Malariaprophylaxe - Segen oder Fluch?

Begonnen von Rastlos, Oktober 05, 2007, 16:01:21

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Wie geht Ihr mit Malaria um?

Ich nehme immer eine Prophylaxe ein
5 (35.7%)
Ich setze lieber auf ein Standby-Mittel
6 (42.9%)
Ich verzichte auf die Vorsorge und schütze mich lieber durch lange Kleidung und einen Mückenschutz
2 (14.3%)
Ich meide Gebiete mit Malaria
1 (7.1%)

Stimmen insgesamt: 14

Rastlos

Zitat von: Lilith am Mai 06, 2008, 10:51:18
Ich setze auf lange, helle Kleidung, Mückenschutzmittel und ein Mückennetz, dazu noch ein Standby-Medi, damit ich was einwerfen kann wenn ich Fieber kriege und nicht sofort in ein gutes Krankenhaus kann. Bis jetzt war ich aber auch noch nie in Hochrisikogebieten.
:icon_scratch: Wenn Du noch nie in einem Risikogebiet warst, warum nimmst Du dann ein Standby-Mittel mit?

Generell zum Thema Standby-Mittel: Ich kann die Leute nur immer wieder davor warnen, sich einer Eigendiagnaose hinzugeben und ein Mittel einzuwerfen, OHNE wirklich zu wissen, was man hat. Auftretendes Fieber kann zum einen ganz harmlos sein (also nichts zu bedeuten haben) oder z.B. auch Dengue bedeuten und da ist eine ganz andere Vorgenhensweise angebracht.
Malaria kann nur ein Arzt sicher durch einen Bluttest diagnostizieren, dafür braucht es noch nicht einmal ein Krankenhaus. In betroffenden Ländern weiss in der Regel JEDER Arzt Bescheid.
Wer rastet der rostet und es gibt einfach zu viel Schönes auf unserer Erde zu entdecken!
www.weltbummeln.de

Lilith

Ich sagte Hochrisikogebiet, ich war schon in Risikogebieten.
Gucke hier was ich damit meine: http://www.reisemed.at/images/malari2.jpg

Nun, es kommt halt ganz auf die Situation an. Stell dir vor du bekommst Fieber und bist irgendwo an einem abgelegenen Ort und hast 2-3 Tage bis du bei einem Arzt sein kannst. Ich war zB auf einer Trekkingtour, dort hätten wir locker 2 Tage gebraucht bis zu einem Arzt, der in der Lage war einen Bluttest zu machen. Ein Standbymittel kann in einem solchen Fall helfen, da es verhindert das man ein Lebenlang mit den Symptomen kämpfen muss. Wenn es dann tatsächlich nur normales Fieber war, dann wäre es auch nicht schlimm ein Standbymittel einzunehmen, die sind nicht anders als die Prophylaxemittel und dementsprechend kann es dir höchstens davon übel werden. Wenn du so krass sein willst, dann dürftest du zB nie Aspirin verwenden wenn du in einem Gebiet bist wo Dengue bekannt ist. Denn wenn du Dengue kriegst, Fieber hast und dir ne Aspirin einschmeist kann das tödlich enden....so viel zur Selbstmedikation....

Rastlos

#12
Zitat von: Lilith am Mai 09, 2008, 08:30:29
Nun, es kommt halt ganz auf die Situation an. Stell dir vor du bekommst Fieber und bist irgendwo an einem abgelegenen Ort und hast 2-3 Tage bis du bei einem Arzt sein kannst. Ich war zB auf einer Trekkingtour, dort hätten wir locker 2 Tage gebraucht bis zu einem Arzt, der in der Lage war einen Bluttest zu machen. Ein Standbymittel kann in einem solchen Fall helfen, da es verhindert das man ein Lebenlang mit den Symptomen kämpfen muss.
Da gebe ich Dir selbstverständlich absolut recht und genau für eine solche Situation ist ein Standby auch gedacht (s. mein Posting am Anfang des Threads).
Nur leider wird von unglaublich vielen Touristen pauschal ein Standby-Mittel gekauft und mitgenommen, obwohl sie sich ein geeigneter "Reichweite" zu einem Arzt befinden. Viele dieser Leute gehen dann im Falle von Krankheitssymptomen auch nicht zum Arzt, sondern werfen sich dann gutgläubig das Standby ein.
Nur aus diesem Grund erfolgte mein obiger Hinweis, nicht etwa um Dir irgendetwas böses zu wollen  :icon_wink:

