Malariaprophylaxe - Segen oder Fluch?

Begonnen von Rastlos, Oktober 05, 2007, 16:01:21

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Wie geht Ihr mit Malaria um?

Ich nehme immer eine Prophylaxe ein
5 (35.7%)
Ich setze lieber auf ein Standby-Mittel
6 (42.9%)
Ich verzichte auf die Vorsorge und schütze mich lieber durch lange Kleidung und einen Mückenschutz
2 (14.3%)
Ich meide Gebiete mit Malaria
1 (7.1%)

Stimmen insgesamt: 14

Rastlos

So, damit wir in einem anderen Thread nicht zu weit abschweifen, können wir das Thema Malariaprophylaxe wohl am besten hier diskutieren  :icon_wink:

Wie geht Ihr mit diesem Thema um? Nehmt Ihr eine Prophylaxe ein, habt ein Standbypräparat dabei oder verzichtt völlig auf die Chemie?
Wer rastet der rostet und es gibt einfach zu viel Schönes auf unserer Erde zu entdecken!
www.weltbummeln.de

Rastlos

Meine Meinung zu diesem Thema:

Ich nehme mittlerweile Abstand von einer Prophylaxe weil einfach zu Bedenken ist, dass eine vermehrte Anwendung solcher Prophylaxen zur Resistenz der Malariaerreger führt bzw. schon weltweit geführt hat. Dies erschwert die Behandlung von Malariaerkrankten ungemein.
Zudem ist durch die Einnahme einer Prophylaxe KEIN 100%iger Schutz gewährleistet (teilweise sogar nur 60%), verleitet jedoch gerne zu einem fälschlichen Sicherheitsgefühl und zur Vernachlässigung des Mückenschutzes - von evtl. Nebenwirkungen mal ganz abgesehen. Der Beste Schutz vor Malaria ist und bleibt nunmal langärmlige Kleidung in der Dämmerung und ein gutes Mückenschutzmittel und damit bin ich auch seit Jahren gut gefahren.

Auch die mittlerweile gerne genutze Variante des Standbymittels ist eigentlich Unsinn. Die Mitnahme eines Standby-Präparates ist meistens nicht sinnvoll, denn diese Medikamente dienen lediglich der Notversorgung für Gebiete abseits der normalen touristischen Versorgung, also wenn man nicht innerhalb von 24-48 Stunden einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen kann. Zudem wissen die Ärzte vor Ort am besten, welches Medikament zur Behandlung effektiv eingesetzt werden kann. Ein Arzt wird auch ersteinmal feststellen, ob überhaupt eine Malariainfektion vorliegt, denn evtl. handelt es sich ja auch um etwas anderes (z.B. Dengue). Wenn man aber durch eine Eigendiagnose bzw. Eigenbehandlung eine falsches Medikament benutzt, wägt man sich evtl. in falscher Sicherheit und kann unter Umständen wertvolle Zeit bei der richtigen Behandlung verlieren!

Unabhängig ob Vorsorge und nicht, bei auftretendem Fieber (uch lange Zeit nach der Rückkehr) muss ich ja dann sowieso zum Arzt, der feststellt, ob es sich überhaupt um Malaria oder z.B. Dengue handelt.
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woelfi

Hallo zusammen,

mit der Malaria-Prophylaxe bin ich inzwischen auch etwas vorsichtig geworden. Ich kann mich der Meinung von Jens nur anschließen. Die Gefahr, daß man resistent gegen die Mittel wird, schätze ich auch ziemlich hoch ein. Auf den Schutz würde ich zumindest verzichten bei Reisen in die nicht so ganz gefährlichen Gegenden dieser Erde.

Bei Gebieten, die hochgradig gefährdet sind, sollte man es sich allerdings schon überlegen.
Liebe Grüsse

Wolfgang

FlashMan

Hi,

bisher habe ich in Malariagebieten immer auf Prophylaxe gesetzt.

Allerdings bin ich auch nicht unbedingt in jedem Jahr in Malariagebieten unterwegs ( mit Ausnahme der letzten 2 Jahre  :icon_biggrin: ) und schon garnicht mehrmals im Jahr. Deshalb bin ich der Meinung, dass dann die Prophylaxe auch Sinn macht.

Die meisten Reiseleiter, die ich kennengelernt habe, nehmen auch keine Malariamittel. Sollen sie auch das ganze Jahr Tabletten schlucken? Sicher nicht!

Wichtiger als Ja oder Nein ist für mich eher die Wahl des Mittels! Da gibt es ja auch mehrere Präparate auf dem Markt mit den unterschiedlichsten "Neben"-Wirkungen und Preisen  :angry1:.

Gruß und immer Malariafreie Reisen.

Christian
https://www.trekking-experience.de/
Meine persönlichen Reiseberichte von 4 Kontinenten!

