Tunesien

Begonnen von Claudia Poser, Oktober 02, 2007, 17:05:38

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Claudia Poser

ZitatHallo Claudia,

gibt es eigentlich keine anderen Probleme in Tunis als Vergnügungsparks?

Kannst Du mal etwas zu den sozialen Schwierigkeiten in diesem Land sagen?

Was erwartet den Reisenden auf seiner Route, wenn er das Land betritt? 

Das Land Tunesien

An der nördlichsten Spitze Afrikas liegt Tunesien: flächenmäßig der kleinste unter den nordafrikanischen Ländern.

Die Geschichte des Landes ist spannend. Römer kämpften mit Karthago um die Vorherrschaft im Mittelmeer, der große Lehrer der römisch-katholischen Kirche, der heilige Augustinus, wurde in Tunesien geboren und lebte dort, Vandalen errichteten einen germanischen Staat, Byzantiner vertrieben sie, islamische Heere eroberten das Land, Araber- und Berberdynastien regierten, bis sie von den Türken vertrieben wurden , die ihrerseits den Franzosen weichen mussten.
1956 wurde Tunesien als unabhängig erklärt.

Die Tunesische Republik ist gemäß Artikel 1 der Verfassung ein freier, unabhängiger, souveräner Staat, seine Religion ist der Islam, seine Sprache das Arabische und die Staatsform die Republik.

Die tunesische Wirtschaft ist heute eine moderne, Entwicklungs- und leistungsfähige Marktwirtschaft, die auf einem effizienten Agrarsektor, einer expandierenden verarbeitenden Industrie und einem besonders dynamischen Tourismusbereich beruht.

Soziales Tunesien
Reform der tunesischen Krankenversicherung

Das tunesische Krankenversicherungssystem soll reformiert werden, um so eine Verbesserung der medizinischen Versorgung sowie der Verfügbarkeit von Medikamenten zu gewährleisten. Diese Zielsetzung ist die Grundlage für das Gesetz Nr. 2004-71 vom 2. August 2004, welches zum 1. Juli 2005 in Kraft treten wird. Zur endgültigen Umsetzung der Reform bedarf es aber noch des Erlasses von Verordnungen, die den gesetzlichen Rahmen mit konkreten Inhalten füllen.

Wichtige Neuerung ist die Einführung einer obligatorischen Grundversicherung, die die Behandlung in Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitswesens regelt. Daneben kann eine freiwillige Zusatzversicherung vom Versicherungsnehmer abgeschlossen werden.

Die Umsetzung des neuen Systems wird von einer neu eingerichteten „Caisse Nationale d’Assurance Maladie“ (CNAM) getragen, die dem Ministerium für soziale Sicherheit unterstellt ist und auch die Zuständigkeit für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sowie für Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall übernimmt.

Der Beitragssatz für die gesetzliche Basisversicherung im Rahmen des neuen Krankenversicherungssystem wird 6,75% des Arbeitslohnes bzw. der Bezüge betragen (Arbeitsgeberanteil 4% - Arbeitnehmeranteil 2,75%). Weiterhin zieht die „Caisse Nationale de la Sécurité Sociale“ (CNSS) sämtliche Beiträge ein und leitet diese dann an die CNAM weiter. Unklar ist noch, ob und in welcher Höhe die CNSS-Beiträge aufgrund der Auslagerung der neuen Krankenversicherung sinken werden. Bislang beträgt der Arbeitnehmeranteil 7,75% der Arbeitgeberanteil 16% vom Bruttolohn.
Der ausländische Patient geht nach Tunesien