Zitat von: Lilith am Mai 09, 2008, 08:30:29Wenn es dann tatsächlich nur normales Fieber war, dann wäre es auch nicht schlimm ein Standbymittel einzunehmen, die sind nicht anders als die Prophylaxemittel und dementsprechend kann es dir höchstens davon übel werden.
Nun, da muss ich Dir allerdings widersprechen, denn je nach Mittel sind die Nebenwirkungen doch schon deutlich anders als "nur" Übelkeit. Zudem wird bei akuter Malaria-Behandlung eine höhere Dosis verwendet.
Es kommt obendrein noch hinzu, dass nicht alle Mittel in den verschiedenen Ländern gleich wirksam sind (Stichwort Resistenz). Was Dir hier in Deutschland ein Arzt als Medikament empfiehlt, muss noch lange nicht die geeignete Wahl sein, dafür fehlt es den hier ansässigen Ärzten einfach an der nötigen Erfahrung. Die Ärzte vor Ort hingegen wissen sehr genau, welches Mittel zur Behandlung am besten geeignet ist.

Zitat von: Lilith am Mai 09, 2008, 08:30:29Wenn du so krass sein willst, dann dürftest du zB nie Aspirin verwenden wenn du in einem Gebiet bist wo Dengue bekannt ist. Denn wenn du Dengue kriegst, Fieber hast und dir ne Aspirin einschmeist kann das tödlich enden....so viel zur Selbstmedikation....
Absolut richtig und deswegen gehört bei solchen Gebieten (bin ich gerade erst gewesen) Aspirin auch nicht in MEINE Reiseapotheke, sondern Paracetamol.
Das hat auch nichts mit "krassen" Ansichten zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand  :icon_wink:
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hannes

@ Jens,

Wie beurteilst Du jetzt die Malariasituation in Sao Tome aufgrund Deines Trips ?
Soll Hochrisikogebiet sein.
Ich war 2x dort, Juni und August/September, aber besonders viel Mücken waren weder im Wald noch an der Küste.
Für mich war das "malariatechnisch" harmos - verglichen mit anderen Regionen.

Rastlos

Zitat von: hannes am Mai 09, 2008, 14:38:20
Wie beurteilst Du jetzt die Malariasituation in Sao Tome aufgrund Deines Trips ?
Soll Hochrisikogebiet sein.
Ich war 2x dort, Juni und August/September, aber besonders viel Mücken waren weder im Wald noch an der Küste.
Für mich war das "malariatechnisch" harmos - verglichen mit anderen Regionen.
Obwohl ich ja zur Regenzeit dort war, also eigentlich ein noch höheres Risiko bestehen sollte, bin ich tagsüber nur auf der Ilheu Rolas mit Mücken in Kontakt gekommen. Ansonsten gab es abends überall auf der Insel vereinzelte Mücken, jedoch auch wesentlich harmloser als bei anderen meiner Reiseziele.

Jedoch spielt es ja im Grunde genommen auch keine Rolle wieviele Mücken man bemerkt, es reicht schließlich schon eine einzige für eine Ansteckung. Und da liegt bzgl. Sao Tome wohl eher das Hauptproblem, denn zu mind. 85% kommt die gefährliche Malartia tropica vor - ganz zu schweigen von Dengue - und ist damit natürlich ein Hochrisikogebiet.

Allerdings ist die medizinische Versorgung vor Ort wirklich so gut, dass ich bei einem erneuten Besuch wahrscheinlich von einer Prophylaxe Abstand nehmen würde.
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Lilith

^^ Klar, wenn natürlich jemand einfach das Medi einwirft und denkt davon wird er gesund ohne zu nem Arzt zu gehen oder das Zeug einnimmt, obwohl ein Arzt in Reichweite ist, ist das natürlich total beknackt....ich hoffe so doof sind nicht allzu viele Leute...ist ja höchst gefährlich.

