes und macht keiner so schnell nach.  :love6:

Eine Sache gab es, die uns gestört hat, aber die hat mit der Organisation der Reise nichts zu tun. Ich werde einen eigenen Thread dafür eröffnen - über das leidige Thema Trinkgeld. Bitte beteiligt euch an der Diskussion, die ich dort starte - ich hätte gern viele Meinungen dazu.

Ein weiterer kleiner Wermutstropfen hat auch mit dem Thema Geld zu tun - die Tatsache, dass man als Tourist praktisch Freiwild ist und eiskalt verarscht und veräppelt wird. In Ladakh ist uns das nicht passiert - wohl aber in Delhi. Zunächst mal - ich bin nicht doof und WEISS natürlich, dass das nahezu überall auf der Welt so ist, und ich kenne selbstverständlich auch die Gründe dafür. Natürlich sind wir im Gegensatz zu so einem kleinen Tuck-Tuck-Fahrer in Delhi reich, und es ist auch wirklich kein Geld, wenn man da für 2,50 Euro von einem Ende Delhis zum anderen gefahren wird. Es macht mir auch nichts aus, dass die Fahrer IMMER behaupten, das Taxameter sei defekt, und dass sie einen viel zu hohen Preis ansetzen. Damit kann ich leben, und ich hab auch kein Problem damit, dass der mal ein bisschen mehr in seine Tasche bekommt. Uns tut das ja nicht wirklich weh - finanziell. Ärgerlich fand ich aber, dass auch darüber hinaus immer wieder versucht wurde, uns zu schröpfen - beim Wechselgeld (was er nicht hatte, als zahlt man statt der vereinbarten 80 Rupien eben doch 100), oder man kriegt es falsch zurück und merkt es erst zu spät, oder er ändert mitten in der Fahrt den Preis von 100 auf 150 und dergleichen Scherze mehr. Es ärgert mich insofern, als dass mir damit das Gefühl vermittelt wird, ich sei irgendwie dämlich und - noch schlimmer - ich hätte es nicht besser verdient. Einerseits sind die meisten von denen Hindus, und ihre Religion erzählt ihnen, dass ihre guten und schlechten Taten sich auf ihr nächstes Leben auswirken. Bei Touristen scheint das aber nicht zu gelten.  :icon_scratch: Oder diese Masche, dass einem in jedem Laden erzählt wird, man sei der erste Kunde und bekäme deshalb einen besonders guten Preis. Okay, man darf mir das erzählen - aber muss das auch 16:30 Uhr sein? Ich meine, muss man wirklich denken, ich bin so bescheuert?!?!?!?!  :angry1: Was ich auch sehr belastend fand, war, dass viele Verkäufer nahezu ausfällig wurden, wenn wir nichts gekauft haben. Hallo, ich bin keine Cash-Cow! Und wenn ich merke, einer bequatscht mich die ganze Zeit und nervt mich und erzählt mir dummes Zeug, dann kaufe ich schon aus Prinzip nicht. Die Verwünschungen, die dann hinter uns hergemurmelt wurden, möchte ich lieber nicht wissen.

Also, das war sowas, was uns in Delhi ziemlich geärgert hat. Wir waren vorher von Ladakh in diesem Punkt extrem verwöhnt. Natürlich wird man auch dort bequatscht, etwas zu kaufen - aber nicht so in dem aggressiven Maße und dann auch noch hinterhältig ausgenommen. Daran mustsen wir uns in Delhi erst gewöhnen, und vielleicht spielt auch das eine Rolle dabei, dass wir den Himalaya so toll fanden.  :icon_wink: Die Mentalität der Menschen dort oben ist schon eine andere. Keine Ahnung, ob das auch damit zusammenhängt, dass die Buddhisten sind, Die haben irgendwie viel mehr Ruhe. So haben wir es empfunden, aber wie gesagt, dort war ja auch die Saison zu Ende, vielleicht haben die da auch mehr innerliche Ruhe als sonst.

Also, das zunächst zu unseren "technischen" Reiseerlebnissen, der Rest kommt dann im Reisebericht. Nochmal der Wunsch - bitte beteiligt euch an der Diskussion zum Thema Trinkgeld, die ich gleich anschließend eröffnen werde. Eure Meinung dazu interessiert mich.

Liebe heimgekehrte Grüße
die Müllerstochter  :hallo:



www.muellerstochter.de

Reisen heisst, zurückkehren wollen - das Geringe schätzend zurückzukehren. (Verfasser unbekannt)