Die "Tschüs AG"

Begonnen von reisender, August 11, 2006, 14:11:42

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reisender

Hallo,

interessantes Board...... :zustimm:

Ich habe auch gleich einen netten Artikel im Spiegel-Online zum Thema gefunden:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,430943,00.html

Habe mich auch schon oft mit dem Gedanken an das Auswandern beschäftigt. Die wirtschaftlichen und politischen Aussichten in Deutschland werden ja auch immer schlechter und der Lebensstandard und die Lebensqualität sind im Vergleich zu anderen Ländern um einiges geringer.

Nach dem was man so hört, zieht es viele Auswanderwillige auch nach Neuseeland. Mich würden persönliche Erfahrungen von Leuten interessieren, die bereits nach Neuseeland ausgewandert sind.
Gruesse Euch alle
Reisender

Doro77

ZitatDie wirtschaftlichen und politischen Aussichten in Deutschland werden ja auch immer schlechter und der Lebensstandard und die Lebensqualität sind im Vergleich zu anderen Ländern um einiges geringer.

Sorry. Kann nicht dein Ernst sein, nicht wirklich. Schau dich mal um in der Welt. Lies dir mal die Jahresberichte von amnesty international durch. Guck einfach mal Nachrichten. Und dann guck auf deinen eigenen Tisch und dass du dich frei bewegen kannst und nicht wegen jedem Scheiß inhaftiert wirst oder zusammengeschlagen von korrupten Polizisten oder gefoltert, weil du deine Meinung sagst, oder verstümmelt, weil du die falsche Religion hast. Dass du nicht absäufst vor Spaniens Küste oder elendig krepierst in einem Flüchtlingsschiff, auf das du nur gegangen bist, weil dich zu Hause die Ratten auffressen. Dass du nicht im Dreck lebst und im Müll wühlen musst in irgendeinem afrikanischen oder lateinamerikanischen Großsstadtslum.

Das Auswandern ist wieder was ganz anderes. Es ist durchaus jedermanns Recht zu sagen: Ich will woanders leben. Aber bitte nicht mit SO einer Begründung. Das kann ich nicht nachvollziehen, wirklich nicht. Bitte nimm mir meine harten Worte nicht übel, ich mein das nicht persönlich. Das ist nur so echt... deutsch. Viele denken so. Ich selber auch manchmal. Aber da muss man sich auch immer mal wieder selber am Schlafittchen packen.

Liebe Grüße
die Müllerstochter
www.muellerstochter.de

Reisen heisst, zurückkehren wollen - das Geringe schätzend zurückzukehren. (Verfasser unbekannt)

baby

@ Doro77

bei 5 Millionen offiziellen Arbeitslosen (und tatsächlichen 8 bis 10 Mio.) kann man nicht von einer heilen Welt in Deutschland sprechen. Wer natürlich einen guten Beamtenjob oder als Politiker tätig ist, kann sich sicher freuen und er wird auch die Probleme der anderen nicht nachvollziehen können. Aber das sind ja wohl die wenigsten. Ich könnte mich schon gut darin hineinversetzen, wenn man als motivierter und qualifizierter Mensch keinen Job findet, dass man sich dann mit dem Gedanken anfreundet, einfach in ein anderes Land zu ziehen. Das ist allemal besser als Tag fürTag bei den Ämter gedemütigt zu werden. Das Arbeitslosenproblem wird hier in DE auch nicht mit dem notwendigen Engagement von den Politikern angegangen. Es scheint immer noch zu viel zu verteilen zu geben.

Und so ganz sicher ist es in Deutschland ja auch nicht, wenn ich mir viele Regionen im Osten ansehe...und nicht nur da. Die Kriminalitätsrate in DE ist jedenfalls ganz schön hoch, viel wird auch unter den Teppich gekehrt. Ich denke nur an die Riesenprobleme in Berlin, wo Tag für Tag Leute überfallen, ausgeraubt und in Wohnungen und PKWs eingebrochen wird. Also die heile Welt existiert auch in Deutschland nicht. Und wenn Du einmal persönlich betrofen warst, dann denkst Du sicher auch anders darüber.

