Die Umwelt versteht nicht alles

Begonnen von rue25, Februar 20, 2006, 09:42:35

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rue25

nach einer Langzeitreise gibt es meist einen kurzen Schub  von unzähligen Bekannten und Verwandten die alles wissen wollen.
Leider geht es auch schnell vorrüber und dann tritt oft ein, was man berücksichtigen sollte:
normale Bürger reisen nur begrenzt und können nicht immer in die Ferne schweifen. Deshalb empfehle ich, nicht den ganzen Tag von der Fernweh zu reden, denn oft kommt es soweit, dass die Mitmenschen gerade darauf nach geraumer Zeit reagieren.

gruss Raimund rue25 msp

oribi

#1
man will den Leuten so viel erzählen, von den Eindrücken und Erlebnissen und von der Schönheit der Natur.

Aber leider interessiert die meisten das nicht, es sei denn man trifft auf Reiselustige.

Aber selbst während der Zeit bei der Fahne habe ich Hunderten Menschen davon vorgeschwärmt. Wenns hoch kam war einer von 100 daran wirklich interessiert, 20 % sagen es auch tun zu wollen, aber tatsächlich würden sie niemals so etwas anfangen und für 79% ist das alles viel zu unrealistisch. Sie hören nach kurzer Zeit nicht mehr zu.

Also Reisebegeisterten alles erzählen - eigene Erinnerungen hüten und pflegen sowie versuchen die wenigen Interessierten doch noch mehr davon zu begeistern, dass auch sie verstehen, was wir an unserer Welt haben, damit auch sie etwas zum Erhalt der Schönheiten dieser Welt tun. Alle Mittel sind erlaubt. ;-)

LG oribi

PS: Aber Vorsicht: Pauschaltouristen gibt es schon zu viele und sie haben mit ihrer Art von Tourismus die Ursprünglichkeit vieler Orte bereits zerstört - ganz vorne weg: ALL INCLUSIVE.
Solche Leute braucht weder die Natur noch werden die Einheimischen mit ihnen glücklich.

squaw

Hallo,

aber die, die zuhören und das verstehen, können es weiter in die Welt hinaustragen, auf dass andere verstehen und so weiter.... :director:


........bis es alle verstanden haben.

Sicher ein weiter Weg aber nicht ganz unmöglich, man muß optimistisch sein!
Erst wenn der letzte Baum gerodet,
der letzte Fluss vergiftet,
der letzte Fisch gefangen,
erst dann werdet ihr feststellen
dass man Geld nicht essen kann.

Rastlos

... und ich verstehe ehrlich gesagt gar nichts mehr  :icon_scratch:

Warum sollte man denn krampfhaft andere Leute davon zu überzeugen, genauso viel Spass am Reisen zu haben wie man selber? Damit demnächst noch mehr Touristen unterwegs sind? Damit immer mehr Leute zu den bislang noch unberührten Plätzen in dieser Welt fahren? Damit man bald nirgendwo mehr einsame Strände findet?

Wenn man mal heute einen Blick auf die einstigen Traumziele und Geheimtipps vor 20 Jahren wirft, dann sieht man doch, wohin mehr Tourismus geführt hat. Die Unberührtheit und meistens auch die Natürlichkeit dieser Länder ging größtenteils verloren!  :icon_cry:

Warum sollte es den jetzigen Geheim-Tipps in der fernen Zukunft anderes ergehen? Im grunde genommen sollte man doch froh sein, wenn auch weiterhin nicht mehr Leute zu diesen Destinations reisen. Mehr Tourismus und Erhalt der Natürlichkeit gehen nunmal leider nicht Hand in Hand (von wenigen Ausnahmen vielleicht abgesehen).
Wer rastet der rostet und es gibt einfach zu viel Schönes auf unserer Erde zu entdecken!
www.weltbummeln.de

hannes

Es wird Gebiete und Regionen geben, da wirst Du nie einen Massentourismus etablieren, da wirst Du nie mehr als ein paar handvoll Touristen pro Jahr antreffen, so sehr Du auch diese "Geheimtipps" propagierst.

Ganz einfach, weil diese Regionen zu abglegen, zu schwer erreichbar, zu strapaziös zu bereisen, zu teuer, zu gefährlich sind, man zuviel Masochismus braucht um überhaupt hinzukommen....

