Mikronesien - Yap - Insel des Steingeldes

Begonnen von hannes, Januar 16, 2006, 19:37:50

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 9 Gäste betrachten dieses Thema.

hannes

Yap war mein nächstes Ziel.
Das war schon zuhause als Highlight definiert.
Doch dazu später mehr.

Leider gab's keinen direkten Flug von Kosrae nach Yap.
Deswegen stand ein Umweg über Guam an.
Guam das bedeutet US-Einreiseprozedur, umständliche Ausreiseprozedur.

Doch was mußte ich erleben als ich den Flughafen von Guam verlassen konnte. Mehrspurige Autobahnen. Mehrstöckige Hotelburgen, Urlaubsfabriken, "Horden" japanischer Touristen.
Kein Wunder von Tokyo erreicht man nach 4 Stunden Guam, die Hauptinsel der Marianen. Guam ist also zum japanischen Mallorca mutiert ....

Nach der Ruhe und der Natur pur auf Pohnpei und Kosrae hat mich das alles völlig erschlagen und depressiv gemacht.
Deshalb hab ich mich sofort im Hotel verkrochen auf das obligatorische japansiche Abendessen verzichtet und nur gehofft, daß der nächste Morgen rasch kommt, damit ich nach Yap weiterfliegen kann.
Zum Glück war der Flug schon um 6.00 Uhr Morgen festgesetzt.
Es ist dies die andere Route von Continental Air in Mikronesien:

Guam - Yap - Palau - Manila

Ich stieg also schon nach 2 Stunden um 6.Uhr Morgen in Yap aus.
Besonders schön war auch der Landeanflug im ersten Sonnenlicht.

Warum sollte man nach Yap reisen ?
Wofür ist Yap "berühmt" ?

"Berühmt" ist wohl etwas zu hoch gegriffen. Zumindest bekannt in Insiderkreisen ist Yap als Insel des Steingeldes



Rai heißen diese zentnerschweren, ja manchmal sogar tonnenschweren handlichen Münzen  , welche noch Anfang dieses Jahrhunderts als Zahlungsmittel verwendet wurden.
Einige kräftige Männer, manchmal sogar ein halbes Dorf war notwendig um einen Baumstamm durch das Loch zu schieben und so die Münze von einem Dorf zum anderen zu bewegen.
Zahlungsverkehr auf Yap - Art.
Nicht minder gefährlich die Münzprägung.
Man gab sich im Auslegerkanu ca. 800 km nach Palau, meißelte dort die Münzen aus einem Steinbruch im Hinterland der großen Insel Babeldaob um sie schließlich auf ein großes Kanu zu verladen und die 800 km wieder zurück nach Yap zu transportieren ....
Zahlreiche Todes und Unglücksfälle waren bei dieser Münzproduktion zu beklagen.
Heute stehen an zahlreichen Orten, unzählige vielleicht 1000 kleinere und größere Rais. Der größte Rai hat mehr als 2 m Durchmesser.

Stehen mehrere Rais nebeneinander so spricht man auch von einer Steingeldbank.....




Bankraub ist hier zwecklos ....

Auch heute werden "große" Transaktionen wie Grundstücksverkäufe noch mit Rais beglichen. Allerdings werden die Rais nicht mehr physisch von Ort zu Ort bewegt, statt dessen werden Zertifikate ausgetauscht. In dem Sinn von: Rai Nr. 5 beim Dorf X geht in das Eigentum vom Dorf Y über ....

Kleiner Dinge, wie Internetzugänge werden auch heute auf Yap mit USD - Cash oder Kreditkarten beglichen ....  

Dennoch Yap ist die traditionellste Insel Mikronesiens.
Man wird am Flughafen von "Oben-Ohne" Yap-Girls mit dem obligatorischen Südsee-Blumenkranz begrüßt und selbst in der
winzigen Hauptstadt Colonia sieht man noch tradionell nur mit Graßrock bekleidete Bewohner.
Auf den Nebeninseln gab es eine Initiative der Chiefs westliche Kleidung zu verbieten. Eine andere Insel verbot motorbetriebene Boote zu Gunsten tradioneller Kanus.

Ich bin im noch teureren Manta Ray Bay Hotel einquartiert, welches hauptsächlich für Taucher ausgerichtet ist.
Umso erstaunter ist man, als ich auf meine im Preis inkludierten Tauchgänge verzichte (verzichten muß, weil ich leider kein Taucher bin, was ich später noch bereuen sollte). Mantas solls hier geben, usw, usf ....

Ich bin hauptsächlich an Kultur und Landschaft interessiert.
Yap ist im Gegensatz zu den östlichen Inseln Pohnpei und Kosrae flach, bestenfalls hügelig. Die höchste Erhebung nur 170m.

Gut trifft es sich, daß am nächsten Tag ein Micronesia-Day ist und
Delegiert aller mikronesichen Inseln und Regionen in einem Faluw
einem tradionellen Versammlungshaus in Yap zusammentreffen.



Nach Vorstellung der Delegierten werden natürlich auch traditionelle Tänze dargeboten


Leider beginnt es heftiger zu regnen und die Veranstaltung wird früher als geplant abgebrochen.
Bei der anschließenden Cultural Tour besichtigen wir Männerhäuser, welche immer in Meeresnähe liegen, da das Fischen Männerangelegenheit ist, Frauenhäuser, welche im Landesinneren liegen, da der Ackerbau Frauensache ist.
Werden in die Kunst des Betelnußkauens eingeweiht.
Eine Leidenschaft in ganz Mikronesien, vorallem das Ausspucken des roten Betelnuß - Juice ist dann für den Nichteingeweihten etwas skuril ...
Taxifahrer öffnen während der Fahrt die Tür und entledigen sich des Betelnußsaftes .... Was zu roten Rückständen auf den Straßen führt ....

Am nächsten Tag chartere ich ein Taxi für den ganzen Tag und wir fahren jeden km der befahrbaren Straße auf Yap ab.
Der Taxilenker hat in den Staaten gearbeitet und so komme ich wieder Einblicke in den Alltag der Einheimischen auf dieser Insel, wie sie einem Pauschaltouristen wohl vorenthalten werden.
Auf der Tour besuchen wir sein bescheidenes Anwesen und in seinem Garten zeigt er mir zahlreiche hier völlig unbekannte tropische Früchte, die ich dann alle verkosten darf.
Am letzen Tag bestelle ich ein Yap-Frühstück (=roher Frisch mit Früchten) und wandere dann auf den höchsten Punkt über der Hauptstadt Colonia um noch einmal einen wunderbaren Blick über die Chamorro Bay zu genießen.

Am Abend gehts weiter zur letzten Etappe...