Alle haben gesagt: "Das geht nicht!"
Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemach

Rastlos

Zitat von: wölfi am Oktober 05, 2007, 18:29:53
Die Gefahr, daß man resistent gegen die Mittel wird, schätze ich auch ziemlich hoch ein.
Um da einem evtl. Mißverständnis vorzubeugen: MAN kann nicht resistent gegenn die Mittel werden. Bei vermehrtem Einsatz von Prophylaxen werden allerdings die Erreger resistent und somit verliert das Mittel im Laufe der Zeit seine Wirksamkeit. Dabei verlieren aber auch die Mittel, die zur akuten Bekämpfung eingesetzt werden an Wirksamkeit. Die Pharma-Industrie muss also immer stärkere Medikamente auf den Markt bringen, um dem entgegen zu wirken.

Zitat von: FlashMan am Oktober 05, 2007, 18:56:02
llerdings bin ich auch nicht unbedingt in jedem Jahr in Malariagebieten unterwegs ( mit Ausnahme der letzten 2 Jahre  icon_biggrin ) und schon garnicht mehrmals im Jahr. Deshalb bin ich der Meinung, dass dann die Prophylaxe auch Sinn macht.
Das Problem kommt ja auch nicht durch Einsatzhäufgkeit eines einzelnen zustande, sondern durch den vermehrten Einsatz von der Vielzahl der Touristen. Man kann sich oftmals nur wunder, dass sogar Strandurlauber mit Prophylaxen versorgt sind, die niemals in die Nähe eines Moskitos kommen  :icon_lol:

Zitat von: FlashMan am Oktober 05, 2007, 18:56:02
Wichtiger als Ja oder Nein ist für mich eher die Wahl des Mittels! Da gibt es ja auch mehrere Präparate auf dem Markt mit den unterschiedlichsten "Neben"-Wirkungen und Preisen  :angry1:.
Ich kann nur hoffen, dass man dann an einen wirklich guten Tropenmediziner gerät, denn nicht jedes Mittel ist in jedem Gebiet sinnvoll (mal wieder die Resistenz  :icon_wink:). Welches Mittel wirklich wirksam ist, wissen die Ärzte vor Ort am Besten.
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hannes

So ist es die Touristen werden nicht resistent die Stechmücken eigentlich auch nicht, die Plasmodien dagegen schon   
Ich glaub aber auch nicht, daß die Mittel zur Therapie an Wirksamkeit verlieren, weil dies sich wieder deutlich von denen zur Prophylaxe unterscheiden, so meine Tropenmediziner vor nunmehr bereits 15 Jahren.
Die Mittel zur Prophylaxe werden dagen wirkungsloser, weil damit ja die überwiegenden Mehrheit der (gestochenen) Touristen herunläuft.

ZitatUnabhängig ob Vorsorge und nicht, bei auftretendem Fieber (uch lange Zeit nach der Rückkehr) muss ich ja dann sowieso zum Arzt, der feststellt, ob es sich überhaupt um Malaria oder z.B. Dengue handelt.

Das Problem ist oft auch, das es diesen nicht gibt und man sich erst in mehrtätigen Etappen durch den Regenwald schleppen müßte um einen solchen zu erreichen (z.B. in Neuguinea).

Die beste Prophylaxe ist allemal sich einmal infiszieren zu lassen, dies zu überstehen (in der westlichen Welt ist die Malaria gut behandelbar, soferne man diese rechtzeitig durchführt). 
Dann hat man ein für alle Mal die Antikörper im Blut und erkrankt in der Regel kaum mehr daran.
Nach dem gleichen Prinzip funktioniert dies auch bei den Einheimischen, die erkranken in der Kindheit in der Regel alle daran und wenn sie dies überleben, dann haben sie ein natürliches Schutzschild dagegen entwickelt.

Leider ist Malaria nicht gleich Malaria. Es gibt zumindest 3 häufige Varianten:

Tropica, Tertiana, Quartana.

Die beiden letzten sind realtiv harmlos, aber auch relativ lästig wie ich selbst erfahren durfte. Alle 3 oder 4 Tage über 40 Grad Fieber, wenn auch nur für 8 - 12 Stunden, machen Dich beim Arbeitgeber und bei den Kollegen unglaubwürdig.
Zudem kann dieser Stamm auch unbehandelt die Leber angreifen.

Die Tropica dagegen ist unbehandelt wirklch lebensgefährlich.

Behandeln lassen sich aber alle Varianten bei uns relativ gut und sicher mit starker Medikation, die in der Regel auch gut verträglich ist (ich hatte keinerlei Probleme), aber nicht als Prophylaxe eingesetzt wird.

Ich habe nachweisbare Antikörper im Blut. Sollte meines Wissens nicht mehr Blutspenden (obwohl mein Blut jetzt wertvoller ist  :icon_smile:). Weiß aber nicht, ob diese Antikörper nur vor meiner Tertiana, oder auch erhöhten Schutz gegen die Tropica bieten.

Interessant auch, daß heute für Hochrisikogebiete noch immer das gleiche Lariam wie vor 20 Jahren empfohlen wird. (Zumindest laut meiner Apotheke).

Malaria wird auch aufgrund der Klimaerwärmung ein Thema für Europa werden.