Gibt noch soviel Regionen, die noch überhaupt nie von Touristen besucht wurden ...

Doro77

#5
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute sehr wohl an den Abenteuern interessiert sind, aber ICH meistens überfordert war, nach der Rückkehr gleich einen Haufen Zeug zu erzählen. Deshalb habe ich dann mal irgendwann die "Briefe an Freunde" begonnen - ein e-mail-Verteiler, in dem ich in regelmäßigen Abständen direkt von der Reise berichtet habe. Die Leute wussten das und konnten es anhand des Betreffs gleich erkennen und entweder löschen oder lesen, ganz wie sie wollten. Das war ne ziemlich gute Idee - weil es noch den Nebeneffekt hat, dass man seine Kontakte auf Reisen weiterpflegt. Es hat auch noch mehr Vorteile: Man selber ist nicht überfordert, man arbeitet dabei auch gleich seine Erlebnisse auf, indem man sie in Worte fasst, und die Leser haben das Gefühl, irgendwie "dabei" zu sein. Wenn man dann  zurückkehrt, sind die meisten informiert, und man muss nicht bei "Null" anfangen mit dem Erzählen. Aus diesem e-mail-Verteiler ist aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen dann meine Homepage entstanden. Es macht mir wirklich viel Spaß, weil ich ohnehin gerne schreibe.

Andererseits sollte man niemandem übelnehmen, nicht so wahnsinnig viel Interesse für die Erlebnisse anderer Leute aufzubringen. Ich meine, mal ehrlich: Jeder lebt SEIN Leben, das voll ist von Erlebnissen welcher Art auch immer. Ich lese mir durchaus sehr gerne andere Reisberichte durch, schaue mir die Fotos an und lass mir viel erzählen, aber was für mich in erster Linie zählt, sind doch MEINE Erlebnisse. Das ist doch ganz normal. Und wenn man dann den Leuten mal einen Dia-Abend mit lecker Essen und tollen Gesprächen präsentiert, ist das für die an diesem Abend sicher interessant. Aber darüber hinaus nicht mehr. Warum auch? Ich finde das ganz natürlich.

Und jetzt möchte ich mal was zum Thema "Pauschaltourismus" sagen. Ich mag ihn selber im Moment auch nicht - weil ich jung bin und die Möglichkeit habe, individuell zu reisen. Aber deswegen lehne ich ihn nicht ab. Manchmal stelle ich bei Individualreisenden - ich meine jetzt niemanden speziellen hier im Forum - so eine Art Arroganz fest, die mich ärgert. Da wird auf alle herabgeblickt, die es wagen, in einem Hotel mit Klospülung abzusteigen, um es mal extrem auszudrücken. Ich will gar keine Lanze für die gräßlich mit Bettenburgen zugebauten Traumstrände brechen, aber ich möchte keinen Reisenden verurteilen, nur weil er es für sich okay findet, sich 14 Tage in ein und demselben Hotel aufzuhalten, jeden Tag am gleichen Strand zu liegen und auch noch - du liebe Zeit - alle drei Mahlzeiten in dem Hotel einzunehmen. Das ist nicht MEINE Philosophie - aber seine vielleicht, und warum auch nicht? Und außerdem gibt es viele GUTE Pauschalangebote, gerade für Familien, für ältere Menschen, kurz, für alle, die es sich eben NICHT leisten können, ein halbes Jahr per Anhalter durch die halbe Welt zu trampen. Und wie ich schon in einem anderen Thread schrieb - SO wahnsinnig individuell ist seit "Lonely Planet" auch kein Individualreisender mehr. Also gibt es keinen Grund, hochmütig zu sein. Unsere Welt steht allen offen, auch denen, die sich diese Welt im Reisebüro zusammenbasteln lassen. Als ich im letzten Jahr mit meinen Eltern durch Australien gefahren bin, war das alles vorher geplant und mit Hilfe eines Reisebüros geregelt, die Hotels, die Touren, der Ablauf, das Mobilehome - eben weil ich mit meinen Eltern unterwegs war, die aufgrund ihres Alters und ihrer ganzen Art so etwas geplantes einfach brauchen. Deswegen war aber diese Reise nicht weniger wert als die eines Trampers, der morgens aufwacht und nicht weiß, welcher Tag grade ist oder ob er heute was zu essen kriegt.