Tja das mit dem Aspirin wissen leider sehr wenige Leute...ich hab in Thailand ein Mädel getroffen, welches sich Aspirin in mengen eingeworfen hat, da sie Fieber hatte und Kopfschmerzen, aber net zu einem Arzt wollte ("die sind hier doch im Mittelalter") was natürlich absolut behämmert ist.

Für mich ist das Standby eine absolute Notlösung. Wegen den Nebenwirkungen hast du natürlich Recht, aber ich nehme bei einem Notfall das lieber in Kauf und dafür eine besser Chance auf gute Heilung.

Rastlos

Zitat von: Lilith am Mai 09, 2008, 20:36:33
^^ Klar, wenn natürlich jemand einfach das Medi einwirft und denkt davon wird er gesund ohne zu nem Arzt zu gehen oder das Zeug einnimmt, obwohl ein Arzt in Reichweite ist, ist das natürlich total beknackt....ich hoffe so doof sind nicht allzu viele Leute...ist ja höchst gefährlich.
Du würdest Dich wundern, wieviele solcher Leute es doch tatsächlich gibt  :icon_eek:

Auch immer sehr beliebt bei unzähligen unwissenden/unerfahrenen ( ???) Touristen ist die Einnahme einer Prophylaxe in völlig unbedenklichen Gebieten. Die gehen hier in Deutschland zu ihrem Hausarzt und sagen "Ich fahre zum Urlaub nach Thailand." (mal als Beispiel). Der Arzt schaut kurz nach und findet, dass es Malaria in Thailand gibt, worauf er natürlich eine Prophylaxe verschreibt (verdient er ja schließlich auf Geld dran  :icon_wink:). Das sich die Malaria aber nur auf bestimmte Gebiete beschränkt und die meisten Touristen dort gar nicht hinfahren, interessiert dabei scheinbar nicht.  :icon_rolleyes:
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Lilith

Tja, dann haben die Leutchen wohl Glück das nicht mehr passiert. Ich persönlich gehe ja immer ins Tropeninstitut wenn ich in Gebiete fahre die gefährlich sein könnten. Da gibts gleich die Impfungen und die sagen dann einem schon obs nun sinnvoll ist was zu nehmen oder nicht. Und in den Zeiten des Internets kann man sich ja wirklich selber immer schon sehr sehr gut auf alles vorbereiten.

hannes

Das Tropeninstitut in Österreich ist auch ein guter Kunde der Pharmaindustrie und würde hier alles empfehlen, was es so an Medikationen gibt.
Als ich sie dann wirklich wegen meiner Malaria (tertiana) benötigte, wollte man für die Diagnose gleich groß abkassieren.
Die tropenmedizinische Abteilung eines größeren Wiener Spitals hat dann Diagnose + Therapie auf Krankenschein also umsonst gemacht.
War aber auch bei mir nur ambulant nötig.
Weiß nicht, was das gekostet hätte, wenn ich bei einer Tropica einen stationären Aufenthalt gehabt hätte.

Ein weiteres Beispiel, daß man nicht nur nach Land, sondern auch nach Landesteil differenzieren muß:

Lariam wird für Äthiopien als Pflicht angesehen:

2002 war ich im Omo-Delta, dort herrscht durch den Fluß schwüles Savannenklima, dort ist die Prophylase durchaus angebracht.
2007 war ich dann in der äthiopischen Danakil - Wüste, dort existieren mangels Feuchtigkeit garantiert keine Moskitos. Deshalb ist es hier auch sinnlos Prophylaxe zu machen.

Lilith

Nun ich bin bei uns ganz zufrieden mit dem Tropeninstitut. Bei uns übernimmt so oder so die Krankenkasse einen Teil der Impfungen, da ich ne Zusatzversicherung hab.
Gratis kriegt man in der Schweiz leider nirgends ne Behandlung ;)

Klar, Rastlos hat ja schon erwähnt, dass es nur in einigen Teilen der Ländern oder je nach Zeit gefährlich ist. Sieht man ja auch immer auf den Malariakarten.