Sicher hast Du Recht, wenn Du auf die ärmsten der armen Länder verweist, dann geht es uns hier natürlich viel, viel besser. Aber vergleich doch bitte auch einmal das Leben in Deutschland mit vergleichbaren Kulturräumen wie Amerika, Australien, Neuseeland etc. da sieht der Vergleich dann schon etwas anders aus

@ Reisender
Der Link war schon interessant, nur spiegelt er meiner Meinung nach nicht die wirklichen Probleme des klassischen Auswanderers wieder.
Grüsse vom

Baby

Doro77

#3
Hi baby,

na schön, aber nenn mir ein Land, wo es solche Probleme NICHT gibt. Ich hab auch mal was über Neuseeland (ja, ich glaube, es war Neuseeland) gesehen, dass die so ein tolles Arbeitslosenprogramm haben, viel besser als in Deutschland. Das mag ja alles sein. Und ich glaube dir ohne weiteres, dass man in DL gefrustet sein kann. Und wie gesagt, Auswandern wollen ist absolut okay. Aber ein perfektes Land - nenn es mir. Wo es KEINE Kriminalität gibt, wo es KEINE Arbeitslosigkeit gibt. Wo man NICHT wegen irgendwas jammern muss. Und da guck ich doch lieber, was es alles positives hier gibt, und komme zu dem Schluss, dass es sehr viel ist. Und wenn man wie ich jeden Tag beruflich damit zu tun hat, wie dreckig es ganzen Völkern auf dieser Welt geht, was manche Menschen durchmachen, wie die Menschenrechtslage ist - nee, da kann ich einfach nicht über Deutschland jammern.

Liebe Grüße
die Müllerstochter  :hallo:

P.S.: Ich bin weder Beamtin noch Politikerin.  :icon_wink: Und von einer heilen Welt hab ich auch nicht geredet. Und ich weiß auch, dass es mir viel besser geht als vielen andern Deutschen, dass es viele existenzielle Probleme auch hier gibt. Natürlich. Ich will das bestimmt nicht unter den Tisch kehren. Aber wie gesagt - das gibt es ÜBERALL.
www.muellerstochter.de

Reisen heisst, zurückkehren wollen - das Geringe schätzend zurückzukehren. (Verfasser unbekannt)

hannes

@ Doro

ZitatAber ein perfektes Land - nenn es mir. Wo es KEINE Kriminalität gibt, wo es KEINE Arbeitslosigkeit gibt

Es reicht doch schon, daß es in so manchen Ländern weniger Kriminalität, weniger Arbeitslosigkeit gibt, ein offener Umgang mit dem anderen gepflegt wird, das Klima "besser" ist,
oder ganz wichtig die Zukunftsperspektiven besser sind um ein Anreiz für's Auswandern zu haben, oder ?

Nicht zu unrecht wurden hier klassische Auswanderungsländer wie Australien und Neuseeland genannt auf die dieses "weniger" oder "besser" zutreffen, obwohl sie auch nicht als 100% ige Paradiese betrachtet werden können.

Aber wer hätte schon beispielsweise gedacht, daß Chile prozentuell weniger Arbeitslosigkeit aufzuweisen hat, als fast jeder Staat in der EU, daß dort der Lebensstandard ständig steigt, die Wirtschaft stark wächst, aufgrund des höheren Wohlstandes die Kriminalität stark zurückgeht, kurz die Zukunftsperspektiven dort deutlich besser sind als in Europa (nicht nur in Deutschland).

Und da gibt es wirklch noch einige Länder auf die zumindest in Teilbereichen "mehr" bieten als unsere Heimat.

reisender

@ hannes

das sehe ich auch so. Europa ist nicht mehr das Mass der Dinge. Wir werden in dem alten Europa eine Wandlung erfahren, die einschneidender nicht sein kann.

Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen entwickelt sich immer mehr zurück. Jedes Jahr werden ein paar Pfründe abgeschnitten, es ist immer nur ein klein wenig, was man aufgeben muß aber die Häppchen werden immer mehr und die Reduktion wird immer rasanter. Es ist wie eine Lawine, die sich langsam aber unaufhaltsam in Bewegung setzt und nicht mehr aufzuhalten ist. Man merkt es nicht, weil es ein schleichender Prozeß ist, der zudem auch noch gewollt oder ungewollt von den Politikern gesteuert wird. Die wollen ja auch nicht allzuviel Schelte bekommen und nicht zu viel von ihren eigenen Bequemlichkeiten aufgeben. Aber sie sind auch beileibe nicht an allem (wenn auch an vielem) schuld.

Ich will hier keine Untergangs-Stimmung verbreiten, bestimmt nicht. Die Perspektiven auf lange Sicht gehen aber in eine andere Richtung.

Wie Du schon richtig erkannt hast, sind uns andere Länder um (symbolische) Nasenlängen voraus und leider wird der Wettbewerb um Arbeitsplätze und Lebensqualität international immer härter.
Gruesse Euch alle
Reisender

hannes

Tja man könnte auch sagen:

Der Westen (Europa + USA) ist genauso fundamentalistisch wie die Taliban.

Unsere Götter, oder besser gesagt Götzen heißen halt nicht Allah und der Prophet Mohammed, sondern Wirtschaftswachstum, Kapitalismus, freier Kapitalmarkt und Globalisierung.