Rastlos

Zitat von: hannes am Oktober 05, 2007, 23:40:58
Ich glaub aber auch nicht, daß die Mittel zur Therapie an Wirksamkeit verlieren, weil dies sich wieder deutlich von denen zur Prophylaxe unterscheiden, so meine Tropenmediziner vor nunmehr bereits 15 Jahren.
Meines Wissens nach stimmt das so nicht. Als Mittel bei diagnostizierter Malaria werden häufig die "normalen" Prophylaxen in höheren Dosierungen eingesetzt (s. das von Dir angesprochene Lariam). Es sind aber natürlich auch noch andere Mittel auf dem Markt, die zur Zeit NUR zur akuten Behandlung genutzt werden, bei stärker voranschreiternder Resistenz aber auch schon bald als normale Prophylaxe zu erhalten sind, da die früheren Mittel unwirksam sind.

Zitat von: hannes am Oktober 05, 2007, 23:40:58
Das Problem ist oft auch, das es diesen nicht gibt und man sich erst in mehrtätigen Etappen durch den Regenwald schleppen müßte um einen solchen zu erreichen (z.B. in Neuguinea).
Genau für solche Situation sind ja auch die Standby-Mittel gedacht und sinnvoll. Eine Prophylaxe "rettet" Dich da auch nicht  :icon_wink:

Zitat von: hannes am Oktober 05, 2007, 23:40:58
Die beste Prophylaxe ist allemal sich einmal infiszieren zu lassen, dies zu überstehen (in der westlichen Welt ist die Malaria gut behandelbar, soferne man diese rechtzeitig durchführt). 
Dann hat man ein für alle Mal die Antikörper im Blut und erkrankt in der Regel kaum mehr daran. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert dies auch bei den Einheimischen, die erkranken in der Kindheit in der Regel alle daran und wenn sie dies überleben, dann haben sie ein natürliches Schutzschild dagegen entwickelt.
Einspruch    Eine gewisse Grundimmunisierung ist nur in solchen Fällen nachgewiesen, in denen die erste Infizierung tatsächlich im Kindesalter erfolgt war. Eine Infizierung bei Erwachsenen bzw. Jugendlichen führt nicht zu einer gewissen Immunisierung.

Zitat von: hannes am Oktober 05, 2007, 23:40:58
Leider ist Malaria nicht gleich Malaria. Es gibt zumindest 3 häufige Varianten: Tropica, Tertiana, Quartana.
Die Tropica dagegen ist unbehandelt wirklch lebensgefährlich.
Genau aus diesem Grund sollte man bei auftretendem Fieber, auch lange Zeit nach der Rückkehr aus dem Urlaub, unbedingt zum Arzt und sich auf Malaria untersuchen lassen!

Zitat von: hannes am Oktober 05, 2007, 23:40:58
Ich habe nachweisbare Antikörper im Blut. Sollte meines Wissens nicht mehr Blutspenden (obwohl mein Blut jetzt wertvoller ist  :icon_smile:). Weiß aber nicht, ob diese Antikörper nur vor meiner Tertiana, oder auch erhöhten Schutz gegen die Tropica bieten.
Wissenschaftliche Untersuchungen zur Folge, hast Du, trotz einiger Antikörper, keinen Schutz vor einer weiteren Infizierung (s. oben).

Zitat von: hannes am Oktober 05, 2007, 23:40:58
Malaria wird auch aufgrund der Klimaerwärmung ein Thema für Europa werden.
Das kommt tatsächlich schneller als wir denken  :icon_wink:
Wer rastet der rostet und es gibt einfach zu viel Schönes auf unserer Erde zu entdecken!
www.weltbummeln.de

Tobi

bin auch seit kurzem der meinung auf die prophylaxe zu verzichten, kann eure meinung nur unterstreichen. hab aber trotzdem für die stand by gestimmt, hab sicherheitshalber immer eine packung malarone dabei, zwar teuer, aber wenn ichs nicht brauche verkauf ichs daheim dem nächsten der fährt. in der tasche hab ich das zeug genau aus dem "14 tage dschungeltrek" grund. sicherheitshalber. wenn ich irgendwo in der zivilisation bin werd ich mich selbstverständlich erst mal in die obhut eines mediziners geben bevor ich mir selbst die medikation verordne. bester schutz bleibt nach wie vor nicht stechen lassen! es lebe "Anti-Brumm" und safarihemd :icon_mrgreen:!

tobi
World, put your helmet on and get ready for us!

https://www.tobitrips.de

Reisehexe

#8
Habe vor 2 Jahren zum 1 Mal Malarone genommen und ich muß sagen, daß es mir am 3 Tag ziemlich beschißen ging....zusätzlich habe ich mich noch eingecremt. Nach dem Urlaub hatte ich gerade mal 2 Stiche abbekommen...beim nächsten Mal bin ich mir unsicher, ob ich dieses Zeug wirklich noch mal nehmen soll.
Die Welt ist wie ein Buch, wer nicht reist, hat nur eine Seite gelesen!

Lilith

Ich setze auf lange, helle Kleidung, Mückenschutzmittel und ein Mückennetz, dazu noch ein Standby-Medi, damit ich was einwerfen kann wenn ich Fieber kriege und nicht sofort in ein gutes Krankenhaus kann. Bis jetzt war ich aber auch noch nie in Hochrisikogebieten.