Meine Meinung.  :icon_wink:

Liebe Grüße
die Müllerstochter  :hallo:

www.muellerstochter.de

Reisen heisst, zurückkehren wollen - das Geringe schätzend zurückzukehren. (Verfasser unbekannt)

oribi

Hallo angehende Müllerin,

so eine Rundmail ist schon ne tolle Sache. Nutzen wir auch auf unseren Reisen, denn viele sieht man im Nachhinein nicht gleich um die Geschichten zu erzählen und für manch einen ist diese Info schon mehr als genug. Fotos aus fernen Ländern interessieren sie kaum, da eben mancher lieber am Strand liegt und nix macht (im Gegensatz zu uns, die alles sehen wollen). Das wird zwar mit Kind in Zukunft auch anders werden, denn Kleinkinder sind sicher auch mit einem reinen Strandtag hochzufrieden, aber auch da kann man einen eigenen Kompriss finden. Aber das ist ne andere Geschichte.

Ich kann wirklich erzählen wie ein Buch und bin eigentlich nie überfordert dabei. (Ich krieg meine Gusche einfach nicht zu ;-) ) Außer in Bolivien auf 5.000m wurde die Luft doch schon mal knapp - aber ich habe es gemeistert dennoch die Schnauze nicht zu halten.

Auch beim Fotovorführen ist uns aufgefallen, dass der eine nach ner 1/4 Stunde fragt: "Ach, ihr ward also im Urlaub, da kommen die Fotos also her." oder die ersten 10 min wird nur dumm und sinnlos gequatscht, weil sie sich moralisch überhaupt nicht auf einen Bildervortrag vorbereitet haben. Länger als ne halbe Stunde darf es für die meisten eh nie sein, denn es gibt kaum jemand der Bezug zu solchen Reisen hat.

Pauschaltourismus hat dem Normal-Deutschen-Urlauber sicher auch erst die Möglichkeit vom Urlaub im Ausland eingeräumt. Er ist also auf keinen Fall zu verachten. Aber den Schaden, den einzelne Länder davon tragen (Aktuellstes Beispiel Side, Türkei oder Dominikanische R.), die jeweils mit All Incl. Resort zugestellt wurden, ist enorm wenn nicht sogar fatal für 80 % der Bevölkerung dieses Landes. Restaurants, Pensionen, Lebenskultur etc geht verloren. Neid, Hass und Kriminalität entsteht. Also werden die Mauern noch höher gebaut, damit auch wirklich kein Touri mehr sein Komplex verlässt. Sie kriegen es von den Hotelbesitzern regelrecht eingehämmert.

Das hat nichts mehr damit zu tun, ob ein Rucksacktouri auch ohne Badewanne zufrieden ist oder der andere 5 x warmes Essen am Tag haben möchte.

Trotzdem soll jeder selbst entscheiden, wie er seinen Urlaub machen will. Und wenn dem einen gefällt permanent am PC zu sitzen und Spiele zu kloppen, oder 3 Wochen nur in der Hängematte liegt um glücklich zu sein - BITTE. Jeder ist seines Glückes Schmied.
Aber das befreit nicht vom weltoffenen Denken.
Nicht umsonst sind Europäer in Ländern ohne Pauschaltourismus noch beliebt und gern gesehen, in den Ländern mit großen Resorts aber leider nicht mehr.

Und wie so oft beginnt es beim kleinen Mann, der bewusster reisen sollte (wie auch immer er will). Denn danach richtet sich nachher auch der Reiseveranstalter oder Hotelier, der so sein Konzept aufbaut.

LG E.