Nach einem Bericht von Jeune Afrique gibt es immer mehr britische Staatsbürger, die sich zur medizinischen Behandlung in private tunesische Kliniken begeben. Durch die Engpässe im englischen Gesundheits- und Operationswesen gibt es oft monatelange Wartezeiten für Operationen, Wartezeiten, die es in tunesischen Privatkliniken nicht gibt. Daher schlossen einige britische Organisationen inzwischen Probeverträge mit tunesischen Kliniken ab, um ihre Patienten dort, nur zwei Flugstunden von London entfernt, in Zukunft möglicherweise in größerer Zahl medizinisch versorgen zu lassen. Eine schon seit langem etablierte Klientel sind Patienten aus den Nachbarländern Algerien und Libyen. Sie tragen zu einem Großteil dazu bei, dass die privaten tunesischen Kliniken fast 40% ihres Umsatzes mit Kunden aus dem Ausland erzielen. Im Polyklinikbereich hat der Anteil der privaten Häuser inzwischen 20% erreicht, mit 2.500 Arbeitskräften und einem jährlichen Umsatz von Euro 150 Mio. Insgesamt beschäftigt der private Gesundheitssektor in Tunesien bereits 14.000 Menschen. Zur Zeit interessieren sich auch erste ausländische Gesellschaften für den Aufbau sog. Offshore-Kliniken in Tunesien, ermöglicht durch ein neues Gesetz vom 7. August 2001, erlaubt ab einer Beteiligung von mindestens 67% Auslandskapital. Außer dem Operationsgeschäft ist auch der Bereich Kuren und Nachbehandlung im Wachstum begriffen, neben englischen Patienten nutzen auch zunehmend deutsche, österreichische und skandinavische Rehabilitierungsbedürftige das tunesische Angebot, besonders die Thalassotherapie. In diesem Bereich ist das Land nach Frankreich inzwischen weltweit der zweitgrößte Anbieter.
Gesundheitswesen:

Mehr Vorsorge Tunesien möchte in Zukunft mehr für die Gesundheitsvorsorge tun. Im Rahmen des laufenden 10. Fünfjahresplans (2002-2006) sollen Euro 50 Mio. für diesen Bereich aufgewendet werden. Insgesamt sind in dieser Periode insgesamt Euro 350 Mio. für das Gesundheitswesen vorgesehen. Neben der verstärkten Information in den Schulen und Universitäten soll das seit 1979 laufende nationale Impfprogramm (Programme National de Vaccination â€" PNV) weiter fortgeführt werden, um bei solchen Impfungen wie gegen Masern, Keuchhusten und Tetanus die Impfquote auf über 90 Prozent der Bevölkerung zu steigern. Diese Impfungen sind heute bereits für alle Kinder im Alter zwischen neun Monaten und zwei Jahren verpflichtend und kostenlos.
Gesundheitswesen:

Mehr ambulante Versorgung in den Regionen Die tunesischen Behörden möchte die Kapazitäten der ambulanten Versorgung in den einzelnen Landesregionen weiter ausbauen. Um dies für alle Regionen gewährleisten zu können, müssen zunächst weitere Zentren eingerichtet und die entsprechenden medizinischen und paramedizinischen Fachkräfte ausgebildet werden. Begonnen wird mit diesem Programm in den Universitätskrankenhäusern in sieben großen Städten (Tunis, Sousse, Gabes, Jendouba, Monastir, etc.).
Arbeitnehmer:
Ankündigung eines Mindestlohnes

Anlässlich des Tages der Arbeit kündigte Präsident Ben Ali Mindestlöhne im Agrarbereich und in der Industrie an. Die Höhe der Mindestlöhne wird in Gesprächen mit den betroffenen gesellschaftlichen Gruppen festgelegt. Er bekräftigte seine Entscheidung, daß alle Beschäftigten, auch wenn sie nicht organisiert seien, in den Genus der Mindestlöhne kommen sollen. Außerdem gab er eine Studie in Auftrag, die Konfliktpotential und mögliche Verwerfungen im privaten und öffentlichen Sektor analysieren soll, damit die Rechte aller Beteiligten gewahrt würden.


ZitatWas erwartet den Reisenden auf seiner Route, wenn er das Land betritt?

Sicher kommt dies auch darauf an wo man in Tunesien unterwegs ist.

Claudia
Claudia Poser