Durch die kritiklose, radikale und fundamentalistische Verehrung dieser Götter zerstören wir hier massiv Lebensqualität und produzieren mittelfristig oder langfristig immer mehr Armut.

Die Wirtschaft ist eigentlich für die Menschen da.
Heute sind jedoch die Menschen nur mehr Lakaien und Sklaven der Wirtschaft.

Politiker sind leider auch keine Volksvertreter sondern Handlager der Großkonzerne.
Völlig unbegreiflich ist es da, warum der Begriff Populismus in Bezug auf Politiker so negativ belegt ist. Politiker sollten per Definition die Interessen des "Populus" also des Volkes vertreten.

Aber das ist ein großes und ergiebiges Thema, da könnte man stundenlang drüber philosophieren ....

Rastlos

Tja, bei der heutigen Wirtschaftslage ist das Thema "Auswander" wieder ganz gross in Mode gekommen. Selbst das Fernsehen hat es für sich entdeckt und schon tauchen 2-4 verschiedene Dokumentationsserien zum diesem Thema auf. Ich glaube aber, dass die Leute mittlwerweile unter den falschen Voraussetzungen auswandern möchten. Außerdem ist da immer noch der große Unterschied zwischen Auswandern möchten und es wirklich tun  :icon_wink:  Es scheint, dass viele Deutsche diesen Traum einfach träumen möchten, um abgelenkt zu sein bzw. um sich eine (fiktive) Tür offen zu halten, denn wirklich tun werden es wohl die wenigsten!! Aber scheinbar reicht auch schon der Traum davon aus um die Psyche ein wenig zufrieden zu stellen.

Im eigenen Land wird ihnen (auch durch die Medien) immer mehr das Gefühl vermittelt, man müsste unzufrieden sein und alles wird schlechter. Auswandern ist doch so einfach - also nix wie weg! Nein, ganz so einfach ist es mit Sicherheit nicht und besser wohl auch nicht unbedingt. Wir leben in Deutschland in einer durch Jahrzehnte so erzogenen Konsumgesellschaft der privaten Zufriedenheit. Immer wenn ein klein wenig vom Eigenen genommen werden soll, das ist der Aufschrei der Empörung riesengross. Man vergisst dabei aber gerne, was man denn noch alles hat.
Was ist denn mit den Leuten, die wirklich ausgewandert sind? Der Großteil von Ihnen gibt sich doch auf einmal ohne Probleme mit dem Nötigsten zufrieden. Da jammert man auf einmal nicht mehr, denn man muss sich ja schließlich etwas neues aufbauen. Man sollte sich fragen, warum diese Einstellung nicht auch in Deutschland funktioniert?
Ich möchte hier mit Sicherheit nicht die Wirtschaftslage oder die Art der Politik schön reden, aber man kann auch in schlechten Zeiten noch versuchen etwas Gutes daraus zu machen!!

P.S: Ich habe auch schon öfters mit dem Gedanken ans Auswandern gespielt  :icon_mrgreen: (allerdings aus anderen Gründen)
Wer rastet der rostet und es gibt einfach zu viel Schönes auf unserer Erde zu entdecken!
www.weltbummeln.de

Pascalinah

Zitat von: reisender am August 11, 2006, 14:11:42

Nach dem was man so hört, zieht es viele Auswanderwillige auch nach Neuseeland. Mich würden persönliche Erfahrungen von Leuten interessieren, die bereits nach Neuseeland ausgewandert sind.

Hallo Reisende,

lies dazu mal im   http://www.neuseelandforum.be
In NZ ist auch nicht alles Gold was glänzt.

Gefrustet ist man hier so langsam schon, aber ich glaube das Schlaraffenland sucht man auf diesem Planeten vergebens.... seufz...

LG

Pascalinah

tropical

Hi,

sicher ist in anderen Ländern nicht alles Gold, was glänzt...... :icon_scratch:

.....aber wie ist das denn mit den Aussichten für ein besseres Leben? Seit je her sind die Leute auch immer dorthin gereist, wo es Arbeit und Brot gab. Schon zu Zeiten des Neandertalers war das so.

Hannes hat das prima formuliert.:

ZitatDie Wirtschaft ist eigentlich für die Menschen da.
Heute sind jedoch die Menschen nur mehr Lakaien und Sklaven der Wirtschaft.

Irgendwo habe ich in der Presse gelesen, daß die die Statistiker eine Auswanderungszahl von jährlich ca. 150.000 Personen aus Deutschland ermiittelt haben. Und das Jahr für Jahr und im Moment in den letzten Jahren ist die Tendenz immer wieter steigend. Und das sind sicher nicht nur gescheiterte Existenzen, die da abwandern.
Liebe Grüsse
Tropical