Doro77

Ja, das ist schon klar, dass der Pauschaltourismus ne Menge Schaden angerichtet hat. Andererseits wird er manchmal auch von den Einheimischen gefördert, z.B. von den Aborigines in Australien, die einen bspw. teilweise nur auf bestimmten Strecken fahren lassen (und wo dann natürlich JEDER fährt), weil sie einfach sonst der Menschenmassen nicht Herr werden würden. Also ist es ihnen lieber, 40 Leute kommen in einem Reisebus, als dass statt dessen 20 Autos langdonnern. Das habe ich jedenfalls in Australien im Outback so empfunden. Natürlich gibt es auch da "Geheimtipps" - beispielsweise von einem Aborigine geführt wandern - aber auch das wird in den Hotels angeboten.
Ich sagte ja, ich hab auch nix für die Bettenburgen übrig und für die Tendenz, zu behaupten, man sei in dem und dem Land gewesen und kennt doch nur einen Strandabschnitt - ich wollte nur sagen, dass es auch vernünftigen Pauschaltourismus gibt. Und mal unter uns, wenn jeder relativ planlos (im positiven Sinne) durch die Gegend wandern würde, gäbe es auch ein schönes Chaos. Es reisen nun mal eben mehr Leute, als ein gesunder Tourismus eigentlich brauchen kann. Nur, deshalb kann mans ja noch lange keinem verbieten.
Richtig schlimm finde ich den Sauftourismus oder diese "Europa-in-drei-Tagen"-Touren. Dafür hab ich wirklich kein Verständnis. Aber vielleicht bin ich auch deshalb so tolerant gegenüber dem Pauschaltourismus, weil ich bisher noch nicht was wirklich negatives in dieser Richtung erlebt habe. Wir hatten eben immer das gesunde Mittelmaß - beispielsweise waren Eckdaten der Reise vorher geplant und auch ein paar Höhepunkte, aber der Rest war individuell. Das finde ich nicht so übel. Naja, und es kommt halt wie gesagt immer darauf an, was für Voraussetzungen ich selber mitbringe. Als Berufstätiger muss man seine 4 Wochen Urlaub, wenn man sie denn am Stück bekommt, tatsächlich planen. Da ist man an feste Zeiten gebunden und muss schauen, dass man so viel wie möglich "mitnehmen" kann an Eindrücken. Man will sich ja auch nicht überfordern. Na, die meisten kennen das Problem sicher. Insofern sind  absolut im Vorteil. Aber das ist eben auch nicht jedermanns Sache, immer "on Tour" zu sein. Meine wäre es nicht. Ich bewundere und beneide jeden, der das macht, aber ich könnte es nicht, dafür bin ich viel zu gerne auch mal "zu Hause". Wir haben in Kanada ein älteres Paar kennengelernt, Rentner, die hatten ihr Haus verkauft und statt dessen einen riesigen Wohnwagen, voller Bücher und so, und damit standen sie mal ein paar Monate hier und mal da, und sie klapperten immer  alle ihre Kinder ab, die in den USA und in Kanada verstreut wohnen. Das hat uns NATÜRLICH fasziniert - aber mein Ding wäre sowas trotzdem nicht.
So ist eben jeder anders drauf, auch was das Reisen angeht. Aber es stimmt natürlich, man muss beim Pauschaltourismus sehr aufpassen, was man sich oder anderen da eventuell antun könnte. Aber mittlerweikle gibt es ja wirklich gute Angebote, meine ich.

lg
die Müllerstochter  :hallo:

(Wieso eigentlich "angehende" Müllerin? Bin ich schon seit meiner Geburt.  :icon_wink: Nur wenn ich mal den Prinzen heiraten sollte, wird das anders. Aber tief im Herzen, nicht wahr, bleibt man trotdem eine Müllerstochter.  :icon_mrgreen:)
www.muellerstochter.de

Reisen heisst, zurückkehren wollen - das Geringe schätzend zurückzukehren. (Verfasser unbekannt)

oribi

Gut - dann eben Müllerstochter ;-)

ich will eigentlich nur noch ergänzen, dass ich mit Deiner Meinung ziemlich genau auf einer Wellenlinie liege; ich sehe es also ähnlich.

Bis bald
Enrico

bikeromi

Liebe, liebe Müllerstochter,

wie sehr Du mir doch aus der Seele sprichst -  mit Deinen schönen Worten zu diesem Thema. Schön hast Du das gesagt:
„Jeder lebt SEIN Leben, das voll ist von Erlebnissen welcher Art auch immer“. Und wer Lust hat kann sich dafür interessieren oder auch nicht, würde ich hinzufügen.
Und auch Deine Zeile: „SO wahnsinnig individuell ist seit "Lonely Planet" auch kein Individualreisender mehr“. Das Individuelle daran ist möglicherweise nur das, was nicht auf irgendeiner Internetseite steht, was nicht zu beschreiben ist und nur im Herzen derer, die ERLEBEN einen Platz findet.

Ich kann Dir nur zustimmen!
Liebe Grüße bikeromi